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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wie er gerade aufs Wohnzimmer zustrebte.«
    »Aha!« sagte Sir Impey. »Und Sie sind natürlich bereit, das vor Gericht zu beschwören. Sie beide lassen mir nicht viele Chancen. Wenn Sie ein bißchen Rücksicht auf mich genommen hätten, Peter, hätten Sie eine weniger intelligente Frau geheiratet.«
    »Ich fürchte, da war ich egoistisch. Aber Sie übernehmen den Fall, Biggy, und tun, was Sie können?«
    »Ihnen zum Gefallen. Ich werde Sie mit Vergnügen ins Kreuzverhör nehmen. Wenn Ihnen irgendwelche kniffligen Fragen einfallen, die ich Ihnen stellen könnte, sagen Sir mir Bescheid. Und jetzt ab mit Ihnen. Ich werde alt und gehöre ins Bett.«
     
    »So, das wär’s gewesen«, sagte Peter. Sie standen auf der Straße und froren ein bißchen. Es war fast drei Uhr morgens, und die Luft war schneidend. »Was nun? Suchen wir uns ein Hotel?«
    (Welche Antwort war darauf die richtige? Er wirkte müde und ruhelos zugleich – ein physischer Zustand, in dem nahezu jede Antwort die falsche ist. Sie beschloß, es frisch zu wagen.)
    »Wie weit ist es bis Duke’s Denver?«
    »Etwas über neunzig Meilen – sagen wir fünfundneunzig. Möchtest du gleich hinfahren? Wir könnten den Wagen holen und wären bis halb vier aus der Stadt. Ich würde dir versprechen, nicht schnell zu fahren – und du könntest unterwegs ein bißchen schlafen.«
    Wie durch ein Wunder war es die richtige Antwort gewesen. Sie sagte: »Gut, tun wir das.« Sie fanden ein Taxi. Peter nannte die Adresse der Garage, wo er seinen Wagen abgestellt hatte, und sie rollten durch die stillen Straßen dahin.
    »Wo ist Bunter?«
    »Er ist mit dem Zug vorausgefahren, um Bescheid zu sagen, daß es bei uns ein bißchen spät werden könnte.«
    »Wird deine Mutter böse sein?«
    »Nein. Sie kennt mich seit fünfundvierzig Jahren.«

II
Denver Ducis: Die Macht und
die Herrlichkeit
    »Und die Moral davon ist«, sagte die Herzogin …
    LEWIS CARROLL: ALICE IM WUNDERLAND
     
    Wieder die große Straße nach Norden, Meile um Meile, durch Hatfield, Stevenage, Baldock, Biggleswade, nach Nordosten zur Grenze von Hertfordshire – dieselbe Straße, die sie vor vier Tagen gefahren waren, mit Bunter auf dem Rücksitz und zweieinhalb Dutzend Flaschen Portwein unter seinen Füßen in einer Daunendecke. Harriet döste. Einmal berührte Peter ihren Arm und weckte sie, und sie hörte ihn sagen: »Hier ist die Abzweigung nach Pagford.« Huntingdon, Chatteris, March – immer weiter nach Nordosten, immer schärfer wehte der Wind von der kalten Nordsee her über die weiten Ebenen, und vor ihnen kündete das Grau des Himmels die nahende Morgendämmerung an.
    »Wo sind wir jetzt?«
    »Wir kommen gerade nach Downham Market. Eben sind wir durch Denver gefahren – das eigentliche Denver. Bis Duke’s Denver sind es noch fünfzehn Meilen.«
    Der Wagen kurvte durch das kleine Städtchen und wandte sich direkt nach Osten.
    »Wie spät ist es?«
    »Kurz vor sechs. Ich bin nur einen Schnitt von fünfunddreißig Meilen gefahren.«
    Die Fenmoore lagen jetzt hinter ihnen, und die Landschaft wurde waldiger. Als die Sonne aufging, kamen sie durch ein winziges Dörfchen mit einer Kirche, von deren Turm die Uhr gerade die Viertelstunde schlug.
    »Denver Ducis«, sagte Peter. Er ließ den Wagen gemächlich die schmale Straße hinunterrollen. In den Häuschen zeigten erhellte Fenster an, wo Männer und Frauen früh aufgestanden waren, um zur Arbeit zu gehen. Ein Mann kam aus einem Gartentor, starrte den Wagen an und tippte an seinen Hut. Peter erwiderte den Gruß. Jetzt waren sie aus dem Dorf heraus und fuhren an einer niedrigen Mauer entlang, über die hohe Bäume ihre Äste streckten.
    »Das Witwenhaus steht auf der andern Seite«, sagte Peter. »Es geht schneller, durch den Park zu fahren.« Sie bogen in eine hohe Einfahrt ein, neben der ein Pförtnerhäuschen stand. Im zunehmenden Tageslicht sah man die steinernen Tiere geduckt auf den Pfeilern sitzen, jedes mit einem Wappenschild. Peters Hupen rief einen Mann in Hemdsärmeln aus dem Pförtnerhaus, und die Torflügel schwenkten auf.
    »Morgen, Jenkins«, sagte Peter und ließ den Wagen anhalten. »Tut mir leid, Sie so früh herauszutrommeln.«
    »Keine Ursache, Mylord.« Der Pförtner wandte den Kopf und rief über die Schulter: »Mutter! Seine Lordschaft ist da!« Er war schon ein älterer Mann und sprach mit der Vertraulichkeit langjährigen Dienstes. »Wir haben Sie schon jeden Moment erwartet, und je früher, desto besser für uns. Ist das wohl

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