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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Schritt an der Tür ließ ihn unvermittelt herumfahren, aber es war nur Crutchley, der mit Eimer, Besen und Kehrschaufel bewaffnet hereinkam. Mr. MacBride lachte. »In Broxford war ich nämlich schon, und da hat man mir gesagt, ich finde ihn hier.«
    »So?« meinte Peter. »Ist schon gut, Crutchley. Fegen Sie den Dreck auf und schaffen Sie dieses Papier hinaus. Man hat Ihnen also gesagt, er sei hier? Dann hat man sich geirrt. Er ist nicht hier, und wir wissen nicht, wo er ist.«
    »Aber das ist doch nicht möglich!« rief Miss Twitterton. »Nicht in Broxford? Wo kann er denn dann sein? Das ist doch sehr beunruhigend. Ach je! Mr. Goodacre, fällt Ihnen denn auch nichts ein?«
    »Entschuldigen Sie den vielen Staub«, sagte Peter. »Wir hatten einen kleinen häuslichen Unfall mit Ruß. Ausgezeichnet für die Blumenbeete. Gartenschädlinge mögen ihn angeblich nicht. Tja. Also nun, dies hier ist Mr. Noakes’ Nichte, Miss Twitterton. Vielleicht können Sie Ihr Anliegen ihr vortragen.«
    »Bedaure«, sagte Mr. MacBride, »das geht nicht. Ich muß den alten Knaben schon persönlich sprechen. Und es ist völlig zwecklos, mich hinzuhalten, denn diese Tricks kenne ich alle.« Er hüpfte behende über den Besen, mit dem Crutchley sich um seine Füße herum zu schaffen machte, und nahm ungebeten auf dem Sofa Platz.
    »Junger Mann«, sagte Mr. Goodacre tadelnd, »Sie sollten Ihre Zunge besser hüten. Lord Peter Wimsey hat Ihnen persönlich sein Wort gegeben, daß wir nicht wissen, wo Mr. Noakes zu finden ist. Sie werden doch nicht annehmen, daß Seine Lordschaft Ihnen eine Unwahrheit sagen würde?«
    Seine Lordschaft war zu einer Kredenz gegangen und kramte in den persönlichen Habseligkeiten, die Bunter dort aufgestapelt hatte; er sah zu seiner Frau hinüber und zog bescheiden eine Augenbraue hoch.
    »Ach nein, wirklich?« meinte Mr. MacBride. »Keiner kann so schön lügen, ohne mit der Wimper zu zucken, wie unsere britische Aristokratie. Das Gesicht Seiner Lordschaft wäre im Zeugenstand ein Vermögen wert.«
    »Wo es im übrigen nicht unbekannt ist«, ergänzte Peter, wobei er ein Kistchen Zigarren aus dem Stapel zog und einen vertraulichen Ton anschlug.
    »Na bitte«, sagte Mr. MacBride. »Die Karte sticht also nicht.«
    Er streckte lässig die Beine von sich, um anzuzeigen, daß er zu bleiben beabsichtigte, wo er war. Mr. Puffett, der sich um seine Füße herum zu schaffen machte, entdeckte einen Bleistiftstumpf und steckte ihn sich ächzend in die Tasche.
    »Mr. MacBride.« Peter war mit dem Kistchen in der Hand zurückgekehrt. »Nehmen Sie erst mal eine Zigarre. So. Und nun: Wen vertreten Sie?«
    Er sah seinen Besucher mit so verschlagenem Blick und belustigtem Mund von oben herab an, daß Mr. MacBride, nachdem er die Zigarre genommen und ihre Qualität erkannt hatte, sich mit einem Ruck aufrecht hinsetzte und die intellektuelle Ebenbürtigkeit seines Gegenübers mit einem vertraulichen Augenzwinkern anerkannte.
    »Macdonald & Abrahams«, sagte Mr. MacBride. »Bedford Row.«
    »Aha. Diese versippte alte nordbritische Firma. Anwaltsbüro? Dachte ich mir. Etwas zu Mr. Noakes’ Vorteil? Zweifellos. Also, Sie wollen ihn sprechen, und das wollen wir auch. Diese Dame hier ebenfalls …«
    »O ja, wirklich«, sagte Miss Twitterton, »ich mache mir große Sorgen um Onkel. Seit vorigem Mittwoch haben wir ihn nicht mehr gesehen, und ich bin sicher –«
    »Aber«, fuhr Peter fort, »Sie finden ihn nicht in meinem Haus.«
    »Ihrem Haus?«
    »Meinem Haus. Ich habe es soeben von Mr. Noakes gekauft.«
    »Hui!« entfuhr es Mr. MacBride erregt, und er blies eine lange Rauchfahne von sich. »Da liegt der Hund also begraben. Das Haus gekauft, ja? Auch bezahlt?«
    »Aber wirklich!« rief der Pfarrer entrüstet. Mr. Puffett, der sich soeben wieder in einen seiner Pullover zwängte, erstarrte mit den Armen in der Luft.
    »Natürlich«, sagte Peter. »Ich habe es bezahlt.«
    »Abgehauen ist er, zum Donnerwetter!« rief Mr. MacBride. Seine abrupte Geste fegte die Melone von seinem Schoß und ließ sie Mr. Puffett vor die Füße rollen. Crutchley ließ das Knäuel Papier fallen, das er gerade aufgelesen hatte, und stand mit offenem Mund da.
    »Abgehauen?« kreischte Miss Twitterton. »Wie meinen Sie das? Lord Peter, was meint er damit?«
    »Still doch«, sagte Harriet. »Er weiß in Wirklichkeit nicht mehr als wir.«
    »Durchgebrannt«, erklärte Mr. MacBride. »Verduftet. Ausgerückt. Mit dem Geld verschwunden. Ist das

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