Hochzeit in St. George (German Edition)
Idee…«
Lord Bridgegate warf seinem Freund einen ungeduldigen Blick zu.
»Kein Mensch mit Verstand würde dich als echten Wïllowby bezeichnen«, bemerkte er nicht eben freundlich. »Also beruhige dich.« Catharine hielt nichts von diesem Geplänkel. »Was sollen wir nun tun?« fragte sie Hetty und hätte die Jüngere am liebsten an beiden Ohren gezogen. »Kannst du mir vielleicht sagen, was wir in London machen sollen? Dein Bruder und deine Schwägerin sind nicht zu Hause. Wo sollen wir wohnend« Sie atmete tief durch, sichtlich bemüht, nicht die Fassung zu verlieren. »Es ist am besten, ich bringe dich umgehend nach Brighton zurück.«
»Das wirst du nicht tun!« rief Hetty aus. »Dazu hast du kein Recht Und überhaupt: Ich kann deine Aufregung nicht verstehen. Natürlich fahren wir nach London. Ich habe noch einen Bruder, Richard, wie du weißt. Wir werden zu Richard ziehen…«
Der Beau ließ ein spöttisches Lachen hören.
Alfred warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Aber Richard ist Junggeselle«, wandte er ein. Ein unverheirateter Mann war nicht geeignet, ein junges Mädchen in die Gesellschaft einzuführen.
»Dann müssen wir eben eine Frau für ihn suchen«, meinte Hetty leichthin.
Nun lachte der Beau frei heraus, und Hetty und Alfred stimmten erleichtert in sein Gelächter ein. Nur Catharine konnte die Situation nicht komisch finden. Und doch war es ausgeschlossen, in Gegenwart der beiden jungen Herren einen Streit mit Hetty anzufangen. Sobald wir in unserem Zimmer sind, drehe ich ihr den Hals um, schwor sie sich grimmig.
V.
Es war am darauffolgenden Tag erst gegen einundzwanzig Uhr, als sie das Haus des Viscount Willowby, das von Hettys ältestem Bruder Richard bewohnt wurde, erreichten.
Ein Rad der Kutsche war unterwegs auf der Landstraße in ein Schlagloch geraten, das der Frost des vergangenen strengen Winters in der Fahrbahn hinterlassen hatte. Mit deutlich vernehmbarem Krachen war die Achse gebrochen, und die Kutsche hatte sich zur Seite geneigt. Glücklicherweise war sie jedoch nicht umgestürzt, und beide Damen konnten das Fahrzeug nach einer Schrecksekunde unverletzt verlassen.
Simon, der Kutscher, hatte die Pferde ausgespannt und sich den Schaden mit skeptischem Blick besehen. »Ohne einen Schmied ist da nichts zu machen«, verkündete er düster. Er bat einen vorbeikommenden Bauern, ihn auf seinem Fuhrwerk bis ins nächste Dorf mitzunehmen. Es vergingen beinahe zwei Stunden, bis er endlich mit dem Handwerker an die Unfallstelle zurückkam. Hetty und Catharine, die trotz ihrer warmen Umhänge froren, gingen neben dem Fahrzeug auf und ab und warteten ungeduldig, bis die Arbeit beendet war. Dann fuhren sie zum nächsten Gasthaus, um sich am offenen Kamin der Gaststube aufzuwärmen und mit Hilfe eines heißen Getränks die Kälte zu vertreiben. Die Fahrt bis zur Stadtgrenze war dann ohne weitere Probleme verlaufen. Dort jedoch hatte sich deutlich bemerkbar gemacht, daß Simon kaum jemals in der Hauptstadt gewesen war. Er verirrte sich trotz des Stadtplanes, den ihm sein Herr mitgegeben hatte und der ausgebreitet neben ihm auf dem Kutschbock lag. Oft mußte er stehenbleiben, um nach dem Weg zu fragen. Der rege Verkehr, der auf den Straßen herrschte, brachte seinen Gleichmut ins Wanken. Zudem war es dunkel geworden, und die Gaslaternen wiesen nur schemenhaft den Weg. Er war schließlich schweißgebadet, als er das Fahrzeug endlich in der Mount Street, vor einem der hohen, schmalen Häuser, zum Stehen brachte. Catharine war zum Umfallen müde, während Hetty vor Aufregung kaum stillsitzen konnte.
»Ich bin so neugierig, unser Haus wiederzusehen. Ich habe es seit Mamas Tod nicht mehr betreten. Ob es wohl mein altes Kinderzimmer noch gibt? Ach, Catharine, ich freue mich so schrecklich, hier zusein!« Sie lächelte ihrer Begleiterin voller Vorfreude zu, und Catharine lächelte zurück. Sie wunderte sich selbst, wie gut das Einvernehmen zwischen ihr und Hetty wieder geworden war. Es schien, als habe das Mädchen etwas an sich, das es einem unmöglich machte, ihr längere Zeit böse zu sein.
»Mach dir keine Sorgen über unseren Aufenthalt. Ich bin sicher, daß Richard eine Lösung findet. Ich habe doch auch eine Möglichkeit gefunden, Brighton zu entfliehen! Mit einem guten Trick, nicht wahr? Und Richard ist noch viel trickreicher als ich.«
Dem konnte Catharine nichts entgegenhalten.
Als der Wagen zum Stehen gekommen war, sprang Simon ab und öffnete den Schlag. Catharine entstieg dem
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