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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindstroem
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Gefühlen doch noch nachzugeben.

– 57 –
    E rik war persönlich nach Stockholm gefahren, um seinem Freund die Proben zu bringen. Er würde ab jetzt nichts mehr dem Zufall überlassen. Er wollte Hellen bitten, ihn nach Stockholm zu fliegen, aber als er bei Lara anrief, erfuhr er, dass Hellen mit einer Kuriersendung unterwegs war und erst für den Abend zurückerwartet wurde. Aber so lange wollte Erik nicht warten.
    Erik spürte Enttäuschung in sich aufwallen und schalt sich sofort seiner Gefühle. Diese Gefühle für Hellen standen ihm nicht zu. Er dachte an Linn, an ihre gemeinsame Zukunft und wusste gleichzeitig, dass er für Linn nie das empfinden würde, was er für Hellen empfand.
    Vielleicht war es ganz gut so, dass Hellen unterwegs war. Er würde das Auto nehmen und die Fahrt nutzen, um in Ruhe weiter nachzudenken. Doch ausgerechnet jetzt sprang sein Wagen nicht an. Dabei hatte er noch nie Probleme gemacht!
    Erik war genervt. Er rief in der Werkstatt an, aber der Mechaniker würde erst am Nachmittag einen Blick auf das Auto werfen können. Erik aber wollte die Fahrt nach Stockholm nicht verschieben, die Proben sollten so schnell wie möglich untersucht werden, und zudem erwartete Yngve ihn bereits. Erik beschloss, mit dem Bus von Norrtälje nach Stockholm zu fahren.
    Yngve, der auf dem Nachbargut der Torbergs aufgewachsen und nach seinem Chemiestudium in Stockholm gelandet war, freute sich über das Wiedersehen. Zusammen tranken sie einen Kaffee, dabei erzählte Erik noch einmal detailliert, was passiert war.
    »Wer macht so etwas?«, fragte Yngve erschüttert.
    Erik zuckte mit den Schultern. »Die Frage stelle ich mir schon die ganze Zeit.«
    »Zuerst die geplatzte Hochzeit, jetzt das«, sagte Yngve nachdenklich. »Wie kommt Linn denn damit klar?«
    Erik dachte nach. Ja, wie kam Linn damit zurecht? Sie hatten kaum Gelegenheit gefunden, miteinander zu sprechen. Er wusste gar nicht, was sie fühlte oder dachte.
    Hatte er es überhaupt je gewusst?
    Ja, es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatten sie beide voneinander gewusst, was sie empfanden, was in ihnen vorging. Das war die Zeit, als sie sich gegenseitig stützten und sich Halt gaben.
    Danach, so erkannte er jetzt, hatten sie beide ihr Leben gelebt. Nicht miteinander, sondern nebeneinander.
    War es das, was er sich für sein ganzes Leben wünschte?
    Plötzlich war da wieder ein anderes Bild vor seinen Augen. Das Bild einer jungen Frau mit dunklen Haaren, dunklen Augen …
    Yngve hatte ihn offensichtlich etwas gefragt, was Erik gar nicht mitbekommen hatte, nun stieß der Freund ihn an. »Bist du noch da?«, fragte er ihn lachend.
    »Entschuldigung, was hast du gesagt?«, fragte Erik verwirrt.
    »Ob wir zusammen essen gehen wollen«, wiederholte Yngve seine Frage.
    Erik schüttelte den Kopf. »Sei mir bitte nicht böse, aber ich möchte gerne so schnell wie möglich nach Hause. Lass uns das bei meinem nächsten Stockholmbesuch nachholen.«
    Yngve brachte ihn nach draußen. »Ich gebe dir so schnell wie möglich Bescheid«, versprach er.
    »Danke, Yngve«, seufzte Erik erleichtert. »Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.«
    »Wozu hat man alte Freunde?«, Yngve klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter. »Ich hoffe nur, dass meine Ergebnisse dir dabei helfen, deine Unschuld zu beweisen.«
    »Das hoffe ich auch«, seufzte Erik und verabschiedete sich. Er wollte so schnell wie möglich zurück nach Hardingsholm.

– 58 –
    H ellen überlegte, ob sie zurückfliegen oder noch ein bisschen in Stockholm bleiben sollte. Irgendwann würde sie ihre Sachen aus der Wohnung holen und sich eine neue Bleibe suchen müssen. Davor graute ihr, es war gar nicht so leicht, in Stockholm eine Wohnung zu finden. Nein, korrigierte sie sich, es war ohne Beziehungen fast sogar unmöglich. Nachdenklich lief sie durch den Kungsträdgården zurück in Richtung Wasser. Sie betrachtete die fröhlichen Menschen, die in der Sonne flanierten. Der Kies knirschte unter ihren Schritten, und Stockholm zeigte sich unter tiefblauem Himmel von seiner besten Seite. So vertraut wie immer – und auch wieder nicht. Sie fühlte sich nicht wie zu Hause, obwohl sie schon so lange hier lebte, sondern kam sich vor wie auf Besuch.
    Plötzlich traute sie ihren Augen nicht. Direkt vor ihr stand Erik Torberg! »Das gibt es doch nicht«, sagte sie atemlos, während sie unbändige Freude in sich aufsteigen spürte.
    »Hej, Hellen«, sagte er mit einem Strahlen im Gesicht. »Ich habe gerade an dich

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