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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Sie, Mrs. Ruddle! Wo ist Bunter? Wir lassen uns besser von ihm nach Hause fahren und Seine Lordschaft später von ihm abholen, sonst bekommen wir kein Mittagessen mehr. Ich stehe kurz vorm Verhungern. Diese Zeitungsleute sind doch ein aufdringliches, lästiges Volk!«
    »Da haben Sie recht, Mylady«, sagte Mrs. Ruddle.
    »Mit so was würd ich gar nicht erst reden.«
    Sie warf den Kopf zurück, daß die komischen kleinen Gagatsteinchen an ihrer Haube klapperten, und folgte ihrer Herrin zum Wagen. Wenn sie erst in dieser glitzernden Pracht säße, würde sie sich selbst wie ein Filmstar fühlen. Reporter – aber wirklich!
    Als sie anfuhren, klickten sechs Kameraverschlüsse.
    »Da, bitte«, sagte Harriet, »jetzt kommen Sie in alle Zeitungen.«
    »Na so was aber auch!« sagte Mrs. Ruddle.
     
    »Peter.«
    »Madame?«
    »Komisch, nach allem, was wir gesagt haben, diese Andeutung über Mrs. Sellon.«
    »Dorfmatrone statt Dorfjungfer. Ja, sehr komisch.«
    »Da kann doch wohl nichts dran sein?«
    »Man kann nie wissen.«
    »Du hast aber an so etwas nicht gedacht, als du das sagtest?«
    »Ich versuche immerzu etwas so Dummes zu sagen, daß man es nicht glauben kann; aber das schaffe ich nie. Noch ein Kotelett?«
    »Danke, ja. Bunter kocht wie ein Engel im Haus. Ich fand, Sellon hat seine Befragung überraschend gut hinter sich gebracht.«
    »Es gibt nichts Besseres, als wortwörtlich die Wahrheit zu sagen, aber keine Silbe mehr. Kirk muß ihn gründlich vorbereitet haben. Ich möchte wissen, ob Kirk – Nein, hol’s der Kuckuck! Ich will’s nicht wissen. Ich mag mir nicht mehr über alle diese Leute den Kopf zerbrechen. Es scheint uns auf merkwürdige Weise nicht gegönnt zu sein, in diesen Flitterwochen einmal ein bißchen Zeit für uns selbst zu haben. Und dabei fällt mir ein – der Pfarrer hat uns für heute abend zu sich zu einer Sherry-Party eingeladen.«
    »Sherry-Party? Du lieber Himmel!«
    »Wir bilden die Party, und er stellt den Sherry. Seine Frau wird sich ja so sehr freuen, uns zu sehen, und wir möchten bitte entschuldigen, daß sie nicht zuerst zu uns gekommen ist, denn sie hat heute nachmittag den Frauenkreis.«
    »Müssen wir hin?«
    »Ich glaube, ja. Unser Beispiel hat ihn dazu ermutigt, in dieser Gegend den Sherry in Mode zu bringen, und er hat eigens zu diesem Zweck nach einer Flasche geschickt.«
    Harriet sah ihn erschrocken an.
    »Woher?«
    »Aus dem besten Hotel in Pagford …. Ich habe freudig in unser beider Namen angenommen. War das falsch?«
    »Peter, du bist einfach nicht normal. Du hast ein soziales Gewissen, das deinem Geschlecht weit voraus ist. Wirtshaus-Sherry im Pfarrhaus! Normale anständige Männer drucksen herum und flunkern, bis ihre Frauen sie bei den Ohren hinausziehen. Es muß doch etwas geben, wogegen du dich sträubst. Wirst du dich wenigstens weigern, ein gestärktes Hemd anzuziehen?«
    »Meinst du, ein gestärktes Hemd würde ihn freuen? Vermutlich ja. Außerdem hast du ein neues Kleid, das du mir noch zeigen willst.«
    »Du bist entschieden zu gut für dieses Leben …. Natürlich gehen wir hin und trinken ihren Sherry, und wenn wir daran sterben. Aber könnten wir nicht wenigstens heute nachmittag ganz egoistisch und ungezogen sein?«
    »Zum Beispiel wie?«
    »Wir fahren ganz für uns allein irgendwohin.«
    »Das werden wir, bei Gott! … Entspricht das wirklich deiner Vorstellung von Glücklichsein?«
    »So tief bin ich gesunken. Ich gebe es zu. Tanz nicht auf einer Frau, wenn sie am Boden liegt. Probier mal hiervon – ich weiß nicht, was es ist – Bunter hat das gemacht. Sieht einfach wunderbar aus.«
    »Und wie egoistisch darf ich bitte sein? … Darf ich schnell fahren? … Ich meine, richtig schnell?«
    Harriet unterdrückte ein Schaudern. Sie fuhr gern Auto und ließ sich auch gern fahren, aber alles, was über 70 Meilen pro Stunde ging, machte ihr ein ganz hohles Gefühl im Bauch. Immerhin, wenn man verheiratet war, konnte man nicht alles nach dem eigenen Kopf haben.
    »Ja, richtig schnell – wenn dir danach ist.«
    »Entschieden zu gut für dieses Leben.«
    »Ich würde sagen, entschieden zu gut zum Sterben … Aber richtig schnell bedeutet Hauptstraßen.«
    »Stimmt. Also, dann fahren wir schnell auf den Hauptstraßen, damit wir sie bald hinter uns haben.«
    Die Folter dauerte nur bis Great Pagford. Zum Glück begegneten sie keinem vom Polizeidirektor Kirks schwarzen Schafen, die in Kurven parkten, aber kurz vor dem Dorf kamen sie an Frank Crutchley vorbei,

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