Hochzeit in St. George (German Edition)
dieser Ball gegeben wurde. Seine Hoheit musterte Hetty mit Kennerblick und beglückwünschte Ihre Ladyschaft zu ihrem reizenden Schützling. Er ergriff Hettys Hand, während diese in einen tiefen Knicks versank, und tätschelte sie onkelhaft. »Wirklich hübsch«, sagte er freundlich. »Habe noch deine Mutter gekannt, mein liebes Kind. Eine schöne Frau. Du siehst ihr ähnlich.« Während Hetty über dieses Kompliment aus höchstem Munde zutiefst errötete, wandte sich Seine Hoheit anRichard, um ihm kurz zuzunicken. Mr. Willowby gehörte nicht zu den Kreisen, in denen der Prinz gewöhnlich verkehrte. Da er aber neben der Debütantin stand, nahm Seine Hoheit zu Recht an, daß es sich um ihren älteren Bruder handeln müsse. Er hatte schon einiges von ihm gehört. Nichts Erfreuliches allerdings. Kein Grund, daß er sich näher mit diesem Mann befaßte. Etwas anderes war es mit der jungen Dame an dessen Seite.
»Sieh an, Catharine!« rief er aus, während die so Angesprochene einen tiefen Hofknicks ausführte. »Henry erzählte mir, daß du wieder im Lande bist. Warum hast du mir noch keinen Besuch abgestattet, du schlimmes Mädchen?« Hocherfreut, daß sich Seine Hoheit so gut an sie erinnerte, antwortete sie, daß sie seine kostbare Zeit nicht habe in Anspruch nehmen wollen. »Und nun hast du also Willowby geheiratet«, fuhr Seine Hoheit fort. »Du hättest wirklich früher zu mir kommen sollen. Möchtest du tanzen, meine Teure? Es ist an der Zeit, daß wir uns ein wenig unterhalten.«
Er gab der Musik ein Zeichen. Das Publikum trat zurück, die ersten Takte einer Quadrille erklangen. Während der Prinzregent mit Catharine Aufstellung nahm, ließ er die umstehende Menge erstaunt zurück. Am meisten erstaunt von allen war Richard Willowby. Wie kam es, daß Catharine mit dem Prinzregenten auf so vertrautem Fuß stand? Sie war doch jahrelang in Frankreich gewesen. Woher kannte er sie also? Wer war Henry? Wieder einmal wurde ihm bewußt, wie schlecht er seine Frau kannte. Er nahm sich vor, die nächstbeste Gelegenheit zu nützen, um mit Catharine darüber zu sprechen. Diese Gelegenheit bot sich weder an diesem Abend noch in den nächsten Tagen. Und so sollte es noch lange Zeit dauern, bis Richard Willowby erfuhr, daß Seine Königliche Hoheit ein Freund ihres Vaters gewesen war und Catharine schon auf den Knien geschaukelt hatte, kaum daß diese das Laufen gelernt hatte.
Eine halbe Stunde später verabschiedete sich der Prinzregent wieder, und die Gastgeberin bat zum Souper. Catharine hatte den letzten Tanz mit Hugh getanzt, und sie stimmte gerne zu, als er sie fragte, ob er sie zu Tisch führen dürfe. Richard, der aus dem Spielzimmer erschienen war, um seine Frau zu suchen, sah sie am Arm seines Freundes in Richtung Speisesaal promenieren. Hetty folgte ihnen am Arm von Alfred Willowby. Aus ihrer Miene war zu schließen, daß sie sich lieber einen anderen Tischherrn gewählt hätte. Es scheint, als wäredie Verehrung des Beau abgekühlt, dachte Richard zufrieden. Er hatte Bridge den ganzen Abend nicht in Hettys Nähe gesehen. Daß Hugh ihm bei Catharine zuvorgekommen war, war wirklich Pech. Nun hieß es, eine Partnerin zu finden, bevor sich alle in Richtung Souper davongemacht hatten. Er brauchte nicht lange zu überlegen, denn soeben eilte Constance Ridley durch den Saal auf ihn zu. Sie schien ihm vergeben zu haben, daß er abgelehnt hatte, sie zu heiraten. »Einen besonders schönen Abend, mein Lieber«, murmelte sie mit rauher Stimme. »Was für ein fulminanter Ball. Deine Schwester sieht entzückend aus.«
»Wo ist Tremaine, dein Verlobter?« wollte Richard ungerührt wissen.
»Er ist nicht mein Verlobter. Papa besteht nicht mehr darauf, daß ich ihn heirate. Ich bin jetzt frei und ungebunden. Willst du dich nicht ein wenig um mich kümmern und mich zu Tisch führen? In aller Freundschaft natürlich.«
Widerwillig reichte Richard ihr den Arm. Unerklärlich, wie er sie einmal attraktiv gefunden haben konnte.
Der Tag, der dem glanzvollen Ball folgte, brachte eine Reihe von Briefen in die Mount Street und einen handfesten Krach unter den Willowbys, den sie am Vorabend nicht einmal im Traum für möglich gehalten hätten. Die Unstimmigkeiten begannen im Morgengrauen, als die drei bester Laune, aber auch todmüde nach Hause zurückkamen. Catharine und Richard überboten sich in der Aufzählung dessen, was an diesem Abend besonders gelungen war,, schwärmten von Lady Christlemaines Organisationstalent und über die
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