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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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jetzt sage, wird Sie doch überraschen. Ich will nicht leugnen, daß es auch mich überrascht hat … Danke, ich sage nicht nein …. Also, der alte Herr hat um den Schlüssel überhaupt kein Geheimnis gemacht. Es muß wohl ein paar kleine Reibereien zwischen den jungen Leuten gegeben haben, bevor sie Schluß machten. Jedenfalls schien er sich nicht besonders dazu aufgerufen zu fühlen, für Crutchley eine Lanze zu brechen. Also antwortete er ohne Umschweife und führte mich sogar noch in seine Werkstatt. Er ist ein sehr penibler Mensch und behält von jedem Schlüssel, den er anfertigt, einen Abdruck zurück. Er sagt, die Leute verlieren oft ihre Schlüssel, und dann ist es gut, wenn man etwas in der Hand hat. Ich weiß nicht – aber wundern würd’s mich nicht, wenn schon öfter amtliche Erkundigungen bei ihm eingezogen worden wären. Tut aber nichts zur Sache. Jedenfalls hat er mich hingeführt und mir den Abdruck von dem Schlüssel gezeigt. Und was meinen Sie, was für ein Schlüssel das war?«
    Nachdem Peter schon einmal einen Rüffel eingesteckt hatte, versuchte er jetzt nicht einmal andeutungsweise zu raten. Aber diesmal fand Harriet eine Antwort schon angebracht. Mit allem Erstaunen, dessen die menschliche Stimme fähig ist, sagte sie: »Sie werden doch nicht sagen wollen, daß es ein Schlüssel zu diesem Haus hier war?«
    Mr. Kirk klatschte sich mit seiner großen Hand auf den Schenkel.
    »Ha!« rief er. »Was habe ich gesagt? Ich wußte doch, daß Sie mir diesmal auf den Leim gehen würden! Nein – es war nicht so einer, nicht einmal so ein ähnlicher. So! Und was sagen Sie nun?«
    Peter klaubte die Reste der Flaschenverkleidung auf und begann sich einen neuen Kopfputz zu knüpfen. Harriet konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß sie besser geschauspielert hatte, als sie eigentlich wollte.
    »Das ist aber erstaunlich!«
    »Nicht einmal ähnlich«, wiederholte der Polizeidirektor. »Das Ding war riesengroß, eher wie ein Kirchenschlüssel.«
    »Wurde er nach einem Wachsabdruck gefertigt«, fragte Peter, während seine Finger rasch durchs Stroh glitten, »oder nach einem Schlüssel?«
    »Nach einem Schlüssel. Crutchley hatte ihn mitgebracht. Es sei der Schlüssel zu einer Scheune, hat er gesagt, die er gemietet habe, um ein paar Sachen darin unterzustellen. Der Schlüssel gehöre dem Eigentümer und er möchte einen eigenen haben.«
    »Ich dachte, es sei Sache des Eigentümers, dem Mieter einen Schlüssel zu stellen«, meinte Harriet.
    »Würde ich auch meinen. Crutchley erklärte, er habe einen gehabt, aber verloren. Und das könnte, wohlgemerkt, sogar wahr sein. Jedenfalls war das der einzige Schlüssel, den der Alte für ihn angefertigt hat – sagt er zumindest, und ich glaube nicht einmal, daß er mich angelogen hat. Also bin ich mit dem Abendzug wieder zurückgekommen, so klug wie zuvor. Aber nachdem ich dann zu Abend gegessen hatte, habe ich mir gesagt: Also, sag ich, es ist ein Hinweis – tu einen Hinweis niemals ab, bevor du ihm nachgegangen bist. Ich also hin nach Pagford, um mir unsern jungen Freud vorzunehmen. Na ja, in der Garage war er nicht, aber Williams sagte, er hätte ihn mit seinem Fahrrad auf der Straße nach Ambledon Overbrook gesehen – das kennen Sie vielleicht –, etwa anderthalb Meilen aus Pagford raus in Richtung Lopsley.«
    »Da sind wir heute nachmittag durchgefahren. Hübsche kleine Kirche mit spitzem Turm.«
    »Ja, einen Turm hat sie. Also, ich dachte mir, ich schaue mich mal nach unserm jungen Mann um, also bin ich losgefahren und – erinnern Sie sich, dort eine große alte Scheune mit Ziegeldach gesehen zu haben, etwa eine dreiviertel Meile außerhalb von Pagford?«
    »Die ist mir aufgefallen«, sagte Harriet. »Steht ganz für sich allein in den Feldern.«
    »Stimmt. Und wie ich da also vorbeifahre, sehe ich ein Licht, als wenn’s eine Fahrradlampe sein könnte, durch die Felder wandern, und da fällt mir ganz plötzlich ein, daß Crutchley vor etwa sechs Monaten für Mr. Moffatt, dem die Scheune gehört, etwas an einem Traktor gemacht hat. Verstehen Sie? Ich habe nur zwei und zwei zusammengezählt. Also, ich steige aus dem Wagen und gehe dem Licht nach über die Felder. Er ging nicht sehr schnell – eher gemächlich – und ich ging ziemlich schnell, und wie er ungefähr halb da war, muß er mich kommen gehört haben, denn er blieb auf einmal stehen. Ich komme also näher und sehe, wer es ist.«
    Der Polizeidirektor machte wieder eine Kunstpause.
    »Nur

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