Hochzeit in St. George (German Edition)
Kamin. Er kann dir seinen Triumph persönlich ins Gesicht schleudern.«
»Ah, Willowby«, sagte der Earl auch schon, als er der beiden Männer ansichtig wurde. »Wie geht’s, mein Freund?« Er ließ seinen Brandy gedankenverloren in einem schweren Kristallglas kreisen und schenkte Richard ein spöttisches Lächeln.
O ha, dachte dieser, wenn der Earl mich seinen Freund nennt, ist etwas im Busch. Normalerweise geruhte Seine Lordschaft ihm keinerlei Beachtung zu schenken.
»Mir geht es hervorragend, Sir«, antwortete er betont höflich. »Ich hoffe von Ihnen dasselbe zu hören.«
»Mir geht es noch besser, Willowby«, bemerkte Seine Lordschaft, »noch viel besser.«
»Mylord ist gestern beim Earl of Aberfield gewesen«, warf Greenhood ein, der das Geheimnis nicht mehr länger für sich behalten konnte. Nun verstand Willowby. Tremaine hatte um Constances Hand angehalten. Und wie es schien, war er erhört worden. Nun, ihm sollte es recht sein.
»Dann darf man wohl gratulieren, Sir.«
»So ist es, Willowby. So ist es«, erwiderte Tremaine, enttäuscht, weil sein junger Widersacher seinen Erfolg ohne sichtliches Entsetzen hinnahm.
»Lady Ridley wird außer sich sein vor Freude«, legte Greenhood noch eins drauf, in der Hoffnung, dadurch Wülowbys gute Laune anzukratzen.
Tremaine räusperte sich und sagte mit einer Spur Verlegenheit: »Ich habe bei Aberfield um die Hand von Lady Ridley angehalten. Und er hat mir seine Zustimmung zu dieser Verbindung erteilt. Mein Gesprächmit Mylady wird morgen nachmittag stattfinden. Ich zweifle jedoch nicht an seinem Ausgang. Ich darf, wenn Sie mir gestatten, dies so frei auszudrücken, sicher sein, daß mir die schöne Constance ihre Zuneigung geschenkt hat.«
Richard Willowby dachte mit Vergnügen an die Einladungskarte in seiner Brusttasche und beeilte sich, seinem Gegenüber zuzustimmen.
Dabei konnte er sich ein schadenfrohes Grinsen nur mit Mühe verkneifen.
VI.
Im Stadtpalais des Earl of Aberfield wurde Mr. Willowby von einem jungen Lakaien eingelassen. Richard schmunzelte. Sicher hatte Constance dem Butler einen freien Abend gewährt, damit dieser ihrem Vater nichts über den Besuch erzählen konnte, den sie zu abendlicher Stunde alleine empfing. Ob sie wohl Übung in diesen Dingen hatte?
»Mylady läßt bitten«, sagte der Lakai höflich, nachdem er ihm die Garderobe abgenommen hatte. Er eilte zu einer der hohen Flügeltüren an der Stirnseite der imposanten Eingangshalle und öffnete diese, um den Gast eintreten zu lassen. Richard fand sich in einem kleinen Salon wieder, der durch zahlreiche Wachskerzen in ein warmes Licht getaucht wurde. Die schweren altrosa Vorhänge waren zugezogen. Im Kamin flackerte ein kleines Feuer. Ein schmaler Tisch war für zwei Personen gedeckt. Die feingeschliffenen Kristallgläser funkelten im Schein der Kerzen. Da blieb Richards Blick an der Chaiselongue hängen, die mit ihren zahlreichen Kissen zum Ausruhen einlud. Ob sie wohl hier … oder würde ihn Mylady in ihr Schlafgemach bitten?
Die Tür wurde geöffnet und Lady Ridley schwebte in den Raum. Sie trug ein elegantes lachsfarbenes Abendkleid. Eine mattschimmernde Perlenkette schmückte ihren schmalen Hals. Die dunklen Locken waren zu einem Apolloknoten aufgesteckt, der von einem Perlendiadem gehalten wurde, durch das lange, ebenfalls mit Perlen verzierte Nadeln gesteckt waren. Richard betrachtete ihre Erscheinung mit gemischten Gefühlen. Sie bot ein derart züchtiges Bild, daß er sichfragte, ob seine Hoffnungen voreilig gewesen waren. Vielleicht hatte sie ihn tatsächlich bloß eingeladen, um mit ihm zu Abend zu essen. Das war zwar sicherlich ungewöhnlich, aber nicht unmöglich. Als er jedoch seiner Gastgeberin tief in die Augen blickte, erkannte er in ihnen jenen sehnsüchtigen, verlockenden Blick, den er darin zu sehen erhofft hatte.
Erleichtert atmete er auf. Also doch, er hatte sich nicht geirrt.
»Ich danke für die Einladung, Mylady«, sagte er, während er ihre Hand ergriff, um sich darüber zu beugen.
»Ich freue mich, daß Sie gekommen sind«, antwortete Constance ebenso formell.
Der Lakai trat ein und servierte den Champagner. Die Hausherrin nahm beide Gläser von einem zierlichen Silbertablett und reichte eines mit verheißungsvollem Lächeln an ihren Gast weiter. »Du kannst gehen, Andrew«, befahl sie dann, an den Diener gewandt.
»Ich werde läuten, wenn wir zu dinieren wünschen.«
Während sich der Lakai mit einer Verbeugung zurückzog, prosteten sich die
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