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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Crutchley, der jetzt alle Beherrschung verlor. »Wollen Sie etwa sagen, daß ich meine vierzig Pfund nicht wiederkriege, selbst wenn wir ihn finden? Das ist eine gottverdammte Schande, eine Schande ist das!«
    »Moment mal«, sagte Mr. MacBride. »Er hat Sie wohl nicht zufällig zu seinem Partner gemacht, wie? Nein? Dann können Sie ja noch von Glück reden. Wir können uns den Fehlbetrag nicht von Ihnen holen. Danken Sie Ihrem guten Stern, daß Sie mit vierzig Pfund davonkommen. Dafür sind Sie um eine Erfahrung reicher, nicht?«
    »Zum Teufel mit Ihnen!« war Crutchleys Antwort. »Ich will von irgendwem meine vierzig Pfund wiederhaben. He, Sie, Aggie Twitterton – Sie wissen, daß er versprochen hat, mir das Geld zu geben. Ich bringe Sie vor den Kadi! Sie hinterhältige Schwind – …«
    »Jetzt ist es aber genug«, mischte der Pfarrer sich wieder ein. »Miss Twitterton kann doch nichts dafür. Sie dürfen sich nicht so gehenlassen, Frank. Wir müssen jetzt alle versuchen, in Ruhe nachzudenken –«
    »Sehr richtig«, sagte Peter. »Und ob! Lasset uns Mäßigung üben, auf das Milde walte. Und da wir gerade von Mäßigkeit reden – wie wär’s mit einem Schlückchen? Bunter! – Ah, da sind Sie ja. Haben wir etwas zu trinken im Haus?«
    »Gewiß, Mylord. Rheinwein, Sherry, Whisky –«
    Hier hielt Mr. Puffett seine Intervention für angezeigt. Wein und Spirituosen waren nicht sein Fall.
    »Mr. Noakes«, sagte er bescheiden, »hatte immer ein gutes Fäßchen Bier im Haus, das muß man ihm lassen.«
    »Ausgezeichnet. Eigentlich gehört das Bier ja wohl Ihren Klienten, Mr. MacBride. Aber wenn Sie keine Einwände erheben –«
    »Na ja«, meinte Mr. MacBride, »ein Schlückchen Bier macht den Kohl auch nicht mehr fett, wie?«
    »Dann bringen Sie einen Krug Bier, Bunter, und den Whisky. Ach ja, und Sherry für die Damen.«
    Mr. Bunter trat seinen friedenstiftenden Botengang an, und die Atmosphäre schien sich etwas zu beruhigen. Mr. Goodacre, bemüht, ein weniger umstrittenes Thema anzuschneiden, griff die letzten Worte auf:
    »Sherry habe ich schon immer für einen sehr schönen Wein gehalten«, sagte er liebenswürdig. »Ich war so froh, als ich neulich in der Zeitung las, daß er jetzt wieder zu Ehren kommt. Auch Madeira. Es heißt, Sherry und Madeira werden jetzt in London wieder beliebter. Und an den Universitäten. Das ist ein tröstliches Zeichen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese modernen Cocktails gesund sind oder wenigstens gut schmecken. Bestimmt nicht. Aber gegen ein Gläschen ehrlichen Wein dann und wann kann man wirklich nichts sagen – er ist gut für den Magen, wie der Apostel sagt. Jedenfalls ist er sehr erquickend in Augenblicken der Erregung, wie jetzt. Ich fürchte, das war für Sie ein böser Schrecken, Miss Twitterton.«
    »Ich hätte so etwas nie von Onkel gedacht«, sagte Miss Twitterton traurig. »Alle haben doch immer so zu ihm aufgesehen. Ich kann es einfach nicht glauben.«
    »Ich schon – ohne weiteres«, flüsterte Crutchley dem Schornsteinfeger ins Ohr.
    »Man kann nie wissen«, antwortete Mr. Puffett, während er sich in sein Jackett zwängte. »Für mich war Mr. Noakes schon immer mit Vorsicht zu genießen. Anscheinend war er ein regelrechter Halunke.«
    »Abgehauen mit meinen vierzig Pfund!« Crutchley hob mechanisch das Papier vom Boden auf. »Und nicht mal zwei Prozent hat er mir gezahlt, der alte Gauner! Sein Radiogeschäft war mir ja noch nie geheuer.«
    »Ah!« machte Mr. Puffett. Er schnappte nach dem Ende einer Schnur, das zwischen den Zeitungen heraushing, und begann sie über die Finger aufzuwickeln, so daß beide momentan an den komischen Anblick einer rundlichen alten Jungfer und ihrer Freundin beim Aufwickeln der Strickwolle erinnerten. »Trau, schau wem, Frank Crutchley. Mit Geld kann man nicht vorsichtig genug sein. Heb es auf, wo du es findest, und steck es gut weg, wie ich es mit diesem Stück Schnur hier mache, dann ist es immer da, wenn man es braucht.« Damit schob er die Schnur irgendwohin in eine tiefe Tasche.
    Crutchley ging auf die Belehrung nicht ein. Er verließ das Zimmer und machte Bunter Platz, der mit undurchdringlicher Miene hereinkam, auf einem blechernen Tablett eine schwarze Flasche, eine Flasche Whisky, einen irdenen Krug, die beiden Gläser von gestern abend, drei Pokale aus geschliffenem Glas (einer davon mit angeschlagenem Fuß), einen Porzellankrug mit Griff und zwei verschieden große Zinnkrüge balancierend.
    »Du

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