Hochzeit in Hardingsholm
hat es nicht verdient, dass ich nur deshalb zu ihm zurückkehre, weil der Mann, den ich wirklich liebe, an eine andere gebunden ist.«
»Es tut mir so leid für dich«, sagte Lara leise.
Hellen schüttelte den Kopf, kämpfte mit den Tränen. Aber sie würde jetzt nicht anfangen zu weinen, denn dann würde sie damit nicht mehr aufhören können.
»Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte sie zu Lara, nachdem sie sich gefasst hatte. »Ich komme schon klar, und spätestens wenn ich wieder arbeite, habe ich diesen Sommer hier vergessen.«
Obwohl ich eigentlich gar nicht alles vergessen will, dachte sie. Dieser erste Flug nach Norrtälje, als Lara ihr das Steuer überlassen hatte, als sie Erik zum ersten Mal gesehen hatte, der Kuss auf der Insel …
Das alles war unvergesslich. Es war das, was sie nach Stockholm mitnehmen, was sie in nächster Zeit begleiten würde, wohin immer sie ihre Arbeit auch führen würde.
»Soll ich dich nicht doch nach Stockholm fliegen?«, fragte Lara neben ihr.
Hellen schüttelte den Kopf. »Ich mache dir schon genug Umstände. Ich fahre mit dem Bus nach Hause.« Ihre Reisetasche stand bereits gepackt neben ihr, und das Taxi war auch schon bestellt.
»Pass auf dich auf«, sagte Lara traurig. »Lass mal was von dir hören, und wenn dir deine großen Maschinen irgendwann zu langweilig werden, kannst du jederzeit zu mir zurückkommen.«
»Ach, Lara«, seufzte Hellen. Die Freundin machte ihr den Abschied wahrlich nicht leicht. Hellen konnte sich tatsächlich vorstellen, für immer hierzubleiben, mit einer der kleinen Maschinen durch die Gegend zu fliegen, Kurieraufträge zu erledigen und in dieser schönen Landschaft zu leben. Warum nur musste sie sich ausgerechnet in einen Mann wie Erik verlieben?
»Ich würde dich sogar zur Teilhaberin machen«, ergänzte Lara und machte es ihr damit noch schwerer.
Hellen legte ihren Kopf auf Laras Schulter. »Ich würde so gerne ja sagen«, seufzte sie, »aber irgendwann werden Linn und Erik heiraten. Ganz ehrlich, ich wünsche den beiden sehr, dass sie miteinander glücklich werden, aber zusehen will ich ihnen dabei nicht.«
»Ja, ich weiß«, sagte Lara.
Das Taxi kam. Die beiden Frauen standen auf, umarmten sich ein letztes Mal mit dem Wissen, dass sie sich eine Weile nicht sehen würden. Jedenfalls nicht hier.
– 64 –
F lucht!
Das war der Gedanke, der Kalle beherrschte. Verdammt, warum hatte er nicht an die Fingerabdrücke gedacht? Dann hätte er diesen letzten Auftrag nicht ausführen müssen. Dann wäre das mit Lars nicht auch noch passiert. Hatte er zu der ganzen Schuld, die er sich ohnehin schon aufgeladen hatte, nun auch noch den Bruder seines besten Freundes umgebracht? Er wurde dieses Bild nicht mehr los. Wie Lars zu Boden gestürzt war, ausgerechnet auf diesen Stein. Wie er aufgeschrien hatte und dann reglos liegen geblieben war. Würde ihm ein Mensch glauben, dass er das nicht gewollt hatte, dass es nur ein Unfall gewesen war?
Kalle schluchzte trocken auf. Eigentlich war Lars doch auch sein Freund gewesen! Er trat das Gaspedal noch ein bisschen tiefer durch, sodass der Wagen auf dem unbefestigten Feldweg schlingerte.
Wie hatte er nur so dumm sein können? In ihm wüteten Panik, Verzweiflung und nicht zuletzt Scham. Sicher wusste sein Freund Erik jetzt schon, was er ihm angetan hatte.
Warum hatte er nicht einfach darauf bestanden, dass sein Auftraggeber ihn ausbezahlte? Er hätte mit dem Geld verschwinden und irgendwo mit Ulrika ein völlig neues Leben beginnen können. An einem Ort, wo er das alles vergessen konnte. Vor allem die Scham darüber, einen seiner besten Freunde hintergangen zu haben, um mit der Frau, die er liebte, glücklich zu werden.
Wenn er nur vorsichtiger gewesen wäre, hätte ihn sein Auftraggeber mit den Fingerabdrücken nicht in der Hand gehabt! Er war sich so sicher gewesen, dass nichts passieren konnte, dass er unvorsichtig gewesen war. Und jetzt verlor er alles, und wie das mit Ulrika weitergehen würde …
Als Kalle an Ulrika dachte, spürte er, wie sich etwas in seinem Magen zusammenzog. Wenn sie erfuhr, worin er verwickelt war, würde sie zu ihm halten? Selbst jetzt wog die Angst, sie zu verlieren, schwerer als alles andere. Und doch spürte er mit tiefer Gewissheit, das sie sich von ihm abwenden würde.
Plötzlich sah er ein flackerndes Blaulicht hinter sich und wusste, dass es ihm galt. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, trotzdem trat er das Gaspedal tief durch. Sein alter Wagen beschleunigte
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