Hochzeit in St. George (German Edition)
unserer Einladung gefolgt.«
»Zufrieden?« wiederholte Catharine, während die Kapelle die ersten Töne im Dreivierteltakt anstimmte. »Mehr als das! Der Abend ist einvoller Erfolg. Hetty wird sich vor Bewerbern kaum retten können. Sicher werden morgen die ersten von ihnen in der Mount Street erscheinen, um dich zu bitten, um sie werben zu dürfen.«
»Meinst du?« fragte ihr Gatte erschrocken. Fast wäre er aus dem Takt geraten. »Ich werde alle zu Vater nach Wild Rose Manor schicken. Er ist schließlich Hettys Vormund. Dieser Verantwortung fühle ich mich keineswegs gewachsen.«
Catharine lachte zu ihm auf. »Dir gefällt der Ball also?«
»Ja, ich finde ihn großartig. Ich hätte nie gedacht, daß ein derartiges Ereignis einmal zugunsten einer Willowby stattfinden würde. Und ich hätte nie gedacht, daß ich mich auf einem Ball so gut amüsieren könnte.« Richard blickte Catharine direkt in die Augen und sagte mit einem warmen Lächeln : »Du hast mein Leben ganz schön verändert, weißt du das?«
Catharines Herz begann unter seinem Blick wild zu klopfen. Mit einem unsicheren Lächeln schlug sie ihre Lider nieder und richtete ihren Blick auf seine linke Schulter, bis der Tanz zu Ende war. Während Lord MacAlister näher trat, um Catharine zur ländlichen Tanzfolge zu bitten, verzog sich Richard in Richtung Spielzimmer. Er ließ sich jedoch nicht an einem der Tische, die allesamt gut besetzt waren, nieder, sondern gesellte sich zu Lord Bridgegate und Cousin Alfred, um ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Dann ging er weiter von einer Gruppe, die plaudernd beisammen stand, zur nächsten, übte sich in Konversation und war stolz auf sich, weil er sich so benahm, wie es seiner Rolle als respektabler, älterer Bruder einer Debütantingeziemte.
Er wollte eben auf einen jungen Mann zugehen, der etwas verloren in einer der Fensternischen stand und zu schüchtern zu sein schien, am allgemeinen Treiben teilzunehmen. Da verstummte die Musik im Ballsaal mit einem Schlag. Ein Raunen ging durch die anwesenden Gäste. Richard beeilte sich, in den Saal zurückzukehren. Dort fand er seine Vermutung bestätigt: Seine Königliche Hoheit, der Prinzregent, war mit Begleitung erschienen. Die Gäste bildeten eine Gasse, um Seine Hoheit zu begrüßen. Die Lakaien stellten, wie zu solchen Anlässen üblich, eine Bank und einige Stühle an der Stirnseite der Tanzfläche auf, um es dem Prinzen zu ermöglichen, das Treiben im Ballsaal im Sitzen zu verfolgen.
Prinz George war bereits Mitte fünfzig. Er hatte vor Jahren die Regentschaftfür seinen Vater übernommen, der, geistig verwirrt, zurückgezogen auf Windsor Castle lebte. Einst war der Prinz ein hübscher junger Mann gewesen, doch die Jahre waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Seine Vorliebe für gutes Essen zeigte sich deutlich in seiner massigen Gestalt. Auch das enge Fischbeinmieder und die nach eigenen Entwürfen mit Epauletten und zahlreichen Orden reich verzierte Jacke konnten über seine Fülle nicht hinwegtäuschen. Er war ein freundlicher, wenn auch launenhafter Mann, dessen Vorliebe für schöne Frauen ebenso bekannt war wie seine nicht einzudämmende Sehnsucht nach Luxus und Prunk. Im Volk gab es viele, die nichts übrig hatten für den dicken Prinzen. Sie verstanden nicht, daß das Parlament zwar widerwillig, aber doch immer wieder Mittel zur Verfügung stellte, die der Prinzregent mit beiden Händen ausgab. Fast keine Ausgabe einer Zeitung, die nicht mit einer Karikatur erschien, in der Seine Hoheit auf das unfeinste verspottet wurde.
Und doch war er bei seinen Untertanen nicht wirklich unbeliebt. Auch nicht in den adeligen Kreisen, die von seiner Verschwendungssucht am meisten profitierten. Vor allem, wenn man zu jenem erlauchten Personenkreis gehörte, der zu Einladungen im Carleton House oder in den Pavilion in Brighton gebeten wurde. Die glanzvollen Feste waren weit über das Königreich hinaus berühmt. Eine Schar von Köchen war für die bis zu einundzwanzig Gänge umfassenden Diners zuständig. Doch war Seine Hoheit nicht nur der geborene Gastgeber, sondern auch ein begehrter Gast. Ihn unter den Besuchern im eigenen Haus zu wissen machte einen gelungenen Abend erst vollends zu einem Ereignis.
Es gelang Richard, sich durch die Menge zu drängen und an der Seite seiner Frau und seiner Schwester Aufstellung zu nehmen. Lord und Lady Christlemaine hatten den hohen Gast soeben begrüßt und ihn auf die Debütantin aufmerksam gemacht, der zu Ehren
Weitere Kostenlose Bücher