Hochzeit in St. George (German Edition)
der gerade dabei war, das Dinner vorzubereiten. So war Richard wieder in das Erdgeschoß hinaufgestiegen, um nachzusehen, wer die Dame war, die seine Frau besuchte. Das Bild, das sich ihm jetzt so unerwartet bot, ließ ihn auf der Schwelle verharren und die Luft anhalten.
Seine Frau saß aufrecht in ihrem Sessel, das Gesicht weiß wie dieWand, die Miene kalt wie Eis. Ihr gegenüber saß eine hagere Dame in einem überladenen braun-gelb gestreiften Nachmittagskleid, die Federn auf dem ausladenden Hut wippten auf und ab, während sie sich mit hochrotem Kopf vorbeugte. Die beiden Kontrahentinnen hatten sein Kommen noch nicht bemerkt.
»Ich nehme an, du möchtest gehen, Esther«, sagte Catharine soeben mit kalter Stimme.
»Ja, ja, nimm deinen Mann nur in Schutz. Ihr paßt großartig zusammen. Beide seid ihr leichtsinnig und verschwenderisch. Ihr wißt gar nicht …«
Richard hielt es an der Zeit, einzugreifen. Wie kam diese Frau dazu, Catharine zu beleidigen? Wer war sie überhaupt? Natürlich, er hatte sie schon manchmal in der Gesellschaft gesehen. Aber an ihren Namen konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Doch egal, wer sie war, es machte ihm nichts aus, wenn man ihn leichtfertig und verschwenderisch nannte. Aber Catharine derart zu beschuldigen …
»Und wir wollen es auch nicht wissen«, setzte er Esthers Satz mit scharfer Stimme fort.
Die beiden Damen fuhren auf. Richard zog energisch an der Klingelschnur. »Du sagtest doch, Mylady möchte gehen, nicht wahr, meine Liebe? Ich läute nach Burley, er wird die Dame hinausbegleiten. Darf ich Ihnen aus dem Stuhl helfen, Madam?« Er war auf Esther zugetreten und machte Anstalten, ihren Arm zu ergreifen.
»Das kann ich alleine«, entgegnete diese mißmutig und erhob sich.
»Sie werden Ihrem Ruf gerecht, Mr. Willowby«, setzte sie in bösem Ton hinzu.
Richard verbeugte sich leicht. »Vielen Dank«, sagte er. »Man tut, was man kann. Ach, da sind Sie ja, Burley, bitte begleiten Sie die Dame hinaus.«
Esther verließ grußlos den Raum. Die Tür schloß sich hinter den beiden.
»Zum ersten Mal bin ich froh, so einen hochnäsigen Butler zu haben«, meinte Richard. »Es erleichterte, die Dame loszuwerden. Wie kam sie dazu, so mit dir zu sprechen?«
»Sie mag mich nicht«, erklärte Catharine schlicht. »Danke, daß du mir zu Hilfe gekommen bist. Vielleicht hättest du es nicht tun sollen. Du hast dir eine unbarmherzige Feindin geschaffen.«
»Ich weide es überleben«, versicherte ihr Richard, schon wieder gut gelaunt Er hatte sich neben seine Frau auf das kleine Sofa gesetzt und ihr den Arm um die Schulter gelegt. Sie war so aufgeregt, daß sie ihn gerne gewähren ließ. Seine Nähe wirkte beruhigend.
»Wer war die Darne? Ich habe sie zwar schon des öfteren gesehen. Aber ihr Name ist mir nicht geläufig.«
»Du weißt wirklich nicht, wer sie ist?« vergewisserte sich Catharine verwundert. »Die Herzogin von Milwoke.«
»Die Herzogin von Milwoke?« wiederholte ihr Mann ungläubig.
Bereut er es schon, sich auf meine Seite gestellt zu haben? dachte Catharine bitter. Schließlich war Milwoke ein Mitglied der höchsten Gesellschaft, und ein gutes Verhältnis zu Ihrer Gnaden brachte mehr Vorteile als ein gutes Verhältnis zu ihr, Catharine.
Doch Richard enttäuschte sie nicht. »Die Herzogin von Milwoke!« rief er aus. »Unglaublich, wie schlecht die Manieren des Hochadels geworden sind. Warum hat sie dich überhaupt aufgesucht?«
»Ihre Gnaden wollte eine Einladung zu Hettys Ball«, erklärte Catharine.
»Tatsächlich?« fragte Richard überrascht »Das ist aber eine tolle Neuerung, meine Liebe. Herzöge kämpfen darum, bei Willowbys eingeladen zu werden. Wir haben unseren Weg gemacht, Catharine. Wir sind angesehen und vornehm.«
Seine leichte Art, die Dinge zu sehen, wirkte ansteckend. »Und wir haben die Herzogin abgewiesen«, stellte sie mit Genugtuung fest.
»Noch angesehener und vornehmer!« lachte Richard und drückte seiner Frau einen raschen Kuß auf die Wange.
Catharine drehte sich um und blickte ihm direkt ins Gesicht. Richard war so anders als die Männer, die sie bisher gekannt hatte. Es war so schön, mit ihm zu lachen, hier zu sitzen, seine Nähe zu spüren …
»Hier seid ihr also!« rief Hetty auf einmal von der Tür her. »Hugh muß gehen. Er ist heute abend eingeladen. Kommt ihr bitte, er möchte sich verabschieden.«
Das Ehepaar Willowby erhob sich seufzend. Sie wären gerne noch eine Weile allein geblieben.
XI.
»Seine
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