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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Schulter. Tiergeschichten haben alle gern. Sie dürfen den Kater verwenden.«
    Sie schloß das Tor und lächelte hinüber.
    Salcombe Hardy fand, daß Peter Wimseys Frau fast hübsch war, wenn sie sich erregte. Er hatte Verständnis für ihre Sorgen um Peters Gefühle. Er hatte den Eindruck, daß sie den Kerl wirklich gern hatte. Er war zutiefst gerührt, denn der Whisky war reichlich bemessen gewesen. Er beschloß, alles in seinen Kräften Stehende zu tun, damit die menschliche Seite der Geschichte im Rahmen des guten Geschmacks blieb.
    Als er den halben Feldweg schon hinter sich hatte, fiel ihm ein, daß er ganz vergessen hatte, das Personal auszufragen. Er sah sich um, aber Harriet lehnte noch immer am Tor.
     
    Mr. Hector Puncheon vom Morning Star hatte weniger Glück. Er kam fünf Minuten nach Salcombe Hardys Abschied und traf Lady Peter Wimsey noch immer am Tor lehnend an. Da er sich kaum mit Gewalt an ihr vorbeidrängen konnte, mußte er die Geschichte an Ort und Stelle aufnehmen und sich mit dem begnügen, was sie ihm zu erzählen bereit war. Mitten im Interview fühlte er plötzlich einen warmen Atem im Nacken und drehte sich erschrocken um.
    »Das ist nur ein Stier«, sagte Harriet süß.
    Mr. Puncheon, der in der Stadt großgeworden war, erbleichte. Der Stier war von sechs Kühen begleitet, alle gleich neugierig. Daß gerade die Anwesenheit der Kühe die beste Garantie für gutes Betragen des Stiers war, wußte Mr. Puncheon nicht; für ihn waren das alles nur große Tiere mit Hörnern. Es wäre unhöflich von ihm gewesen, sie fortzujagen, weil Lady Peter gedankenverloren dem Stier die Stirn kraulte, während sie ihm ein paar exklusive Einzelheiten aus ihrer Jugend in Great Pagford erzählte. Mannhaft – denn ein Reporter muß in Erfüllung seiner Pflicht jedes Risiko auf sich nehmen – hielt er die Stellung und hörte (notgedrungen) mit geteilter Aufmerksamkeit zu. »Lieben Sie Tiere?« fragte er.
    »Ja, sehr«, antwortete Harriet; »das müssen Sie Ihren Lesern erzählen; schließlich ist das ein sympathischer Zug, nicht?«
    »Klar«, erwiderte Hector Puncheon. Schön und gut; aber der Stier stand auf seiner Seite des Tors und sie auf der andern. Eine freundliche rot-weiße Kuh leckte an seinem Ohr – er wunderte sich, wie rauh ihre Zunge war.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich das Tor nicht öffne«, sagte Harriet mit gewinnendem Lächeln. »Ich liebe Kühe, aber nicht im Garten.« Zu seiner Verlegenheit stieg sie über das Tor und geleitete ihn mit fester Hand zu seinem Wagen. Das Interview war vorüber, und er hatte sehr wenig Gelegenheit gehabt, die privaten Aspekte des Mordes zu beleuchten. Die Kühe rannten mit gesenkten Köpfen vor seinem anfahrenden Wagen auseinander.
    Kaum war er fort, da wollte es ein erstaunlicher Zufall, daß der unsichtbare Hüter der Kühe aus dem Nichts auftauchte und seine Herde wieder einsammelte. Als er Harriet sah, tippte er grinsend an seine Mütze. Sie schlenderte zum Haus zurück, und noch ehe sie es erreicht hatte, standen die Kühe wieder um das Tor versammelt. Am offenen Küchenfenster stand Bunter und polierte Gläser.
    »Ganz praktisch«, sagte Harriet, »diese vielen Kühe auf dem Weg.«
    »Ja, Mylady«, pflichtete Bunter ihr gemessen bei. »Sie weiden den Grasrand ab, wenn ich es richtig verstehe. Eine sehr befriedigende Regelung, wenn ich das sagen darf.«
    Harriet öffnete den Mund und schloß ihn wieder, als ihr ein Gedanke durch den Kopf schoß. Sie ging durch den Flur und öffnete die Hintertür. Es überraschte sie wirklich nicht sonderlich, eine außerordentlich häßliche Bulldogge am Fußabstreifer angebunden zu sehen. Bunter kam aus der Küche und ging auf leisen Sohlen in die Spülküche.
    »Ist das unser Hund, Bunter?«
    »Der Besitzer hat ihn heute morgen gebracht, Mylady, um sich zu erkundigen, ob Seine Lordschaft vielleicht einen Hund dieser Art zu kaufen wünscht. Wie ich gehört habe, soll er ein ausgezeichneter Wachhund sein. Ich habe ihn gebeten, den Hund hierzulassen, bis Seine Lordschaft eine Entscheidung trifft.«
    Harriet sah Bunter an, der ihren Blick unbewegt erwiderte.
    »Haben Sie auch an Flugzeuge gedacht, Bunter? Wir könnten einen Schwan aufs Dach setzen.«
    »Über einen Schwan konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen, Mylady. Aber jemand hier besitzt eine Ziege …«
    »Mr. Hardy hat ja noch ziemliches Glück gehabt.«
    »Der Viehhirte«, sagte Bunter mit plötzlichem Zorn, »hat sich verspätet. Dabei hatte er ganz

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