Hochzeit in St. George (German Edition)
Madame?« erkundigte er sich, nicht gerade originell.
»Natürlich kommt sie aus Frankreich«, rief Hetty, noch bevor Catharine Gelegenheit hatte, selbst zu antworten. »Und sie begleitet mich nach London. Ich werde dort mein Debüt geben«, erklärte sie stolz.
»Wie schön für dich, liebe Cousine«, erwiderte Alfred freundlich. »Du mußt mir versprechen, einen der ersten Tänze auf deinem Debütantenball für mich zu reservieren.«
Hetty versprach es. Verstohlen blickte sie zu Seiner Lordschaft hinüber. Ein kleines spöttisches Lächeln antwortete diesem Blick. »Wollen uns die beiden Damen die Ehre geben, mit uns zu dinieren?« meldete sich Alfred zu Wort. »Wir sind im Goldenen Anker abgestiegen.«
»Welch ein Zufall!« rief Hetty aus, »dort wohnen wir auch. Natürlich werden wir gerne mit euch speisen.« Sie drehte sich zu Catharine um.
»Du hast doch nichts dagegen, nicht wahr?« fragte sie mit flehendem Blick. Catharine versicherte, daß es ihr eine große Freude sei.
Es wurde ein unterhaltsamer Abend. Alfred Willowby unterhielt sie mit amüsanten Geschichten aus dem Gesellschaftsleben, die die beiden Damen begierig in sich aufsogen. Sie konnten es kaum erwarten, selbst am regen Treiben der Hauptstadt teilzunehmen.
»Wir sind auf dem Weg nach Hastings«, erklärte Alfred. »Bridges, ich meine Lord Bridgegates Eltern wohnen dort. Doch in sieben Tagen sind wir sicher zurück, nicht wahr, Bridge?«
»Spätestens«, näselte Seine Lordschaft. »Ausgeschlossen, daß ich Miss Willowbys Debüt versäume.«
Hetty schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. Natürlich hatte sie auch in Brighton so manches Kompliment erhalten, wenn sie mit Onkel und Tante eine gesellschaftliche Veranstaltung besucht hatte. Das war jedoch viel zu selten vorgekommen. Und was bedeutete esschon, einem jungen Landadeligen zu gefallen? Wieviel schwerer wogen da die anerkennenden Worte eines Herrn aus der ersten Gesellschaft.
»Wo wirst du in London wohnen, liebe Cousine?« erkundigte sich Alfred.
»Bei George«, erklärte Hetty, ohne ihren Blick von Seiner Lordschaft abzuwenden. »Er und Henrietta haben mich zu sich eingeladen.«
Der Beau zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. »George?« wiederholte er. »Das ist ja interessant.«
Nun war es an Catharine, erstaunt zu sein: »Aber George Willowby ist Hettys Bruder«, wandte sie ein. »Ist es da nicht natürlich, daß er sich um ihr Debüt kümmert?«
»Sicher ist es das«, stimmte ihr Alfred beschwichtigend zu. »Da ist nur ein Problem…«, er stockte und fragte sich, wie er den Damen, die ihn so erwartungsvoll ansahen, die Wahrheit möglichst schonend beibringen konnte.
»George befindet sich nicht in der Hauptstadt«, erklärte Seine Lordschaft an seiner Stelle. »Soweit uns bekannt ist, bereist er mit seiner jungen Frau eben den Kontinent.«
Alfred nickte: »So ist es.«
Catharine war fassungslos. »Aber das ist doch unmöglich!« rief sie bestürzt. »Sie müssen sich irren. Natürlich ist Mr. Willowby in der Hauptstadt. Wie sonst hätte er Hetty zu sich einladen können?«
Nun war es an Hetty, zutiefst zu erröten. Lord Bridgegate war ein erfahrener Mann, was weibliche Listen betraf. Es fiel ihm nicht schwer, sich einen Reim auf das eben Gehörte und Hettys Reaktion zu machen.
»Ich denke, der gute George ist völlig ahnungslos«, stellte er fest.
»Sie meinen, er hat sie gar nicht eingeladen?« vergewisserte sich Catharine.
»Wohl kaum«, näselte Seine Lordschaft und zog seine Schnupftabakdose aus der Westentasche. Er öffnete sie elegant mit dem linken Daumennagel und nahm eine Prise.
Catharine wandte sich ihrer Begleiterin zu. »Hetty!« sagte sie in scharfem Ton. »Darf ich dich bitten, mir zu erklären, was das zu bedeuten hat?«
Jede Art von Streit war Alfred Willowby zutiefst peinlich. Er begann sich sofort unbehaglich zu fühlen und spielte nervös mit seiner Serviette.Der Beau Heß unter schweren Augenlidern einen amüsierten Blick von einer Dame zur anderen schweifen.
»Was hätte ich tun sollen?« fuhr Hetty auf. »Ich mußte die Initiative ergreifen. Sonst hätte mich Tante Mable nie nach London reisen lassen.«
»Soll das heißen, du hast den Brief selbst geschrieben?« vergewisserte sich Catharine mit fassungsloser Stimme.
Hetty nickte.
Der Beau lachte laut auf. »Sie sind eine echte WÜlowby«, stellte er fest.
Das konnte Alfred nicht unwidersprochen hinnehmen. »Also ich fälsche keine Briefe…« fuhr er auf. »Ich würde nie auf die
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