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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ihre Ladyschaft?«
    »Auf Anhieb erraten, Jenkins.«
    Eine Frau erschien. Sie legte sich einen Schal um die Schultern und machte einen Knicks. Harriet gab beiden die Hand.
    »Das ist aber keine Art, die Braut heimzuführen, Mylord«, sagte Jenkins vorwurfsvoll. »Am Dienstag haben wir für Sie die Glocken läuten lassen, und wir wollten Ihnen einen schönen Empfang bereiten, wenn Sie kämen.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Peter, »aber ich habe schon als Junge nie was richtig machen können, wissen Sie nicht mehr? Apropos Jungen – was machen die Ihren?«
    »Danke der Nachfrage, Mylord, ausgezeichnet. Bill ist vorige Woche zum Sergeanten befördert worden.«
    »Gratuliere«, sagte Peter herzlich und ließ die Kupplung kommen. Sie fuhren eine breite Buchenallee hinauf.
    »Das ist ja mindestens eine Meile vom Tor bis vors Haus, stimmt’s?«
    »Ungefähr.«
    »Haltet ihr Wild im Park?«
    »Ja.«
    »Und Pfauen auf der Terrasse?«
    »Ich fürchte, ja. Alles wie’s im Märchenbuch steht.«
    Am Ende der Allee ragte das große Haus grau vor dem Sonnenlicht in die Höhe – eine breite palladianische Front mit Fenstern, die noch schliefen, und dahinter die Schornsteine und Türmchen weiträumiger Flügel und die phantastischen Auswüchse architektonischer Eingebung.
    »Es ist nicht sehr alt«, sagte Peter entschuldigend, als sie abbogen und das Haus links liegen ließen. »Nichts aus vorelisabethanischer Zeit. Kein Bergfried, kein Burggraben. Die Burg ist dankenswerterweise vor vielen Jahren eingestürzt, aber nun haben wir aus allen schlechten Epochen seitdem ein bißchen und hier und da auch etwas aus den guten. Und das Witwenhaus ist untadeliger Inigo Jones.«
    Als Harriet schlaftrunken hinter einem hochgewachsenen Diener her die untadelige Inigo-Jones-Treppe hinaufwankte, hörte sie plötzlich auf dem Treppenabsatz das eilige Klappern hoher Absätze und einen Freudenschrei. Der Diener drückte sich geistesgegenwärtig an die Wand, und schon schoß die Herzoginwitwe in einem rosaroten Morgenmantel an ihm vorbei, daß ihre weißen Zöpfe flogen und Ahasverus sich um sein Leben an ihre Schultern krallen mußte.
    »Ach, ihr Lieben, wie schön, daß ihr da seid! Morton – holen Sie Franklin aus dem Bett und schicken Sie sie sofort zu Ihrer Ladyschaft. Ihr müßt ja hundemüde und halbverhungert sein … Was für eine scheußliche Geschichte mit diesem armen jungen Mann! – Deine Hände sind ja ganz erfroren, meine Liebe – ich will nicht hoffen, daß Peter an diesem schrecklich kalten Morgen wieder so gerast ist – Morton, Sie dummer Kerl, sehen Sie denn nicht, daß Ahasverus mich kratzt? Nehmen Sie ihn mir sofort ab – ich habe euch im Gobelinzimmer untergebracht, da ist es wärmer – Mein Gott, ich habe das Gefühl, euch seit einem Monat nicht mehr gesehen zu haben – Morton, sagen Sie unten Bescheid, sie sollen sofort das Frühstück heraufbringen – und was du jetzt brauchst, Peter, ist ein heißes Bad.«
    »Ein Bad«, sagte Peter, »ein richtiges Bad für uns beide, das ist mit Sicherheit eine gute Idee.«
    Sie kamen über einen breiten Treppenabsatz mit Aquatintastichen an der Wand und drei Tischchen in Queen-Anne-Chinoiserie mit Famille-Rose-Vasen darauf. An der Tür zum Gobelinzimmer stand Bunter – er mußte entweder sehr früh aufgestanden oder gar nicht erst zu Bett gegangen sein, denn er war mit einer Makellosigkeit gekleidert, die eines Inigo Jones würdig war. Franklin, ebenso makellos, wenngleich ein wenig aufgeregt, traf fast im selben Moment ein. Das Rauschen einlaufenden Badewassers drang erfrischend an ihre dankbaren Ohren. Die Herzoginwitwe küßte sie beide und sagte ihnen, sie sollten tun und lassen, was sie wollten, und sie werde sie nicht mehr stören. Und noch ehe die Tür zu war, hörten sie ein Donnerwetter über Morton losgehen, weil er nicht beim Zahnarzt gewesen war, und wenn er sich weiter benehme wie ein kleines Kind, werde er mit Zahngeschwüren, Parodontose, Blutvergiftung, Verstopfung und einem kompletten falschen Gebiß enden.
    »Dieser hier«, sagte Peter, »ist einer von den präsentableren Wimseys – Lord Roger; er war mit Sidney befreundet, schrieb Gedichte und starb jung an einem zehrenden Fieber und so weiter. Das da ist, wie du siehst, Königin Elisabeth; sie hat hier mal auf die übliche Weise übernachtet und dabei fast die Familienfinanzen ruiniert. Das Portrait soll von Zucchero sein, ist es aber nicht. Der damalige Herzog ist dagegen wirklich von Antonio Moro,

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