Hochzeit in Hardingsholm
irgendwie aktiv werden muss. Die Baustellen stehen still …«
»Moment!« Hellen blieb stehen. »Auf der Fahrt nach Stockholm bin ich über eine der Baustellen am Fjord geflogen. Gibt es da noch andere außer deiner Baustelle?«
Erik schüttelte den Kopf.
»Dort wurde gearbeitet«, stellte Hellen richtig. »Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht.«
Erik wirkte mit einem Mal sehr beunruhigt. »Dort kann nicht gearbeitet werden, die Polizei hat die Baustelle dichtgemacht.«
»Wenn du willst, kann ich dich dorthin fliegen«, schlug Hellen vor.
Erik war sofort einverstanden. »Ich bin gespannt, was das zu bedeuten hat. Es ist allemal besser, als nichts zu tun.«
»Da unten ist es!« Hellen zog die Maschine ein bisschen tiefer, sodass sie beide die Baustelle mit dem fast fertigen Haus, die geparkten Wagen und die offensichtlich arbeitenden Männer sehen konnten.
Erik wirkte sehr verwirrt. Hellen setzte zur Landung an, was die Leute unten in hektische Aktivität zu versetzen schien. Die Männer rannten zu den Wagen, manche schienen auf dem Weg schnell noch Dinge einzusammeln. Dann senkte die Maschine sich auf das Wasser, und die aufspritzende Gischt und die Bäume am Ufer versperrten ihnen die Sicht.
Erik sprang bereits aus dem Flugzeug, kaum dass sie den Steg erreicht hatten. Hellen eilte sich, die Maschine zu vertäuen, bevor sie ihm folgte.
Sie sah Erik über die Wiese zur Baustelle laufen, vor sich auf dem Kiesweg Richtung Norrtälje die Staubwolke der Fahrzeuge.
»Ich schaue mal, ob jemand in den Bauwagen eingebrochen ist«, rief Erik ihr zu.
Hellen nickte. Der überstürzte Aufbruch der Männer schien zu beweisen, dass hier etwas nicht stimmte. Aber was?
Hellen schlenderte langsam über den Platz, als ihr Blick auf eine Papierrolle an einer der Baumaschinen fiel. Neugierig faltete sie sie auseinander.
Es war ein Plan, auf dem ein Haus samt Nebengebäuden und umliegender Landschaft eingezeichnet war. Unten in der Ecke stand das Logo einer Baufirma.
»Erik, komm doch bitte mal«, rief sie. Sie hatte keine Ahnung, ob diese Entdeckung etwas zu bedeuten hatte, aber er sollte es sich ansehen.
Erik kam näher. »Was hast du da?«, fragte er.
»Das ist ein Bauplan von Mäster-Bau«, erwiderte sie und hielt das ausgerollte Blatt so, dass er gut sehen konnte.
Erik warf nur einen Blick darauf. »Das ist mein Bauplan von diesem Haus hier«, rief er aufgeregt aus. »Mit einem neuen Logo. Mäster-Bau! Wer ist das überhaupt? Und wie kommen die an meine Baupläne?«
Hellen zuckte mit den Schultern. Wenn er schon keine Ahnung hatte, wie sollte sie es dann wissen? Seine Aufregung übertrug sich auf sie, und sie hatte das Gefühl, dass sie eine bedeutsame Entdeckung gemacht hatten.
Erik starrte über den Plan hinweg nachdenklich ins Leere. »Ich wette, sobald wir herausfinden, wer hinter dieser Firma steckt, finden wir auch heraus, wer unser Holz verseucht hat.«
»Und jetzt?«
»Fliegen wir nach Hardingsholm. Ich brauche die Hilfe meines Bruders«, sagte er.
Hellen war einverstanden.
Schon bald hatten sie ihr Ziel erreicht, und während Erik ins Haus ging, informierte Hellen ihre Freundin über Funk, dass es noch ein bisschen dauern würde, bis sie zurück zur Basis kam.
– 59 –
L inn saß zusammen mit ihrer Mutter im Garten. Vor ihnen auf dem Tisch standen zwei Tassen Kaffee und eine Platte voller Kanelbullar, die beide Frauen jedoch nicht anrührten. Linn hatte keinen Appetit auf Zimtschnecken.
»Ich überlege, ob ich wieder nach Hause fahren soll«, sagte Edda.
Linn bemerkte, dass ihre Mutter sie prüfend musterte, als wolle sie wissen, wie ihre Tochter darüber dachte. Tatsächlich hatte Linn keine Ahnung, was sie wollte.
Einerseits war sie froh, dass ihre Mutter da war, ihr während der Krankheit beigestanden hatte und ihr auch jetzt noch viel Gesellschaft leistete, sie ablenkte von den Gedanken und noch mehr den Gefühlen, die nicht gut für sie waren.
Andererseits hatte Linn Angst, dass Edda mehr ahnte oder sah, als ihr lieb war. Sie schwieg.
»Eigentlich wollte ich nur bis zur Hochzeit bleiben«, fuhr Edda schließlich fort. »Jetzt kommt es mir so vor, als wäre ich schon ewig hier.«
»Es tut mir leid, dass du umsonst gekommen bist«, sagte Linn.
Edda schüttelte leicht den Kopf. »Du kannst ja nichts dafür, dass die Hochzeit geplatzt ist.« Sie machte wieder eine kurze Pause, suchte Linns Blick. »Aber du tust auch nichts dafür, dass sie bald nachgeholt wird.«
Linn
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