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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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tatsächlich gehört?«
    »Also, das kann ich nicht guten Gewissens sagen, Sir.«
    »Und Mr. Noakes lebte und war wohlauf, als er das Fenster schloß?«
    »Ja, Sir.«
    Kirk beugte sich über den Tisch und sprach mit dem Untersuchungsrichter, der fragte:
    »Haben Sie sonst noch etwas gehört?«
    »Ich wollte gar nichts mehr weiter hören, Sir. Ich hab nur noch gehört, wie Joe Sellon gegen die Tür gehämmert hat.«
    »Haben Sie mitbekommen, ob Mr. Noakes ihn ins Haus gelassen hat?«
    »Ins Haus gelassen?« rief Mrs. Ruddle. »Wozu hätte Mr. Noakes ihn denn ins Haus lassen sollen? Mr. Noakes hätte nie jemand ins Haus gelassen, der solche Ausdrücke gebraucht wie Joe Sellon. Er war nämlich sehr ängstlich, Mr. Noakes.«
    »Aha. Und als Sie andern Morgens zum Haus kamen, hat Ihnen niemand aufgemacht?«
    »Stimmt. Und ich hab mir gesagt, mein Gott, sag ich, Mr. Noakes muß nach Broxford gefahren sein …«
    »Ja, das haben Sie uns schon gesagt. Und obwohl Sie den Abend zuvor diesen ganzen schrecklichen Streit gehört hatten, ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, daß Mr. Noakes etwas zugestoßen sein könnte?«
    »Also, nein, das nicht. Ich dachte, er ist nach Broxford gefahren, wie so oft …«
    »Eben. Bevor Mr. Noakes tot aufgefunden wurde, haben Sie sich also gar nichts wegen des Streits gedacht und ihm keine Bedeutung beigemessen?«
    »Na ja«, sagte Mrs. Ruddle, »erst wie ich wußte, daß er vor halb zehn gestorben sein muß.«
    »Woher wußten Sie das?«
    Mrs. Ruddle erzählte mit großen Umschweifen die Geschichte mit dem Radio. Peter Wimsey schrieb ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier, das er zusammenfaltete und Mr. Kirk reichte. Der Polizeidirektor nickte und gab es dem Untersuchungsrichter weiter, der nach Beendigung der Erzählung fragte:
    »Radios waren doch Mr. Noakes’ Geschäft, ja?«
    »O ja, Sir.«
    »Wenn an seinem Radio etwas kaputt gewesen wäre, hätte er es in Ordnung bringen können?«
    »Ja, Sir. Mit den Dingern kannte er sich prima aus.«
    »Er selbst hörte aber immer nur die Abendnachrichten?«
    »Stimmt, Sir.«
    »Wann ging er für gewöhnlich zu Bett?«
    »Elf Uhr, Sir. Regelmäßig wie ein Uhrwerk war er; Abendessen um halb acht, Nachrichten um halb zehn, zu Bett um elf – wenn er zu Hause war, heißt das.«
    »So. Wie kommt es, daß Sie um halb zehn nah genug bei seinem Haus waren, um zu hören, ob das Radio an war?«
    Mrs. Ruddle zögerte.
    »Ich war mal eben zum Schuppen rübergegangen, Sir.«
    »So?«
    »Nur um was zu holen, Sir.«
    »Ja?«
    »Nur ein paar Tropfen Öl, Sir«, sagte Mrs. Ruddle, »und die hätte ich am andern Morgen treu und brav wieder zurückgebracht, Sir.«
    »Aha, so. Nun, das geht uns hier nichts an. Vielen Dank. Nun, Joseph Sellon – Sie wollten noch eine weitere Aussage machen?«
    »Ja, Sir. Nur das, Sir. Das mit meiner Frau, davon ist nie ein Wort gesagt worden. Ich hab vielleicht gesagt: ›Melden Sie mich nur ja nicht, Sir, sonst kriege ich großen Ärger, und was soll dann aus meiner Frau werden?‹ Das war alles, Sir.«
    »Der Verstorbene hat sich also nie in irgendeiner Weise an Ihre Frau herangemacht?«
    »Nein, Sir. Ganz bestimmt nicht, Sir.«
    »Ich sollte Sie lieber fragen, ob die vorige Zeugin Ihres Wissens etwas gegen Sie hat.«
    »Nun ja, Sir, wegen dieser Hühner von Miss Twitterton. Ich mußte in Ausübung meines Dienstes ihren Sohn Albert befragen, und ich glaube, das hat sie mißverstanden, Sir.«
    »Aha. Nun, ich glaube, das ist alles – Ja, Herr Polizeidirektor?«
    Mr. Kirk hatte soeben eine weitere Botschaft von seinem aristokratischen Kollegen empfangen. Sie schien ihm nicht einzuleuchten, aber er stellte dennoch getreulich die Frage.
    »Hm«, machte Mr. Perkins, »ich hätte gedacht, das hätten Sie ihn selbst fragen können. Also gut. Der Herr Polizeidirektor möchte wissen, wie lang die Kerze war, die der Verstorbene in der Hand hielt, als er ans Fenster kam.«
    Joe Sellon machte große Augen.
    »Ich weiß nicht, Sir«, sagte er schließlich. »Darauf hab ich nicht geachtet. Ich glaube nicht, daß sie besonders kurz oder lang war.«
    Der Untersuchungsrichter wandte sich fragend an Kirk, der, da er nicht wußte, worauf die Frage abzielte, nur den Kopf schüttelte.
    Mr. Perkins schneuzte sich verärgert, entließ den Zeugen und wandte sich an die Geschworenen.
    »Also, meine Herren, ich wüßte nicht, wie wir diese Untersuchung heute zu Ende führen sollten. Sie sehen, daß es nicht möglich ist, den genauen

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