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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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klare Anweisungen. Der Zeitverzug wird ihm von seinem Lohn abgezogen. Uns hält man nicht zum Narren. Das ist Seine Lordschaft nicht gewöhnt. Verzeihung, Mylady – soeben kommt die Ziege, und ich fürchte, es könnte kleine Schwierigkeiten mit dem Hund auf der Schwelle geben.«
    Harriet überließ das ihm.

14
Fragen über Fragen
    Liebe? Ob ich liebe?
    Ich wandle in eines andern Gedanken Glanz
Gleichwie im Ruhm. Zuvor war ich dunkel
Wie Venus’ Tempel im Schwarz der Nacht:
Doch lag etwas Heiliges in diesem Dunkel,
Sanfter und nicht so dicht wie anderwarts,
Und wie dem Blinden vielleicht das Mondlicht:
Unbewußt tröstlich. Dann kam die Liebe,
Dem Ausbruch gleich eines verlosch’nen Sterns.
    THOMAS LOVELL BEDDOES: THE SECOND BROTHER
     
    Der Untersuchungsrichter begnügte sich dann doch nicht damit, die Personalien der Beteiligten festzustellen; dafür legte er lobenswerte Diskretion im Umgang mit den Zeugen an den Tag. Miss Twitterton im nagelneuen schwarzen Kleid, ein keckes, engsitzendes Hütchen auf dem Kopf und einen schwarzen Mantel von altmodischem Zuschnitt an, der sichtlich für diese Gelegenheit aus der Versenkung geholt worden war, erklärte unter kleinen Schluchzern, daß der Tote ihr Onkel William Noakes sei und sie ihn seit Sonntag vor einer Woche nicht mehr gesehen habe. Sie schilderte die Gewohnheit ihres Onkels, seine Zeit zwischen Broxford und Paggleham aufzuteilen, sowie die Sache mit den beiden Schlüsselbunden. Ihre Bemühungen, auch den Hausverkauf und die ans Tageslicht gekommenen erstaunlichen finanziellen Verhältnisse zu erklären, wurden freundlich, aber bestimmt unterbunden, woraufhin Lord Peter Wimsey, anmutiger im Auftreten, ihren Platz einnahm und ein kurzes und eher nonchalantes Resümee seiner überraschenden Hochzeitsnachtserlebnisse gab. Er übergab dem Untersuchungsrichter verschiedene Papiere, die den Kauf des Hauses betrafen, und setzte sich unter mitfühlendem Gemurmel der Anwesenden wieder hin. Dann kam ein Buchprüfer aus Broxford, der über den traurigen Zustand des Radiogeschäfts berichtete, soweit sich dieser aus einem ersten Blick in die Bücher ergab. Mr. Bunter schilderte mit wohlgesetzten Worten den Besuch des Schornsteinfegers sowie die anschließende Entdeckung der Leiche. Dr. Craven sagte zur Ursache und dem wahrscheinlichen Zeitpunkt des Todes aus, beschrieb die Verletzungen und tat seine Ansicht kund, daß diese weder auf eigenes Zutun des Getöteten noch auf einen unglücklichen Sturz zurückzuführen sein könnten.
    Als nächster trat Joe Sellon auf, sehr blaß, aber selbstbeherrscht und amtlich. Er sagte, er sei gerufen worden, um die Leiche anzusehen, und beschrieb, wie sie im Keller gelegen hatte.
    »Sind Sie der Dorfpolizist?«
    »Ja, Sir.«
    »Wann haben Sie den Verstorbenen zuletzt lebend gesehen?«
    »Am Mittwochabend, Sir, um fünf Minuten nach neun.«
    »Wollen Sie uns dazu etwas sagen?«
    »Ja, Sir. Ich hatte mit dem Verstorbenen über eine bestimmte private Angelegenheit zu sprechen. Ich ging zum Haus und sprach etwa zehn Minuten lang durchs Wohnzimmerfenster mit ihm.«
    »Erschien er Ihnen da ganz wie sonst?«
    »Ja, Sir; außer daß es zu einem Wortwechsel kam und er sich ein wenig erregte. Nachdem wir unser Gespräch beendet hatten, schloß und verriegelte er das Fenster. Ich probierte beide Türen und fand sie verschlossen. Daraufhin ging ich fort.«
    »Sie haben das Haus nicht betreten?«
    »Nein, Sir.«
    »Und Sie haben ihn um Viertel nach neun lebend und wohlauf verlassen?«
    »Ja, Sir.«
    »Schön.«
    Joe Sellon wollte schon abtreten, aber da erhob sich unter den Geschworenen der Mann mit dem weinerlichen Gesicht, den Bunter bereits im Wirtshaus kennengelernt hatte, und sagte:
    »Wir möchten den Zeugen gern fragen, Mr. Perkins, worum es bei dem Wortwechsel mit dem Verstorbenen ging.«
    »Sie haben es gehört«, sagte der Untersuchungsrichter ein wenig verlegen. »Die Geschworenen wüßten gern den Grund Ihres Streits mit dem Verstorbenen.«
    »Ja, Sir. Der Verstorbene drohte mir, mich wegen einer Pflichtverletzung zu melden.«
    »Aha!« sagte der Untersuchungsrichter. »Nun, wir sind nicht hier, um uns mit Ihrem dienstlichen Verhalten zu befassen. Er war es also, der Ihnen drohte, nicht Sie ihm?«
    »Richtig, Sir; obwohl ich zugeben muß, daß ich verärgert war und ziemlich böse mit ihm gesprochen habe.«
    »So. Sie sind in dieser Nacht nicht mehr zu dem Haus zurückgekehrt?«
    »Nein, Sir.«
    »Gut, das genügt. Polizeidirektor

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