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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Kaktusschale.«
    »Und wenn er es bei der Polizei wiederholt hat?«
    »Durch Fangfragen unsicher gemacht. Über solche Kleinigkeiten werden Sie sich doch nicht den Kopf zerbrechen.«
    »Hinzu kommt die Kette und der Haken und das Blei in der Schale.«
    »Wer sagt, daß Crutchley sie dorthin getan hat? Der alte Noakes könnte solche Spielchen getrieben haben.«
    »Und daß er den Kaktus gegossen und die Schale abgewaschen hat?«
    »Bagatellen! Wir kennen nur die Ansichten des Pfarrers über den Stoffwechsel der Kakteen.«
    »Können Sie das Motiv auch so leicht abtun?«
    »Motive beweisen noch nichts.«
    »Für neun von zehn Geschworenen doch.«
    »Na schön – aber ein Motiv hatten auch noch etliche andere Leute.«
    »Ihre Miss Twitterton zum Beispiel. Soll ich anzudeuten versuchen, daß sie es auch gewesen sein könnte?«
    »Wenn Sie ihr den Grips zutrauen, zu begreifen, daß ein Pendel stets direkt unter seinem Aufhängungspunkt hindurchschwingen muß.«
    »Hm! – Übrigens, wenn Sie beide nicht dort aufgekreuzt wären, was wäre dann der nächste Schritt des Mörders gewesen? Wie wäre es seiner Meinung nach weitergegangen?«
    »Wenn Crutchley der Mörder war?«
    »Hm, ja. Er muß ja damit gerechnet haben, daß der Tote von der nächsten Person, die ins Haus kam, auf dem Boden des Wohnzimmers liegend gefunden worden wäre.«
    »Darüber habe ich nachgedacht. Die nächste Person, die das Haus betreten hätte, wäre normalerweise Miss Twitterton gewesen, die den Schlüssel hatte. Er hatte sie vollständig unterm Pantoffel. Sie erinnern sich, daß die beiden sich abends auf dem Friedhof von Great Pagford zu treffen pflegten. Es wäre nicht schwierig für ihn gewesen, herauszubekommen, ob sie irgendwann im Laufe der Woche ihren Onkel zu besuchen beabsichtigte. Wenn sie eine solche Absicht kundgetan hätte, wäre ihm schon etwas eingefallen – er hätte sich in der Garage wegen privater Geschäfte eine Stunde frei geben lassen und wäre Miss Twitterton auf dem Weg zum Haus rein zufällig begegnet. Falls es Mrs. Ruddle eingefallen wäre, Miss Twitterton Bescheid zu geben, daß Noakes verschwunden war, wäre es sogar noch einfacher gewesen. Der erste, an den sie sich gewandt hätte, wäre Frank gewesen, der sich in allem auskannte. Und das Beste von allem wäre das gewesen, was beinahe eingetreten wäre – daß Mrs. Ruddle sich gar nichts dabei dachte und niemandem etwas sagte. Dann wäre Crutchley wie gewöhnlich am Mittwochmorgen nach Talboys gekommen, hätte (zu seiner großen Überraschung) festgestellt, daß er nicht ins Haus konnte, wäre zu Miss Twitterton gefahren, um den Schlüssel zu holen, und hätte die Leiche selbst entdeckt. Auf jeden Fall wäre er der erste am Tatort gewesen, mit oder ohne Miss Twitterton. Wenn er allein gewesen wäre – sehr gut. Wenn nicht, hätte er sie mit ihrem Fahrrad fortgeschickt, die Polizei zu holen, und kaum hätte sie sich umgedreht gehabt, hätte er die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und die Schnur geborgen, den Topf abgewaschen, die andere Kette aus dem Kamin genommen und ansonsten dafür gesorgt, daß alles so unschuldig wie möglich aussah. Ich weiß auch nicht, warum er die Kette zunächst überhaupt im Kamin versteckt hat – ich nehme an, der alte Noakes kam überraschend dazu, als er gerade den Tausch vornahm, und er mußte sie rasch verschwinden lassen. Wahrscheinlich hat er auch geglaubt, sie sei dort gut aufgehoben, und hat sich keine weiteren Gedanken darüber gemacht.«
    »Und wenn Noakes nun schon zwischen zwanzig nach sechs und neun Uhr ins Wohnzimmer gekommen wäre?«
    »Das war ein Risiko. Aber der alte Noakes war ja ›so pünktlich wie die Uhr.‹ Um halb acht aß er zu Abend. Die Sonne war um 18.38 Uhr untergegangen, und das Zimmer hat niedrige Fenster und ist ziemlich düster. Ab 19 Uhr bestand alle Aussicht, daß er nichts merken würde. Aber machen Sie daraus, was Sie wollen.«
    »Er muß am Tag Ihrer Ankunft einen unerfreulichen Vormittag verlebt haben«, sagte Sir Impey. »Immer vorausgesetzt natürlich, daß die Anklage begründet ist. Ich frage mich, warum er nach Entdeckung des Verbrechens nichts unternommen hat, um die Kette in Sicherheit zu bringen.«
    »Das hat er«, sagte Harriet. »Dreimal ist er hereingekommen, während die Möbelpacker da waren; und er hat alles versucht, mich aus dem Zimmer zu schicken – ich sollte mich um irgendwelche Konserven kümmern. Einmal bin ich wirklich hinausgegangen, und da traf ich ihn auf dem Gang,

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