Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Stühle fortzuholen. Wir müssen auch schlafen – wollen Sie uns nicht einmal ein Bett dalassen, in das wir uns legen können? Außerdem haben wir, wenn es dahin kommt, auch einen gewissen Anspruch auf die Möbel, denn wir haben sie gemietet. Bitte seien Sie nicht so voreilig … Mr. MacBride, Sie kennen uns schon lange – Sie werden doch gewiß ein wenig Mitleid mit unsern Nerven haben und es nicht fertigbringen, uns hungrig zum Schlafen in den nächsten Heuschober zu schicken.«
    »Mylord«, sagte Mr. MacBride, zwar in gewisser Weise ob dieses Appells gerührt, aber dennoch seiner Pflicht bewußt, »im Interesse unserer Klienten –«
    »Im Interesse unserer Firma«, sagte Mr. Solomons.
    »In unser aller Interesse«, sagte Peter, »könnten Sie sich jetzt hinsetzen und von unserer mit Salbei und Zwiebel gefüllten Ente mit Apfelmus kosten. Sie, Mr. Solomons, sind schnell und weit gelaufen – wir müssen Sie bei Kräften halten. Sie, Mr. MacBride, haben gestern so gefühlvoll vom englischen Familienleben gesprochen – wollen Sie es nicht wenigstens einmal von seiner besten Seite betrachten? Zerrstören Sie nicht dieses häusliche Glück! Bei einem Stückchen Brust und einem Gläschen vom Besten lassen sich alle Streitigkeiten schlichten.«
    »Ja, wirklich«, sagte Harriet. »Essen Sie mit uns. Es würde Bunter das Herz brechen, wenn die Ente im Backofen trocken würde.«
    Mr. MacBride zögerte.
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, begann Mr. Solomons nachdenklich. »Wenn Ihre Ladyschaft –«
    »Nein, nein, Solly«, sagte Mr. MacBride; »das kann man nicht machen.«
    »Mein Verehrtester«, sagte Peter in höflichem Ton, »Sie wissen genau, daß Ehemänner die unausrottbare Angewohnheit haben, in jeder Lage und so kurzfristig wie möglich ihre Geschäftsfreunde einzuladen. Ohne diese Angewohnheit wäre das Familienleben nicht, was es ist. Darum lasse ich keine Entschuldigung gelten.«
    »Natürlich nicht«, sagte Harriet. »Bunter, die Herren werden mit uns essen.«
    »Sehr wohl, Mylady.« Er legte geschickt Hand an Mr. Solomon und befreite ihn von seinem Mantel. »Gestatten Sie.« Mr. MacBride half Peter, noch zwei Stühle an den Tisch zu rücken, wobei er bemerkte: »Ich weiß nicht, was Sie darauf vorgeschossen haben, Solly, aber wert waren sie es sicher nicht.«
    »Was uns betrifft«, sagte Peter, »können Sie den ganzen Kram morgen gern haben. So – haben alle Platz genommen? Mr. Solomons rechts, Mr. MacBride links. Bunter – den Bordeaux!«
     
    Mr. Solomons und Mr. MacBride, besänftigt von Wein und guten Zigarren, verabschiedeten sich einträchtig um Viertel vor zehn, nachdem sie zuvor noch kurz durchs Haus gegangen waren, um das Inventar gemeinsam in Augenschein zu nehmen. Peter, der sie begleitet hatte, um sein Anrecht an seinen eigenen Besitztümern zu wahren, kam mit einem dieser kleinen Wigwams aus Stroh zurück, wie man sie zum Schutz von Weinflaschen auf dem Transport benutzt.
    »Wofür ist das, Peter?«
    »Für mich«, antwortete Seine Lordschaft. Er pflückte die Strohhalme heraus, einen um den andern, und begann sie sich ins Haar zu flechten. Er hatte sich bereits in ein ganz passables Vogelnest verwandelt, als Polizeidirektor Kirk gemeldet wurde.
    »Guten Abend, Mr. Kirk«, begrüßte Harriet ihn so herzlich, wie sie nur konnte.
    »Guten Abend«, sagte der Polizeidirektor. »Ich fürchte, ich störe.« Er sah Peter an, der ihm eine fürchterliche Grimasse schnitt. »Es ist schon ein wenig spät für einen Besuch.«
    »Das ist der böse Feind Flibbertigibbet«, sagte Peter wütend; »er kommt mit der Abendglocke und geht um bis zum ersten Hahnenschrei. Nehmen Sie einen Strohhalm, Herr Polizeidirektor. Den werden Sie brauchen, bis Sie hier fertig sind.«
    »Nehmen Sie nichts dergleichen«, sagte Harriet. »Sie sehen müde aus. Trinken Sie ein Glas Bier oder einen Schluck Whisky oder sonst irgendwas und kümmern Sie sich nicht um meinen Mann. Er bekommt manchmal solche Anfälle.«
    Der Polizeidirektor dankte ihr geistesabwesend; er schien mit einer Idee in den Wehen zu liegen. Langsam öffnete er den Mund und sah Peter wieder an.
    »Nehmen Sie Platz, nehmen Sie Platz«, sagte dieser gastfreundlich. »Ein Wort mit diesem kundigen Thebaner.«
    »Ich hab’s!« rief Mr. Kirk. »König Lear! ›Befahlen sie mir gleich, die Tür zu schließen, Euch preiszugeben der tyrann’schen Nacht: doch hab ichs drauf gewagt, Euch auszuspähn.‹«
    »Damit haben Sie beinahe recht«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher