Hochzeit in Hardingsholm
Lars und Linn in einen innigen Kuss versunken. Er horchte tief in sich hinein und spürte nichts als Dankbarkeit. Kein Stachel der Eifersucht, nur Freude über das Glück der beiden Menschen, die ihm in seinem Leben am meisten bedeutet hatten. Er bat Linn um zwei Minuten mit seinem Bruder. Als sie den Raum verlassen hatte, zeigte Erik auf Lars’ Verband. »Wenn ich gemein wäre, würde ich sagen, das kommt davon, dass du immer wegrennst, wenn es ernst wird.«
»Diesmal bin ich nicht weggerannt, sondern habe mich heldenhaft für deine Firma geprügelt«, erwiderte Lars schmunzelnd.
»Es ist auch deine Firma«, erinnerte Erik ihn ernst.
»Ich war ein solcher Idiot.« Lars stöhnte kurz auf, vermutlich nicht nur wegen der Kopfschmerzen. »Ich hätte schon damals nicht weglaufen sollen.«
Erik traute seinen Ohren kaum. »Heißt das, dass du jetzt bleibst?« Er wartete gespannt auf die Antwort.
»Wenn es dir nichts ausmacht!« Lars grinste.
»Ganz im Gegenteil«, sagte er ernst, »ich wollte dich schon immer an meiner Seite in der Firma haben, und was Linn anbelangt, freue ich mich für euch.«
Erik griff mit beiden Händen nach seiner Hand. »Und du bist wirklich nicht böse?«
Erik schüttelte lächelnd den Kopf. »Es ist alles gut und richtig so, wie es ist«, versicherte er.
Er überließ seinen Bruder in Linns Obhut und wusste ihn dort bestens aufgehoben. Er selber machte sich auf den Weg zum Polizeirevier.
Erik bekam Kalle nur kurz zu Gesicht, als der an ihm vorbeigeführt wurde.
»Warum?«, war alles, was Erik wissen wollte.
Kalle senkte den Kopf, sagte kein Wort.
»Und ich dachte, wir wären Freunde«, sagte Erik. Vor allem anderen, was passiert war, schmerzte ihn dieser Verlust am meisten. Eine Freundschaft, die seit seiner Kindheit bestanden hatte, war unwiderruflich zerstört.
Kommissar Stenlund klärte ihn später über die Hintergründe auf.
»Paul Warborg war der Anstifter«, sagte der Kommissar.
»Paul?«
Jetzt war Erik erschüttert. Also nicht nur Kalle, der einmal zu seinen engsten und besten Freunden gezählt hatte, sondern auch Paul! Das Verhältnis zwischen ihm und Paul war zwar nicht besonders innig gewesen, aber sie hatten sich verstanden, waren gute Geschäftspartner gewesen. Zumindest hatte Erik das immer geglaubt.
»Warum hat er das gemacht?«, wollte Erik wissen.
»Paul Warborg hat sich mit dem Kauf diverser Unternehmen hoch verschuldet und irgendwann den Überblick verloren. Er wollte nach Ihrem Ruin die Baustellen übernehmen, die er, da sie fast fertiggestellt waren, schnell zu Geld machen konnte.«
»Und Kalle?«, hakte Erik nach. »Wieso dreht er so ein krummes Ding?«
»Er hat sich in eine Frau verliebt und brauchte eine Menge Geld, um ihren Ansprüchen gerecht zu werden.«
»Dafür hat er sein Leben ruiniert?« Erik konnte es nicht fassen, und trotz aller Enttäuschung, trotz allem Ärger, empfand er tatsächlich so etwas wie Mitleid mit Kalle.
»Ich sag doch immer, dass die Liebe gefährlich ist.« Kommissar Stenlund, der Erik bis nach draußen zu seinem Wagen begleitet hatte, lachte auf. »Am besten geht man ihr aus dem Weg.« Er winkte Erik zum Abschied zu und stieg in einen der Polizeiwagen. Erik sah ihm nach, dann sagte er leise zu sich selbst: »Das sehe ich ganz anders.«
Lara saß auf ihrer Veranda, als Erik dort ankam. »Wo ist Hellen?«, wollte er wissen.
Lara sah ihn an, mit einem, wie er fand, seltsamen Blick. »Sie ist weg«, sagte sie.
»Weg? Wohin?«, fragte er und ahnte die Antwort, noch bevor sie etwas sagte.
»Zurück nach Stockholm«, erwiderte Lara.
Er schüttelte den Kopf, immer wieder, und alles, was er empfand, drückte er mit einem Wort aus: »Warum?«
»Sie lebt dort«, lautete Laras einfache Antwort.
»Seit wann ist sie weg?«, fragte er drängend.
Lara schaute auf ihre Armbanduhr. »Seit etwa zwanzig Minuten. Der nächste Bus kommt laut Fahrplan in zehn Minuten.« Lara lächelte. »Aber wie wir alle wissen, hat der Bus meistens Verspätung, und du hast ein schnelles Auto.«
Erik war bereits unterwegs zu seinem Wagen. »Lara, du bist ein Schatz«, rief er ihr über die Schulter zu.
»Ich weiß«, rief sie ihm nach.
– 67 –
I mmer wieder sah Hellen auf die Uhr. Wann kam der Bus denn endlich? Jetzt hatte er schon fast fünf Minuten Verspätung.
War es richtig, was sie machte? Hätte sie nicht bleiben und um ihre Liebe kämpfen sollen? Zumal sie seit diesem Kuss wusste, dass sie Erik auch nicht gleichgültig war.
Dann sah sie
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