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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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müssen.«
    Die beiden Polizisten verschwanden erstaunlich schnell.
    Mr. Puffett, der sich nachdenklich am Kopf gekratzt hatte, wandte sich an Peter.
    »Das sieht aber gefährlich aus, was Sie da gemacht haben, Mylord. Sind Sie ganz sicher, daß das nicht runterkommt?«
    Wie um sich gegen diese Gefahr zu schützen, setzte er seine Melone auf.
    »Nur wenn jemand den Deckel der Radiotruhe öffnet, um die Schallplattenorgie um halb eins zu … Um Gottes willen, Hochwürden, bleiben Sie von diesem Deckel weg!«
    Der Pfarrer, der auf die Radiotruhe zugegangen war, machte bei dem gebieterischen Ton einen schuldbewußten Satz rückwärts.
    »Ich wollte mir nur die Schnur aus der Nähe ansehen«, erklärte er. »Man sieht sie nämlich überhaupt nicht vor der Holztäfelung. Ganz erstaunlich. Sicher weil sie so schwarz und dünn ist.«
    »Das ist ja der Witz bei Angelschnüren«, sagte Peter.
    »Entschuldigen Sie, daß ich Sie so angeschrien habe. Aber halten Sie Abstand, damit es kein Unglück gibt. Ist Ihnen eigentlich klar, daß Sie der einzige in diesem Zimmer sind, der vor dem Ding nicht sicher ist?«
    Der Pfarrer verzog sich in eine Ecke, um darüber nachzudenken. Da flog die Tür auf, und Mrs. Ruddle, ungerufen und unerwünscht, verkündete mit lauter Stimme:
    »Da ist die Polizei!«
    »He!« sagte Mr. Puffett. Er versuchte sie hinauszudrängen, aber Mrs. Ruddle war fest entschlossen, zu erfahren, worum es bei dieser langen Konferenz ging. Sie baute sich energisch bei der Tür auf, die Hände in die Seiten gestemmt.
    Kirks Ochsenaugen wanderten zu Peter und folgten dessen Blick zur Decke, wo sie dem Phänomen eines schwebenden Kaktus begegneten, der wie Houdini ohne sichtbaren Halt hoch in der Luft hing.
    »Ja«, sagte Peter, »da ist er. Aber rühren Sie die Radiotruhe nicht an, sonst komme ich für die Folgen nicht auf. Ich denke mir, daß der Kaktus dort auch am Mittwoch voriger Woche abends um fünf nach neun war, und daß Sellon darum die Uhr sehen konnte. So etwas nennt man Rekonstruktion des Verbrechens.«
    »Des Verbrechens, so?« fragte Kirk.
    »Sie suchen doch einen stumpfen Gegenstand, der einem großen Mann von hinten oben den Kopf zertrümmern kann. Da ist er. Der könnte einem Ochsen den Schädel einschlagen – mit der Kraft, die wir dahintersetzen.«
    Kirk sah sich noch einmal den Topf an.
    »Hm«, machte er bedächtig. »Ganz hübsch – aber ein Beweis wäre mir ganz recht. Als ich den Topf zuletzt gesehen habe, waren keine Haare und kein Blut daran.«
    »Natürlich nicht!« rief Harriet. »Er wurde ja abgewaschen.«
    »Wann und wie?« fragte Peter, indem er ruckartig zu ihr herumfuhr.
    »Jedenfalls nicht vor Mittwoch. Vorgestern. Du selbst hast uns eben erst daran erinnert. Am Mittwoch morgen, vor unser aller Augen, während wir dasaßen und zuschauten. Damit haben wir das Wie, Peter. Das ist das Wie!«
    »Ja«, sagte er und mußte über ihre Erregung lächeln.
    »Das ist das Wie. Und nachdem wir wissen wie, wissen wir auch wer.«
    »Gott sei Dank, daß wir endlich etwas wissen«, sagte Harriet. Im Augenblick bedeutete ihr das Wie und Wer nicht viel. Ihr Jubel galt Peters munter zurückgeworfenem Kopf, wie er vor ihr stand und sie anlächelte, sich leicht in den Hüften wiegend und auf den Zehen wippend. Eine Aufgabe war gelöst – der Mißerfolg zuletzt doch ausgeblieben – die qualvollen Träume von Männern in Ketten, geschlagenen Männern, die in einer heißen, kaktusstarrenden Wüste nach einer verlorenen Erinnerung suchten, hatten sich nicht erfüllt.
    Aber der Pfarrer war nicht Peters Frau und sah die Sache anders.
    »Sie meinen«, rief er zutiefst erschrocken, »daß Frank Crutchley, als er den Kaktus goß und die Schale abwischte – o Gott! Aber das ist ja eine grauenhafte Schlußfolgerung! Frank Crutchley – einer meiner Chorsänger!«
    Kirk zeigte sich da schon zufriedener.
    »Crutchley?« fragte er. »Ah, jetzt kommen wir der Sache näher. Er hatte eine Wut wegen seiner vierzig Pfund – und da dachte er wohl, er kann’s dem Alten heimzahlen und dann die Erbin heiraten – zwei Fliegen mit einem stumpfen Gegenstand, wie?«
    »Die Erbin?« rief der Pfarrer in neuer Bestürzung.
    »Aber er will doch Polly Mason heiraten – er war erst heute morgen wegen des Aufgebots da.«
    »Das ist eine ziemlich traurige Geschichte, Mr. Goodacre«, sagte Harriet. »Er war heimlich mit Miss Twitterton verlobt und – pst!«
    »Meinen Sie, die beiden steckten unter einer Decke?« begann Kirk –

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