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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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lieber Himmel!« sagte Peter. (Bunter hob für eine Sekunde den Blick wie ein gescholtener Spaniel.) »Das muß Sherlock Holmes’ letztes Aufgebot sein; aber Hauptsache, sie haben alle oben ein Loch. Ich höre, daß Mr. Woolworth eine sehr gute Auswahl an Glaswaren anbietet. Aber fürs erste, Miss Twitterton, möchten Sie lieber einen Sherry in einem Souvenir aus Margate oder Whisky in einem Bierkrug?«
    »Oh!« sagte Miss Twitterton. »Es sind bestimmt noch Gläser in der Chiffonniere. – Oh, vielen Dank, aber um diese vormittägliche Stunde – und zuerst muß man sie auch mal auswischen, denn Onkel hat sie nie benutzt. – Also, ich weiß wirklich nicht –«
    »Es wird Ihnen guttun.«
    »Ich glaube auch, Sie könnten ein Schlückchen vertragen«, sagte Harriet.
    »Meinen Sie wirklich, Lady Peter? Also gut, wenn Sie darauf bestehen – dann nur einen Sherry, und auch nur ganz wenig – Na ja, so früh ist es eigentlich gar nicht mehr. – O bitte, wirklich, das ist viel zuviel für mich!«
    »Ich kann Ihnen versichern«, sagte Peter, »daß Sie ihn ebenso mild und bekömmlich finden werden wie Ihren Pastinakwein.« Er reichte ihr feierlich das Glas und schenkte seiner Frau ein wenig Sherry in einen Weinpokal, den diese mit der Bemerkung entgegennahm: »Du bist ein Meister der Meiosis.«
    »Danke, Harriet. Womit darf ich Sie vergiften, Herr Pfarrer?«
    »Mit Sherry, danke, mit Sherry. Auf Ihre Gesundheit, meine lieben jungen Leute.« Er stieß mit ernstem Gesicht zuerst mit Miss Twitterton an, die damit nicht gerechnet hatte. »Kopf hoch, Miss Twitterton. Es ist vielleicht gar nicht so schlimm, wie es jetzt aussieht.«
    »Danke«, lehnte Mr. MacBride den Whisky mit einer entsprechenden Geste ab. »Ich warte lieber auf das Bier, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Kein Alkohol im Dienst ist meine Devise. Es macht mir jedenfalls keinen Spaß, eine solche Unruhe in eine Familie zu bringen. Aber Geschäft ist Geschäft, nicht wahr, Mylord? Und wir müssen ja an unsere Klienten denken.«
    »Ihnen macht niemand einen Vorwurf«, sagte Peter.
    »Miss Twitterton weiß ja auch, daß Sie nur Ihre recht unangenehme Pflicht tun. Man soll den Mann von seinem Amte unterscheiden.«
    »Wenn wir Onkel doch nur finden könnten«, rief Miss Twitterton, »würde er bestimmt alles erklären.«
    »Wenn«, stimmte Mr. MacBride ihr bedeutungsvoll zu.
    »Ja«, sagte Peter, »wenn das Wörtchen Wenn nicht wär’! Wenn wir Mr. Noakes finden könnten –« Die Tür ging auf, und er wechselte erleichtert das Thema. »Ah, Bier! Herrliches Bier!«
    »Verzeihung, Mylord.« Bunter stand mit leeren Händen auf der Schwelle. »Ich fürchte, wir haben Mr. Noakes gefunden.«
    »Sie fürchten, wir haben ihn gefunden?« Herr und Diener starrten einander an, und Harriet, die in ihren Blicken die unausgesprochene Botschaft las, kam zu Peter und legte ihm ihre Hand auf den Arm.
    »Um Gottes willen, Bunter«, sagte Wimsey mit einem gequälten Unterton in der Stimme, »sagen Sie nicht, Sie haben – Wo? Im Keller?«
    Plötzlich tönte Mrs. Ruddles Stimme in die Spannung hinein wie das Heulen einer Todesfee:
    »Frank! Frank Crutchley! Es ist Mr. Noakes!«
    »Ja, Mylord«, sagte Bunter.
    Miss Twitterton begriff unerwartet schnell. Sie sprang auf. »Er ist tot! Onkel ist tot!« Das Glas fiel ihr aus der Hand und zersprang auf der Grundplatte des Kamins.
    »Nein, nein«, sagte Harriet, »das kann doch nicht gemeint sein.«
    »Das ist doch wohl nicht möglich«, sagte Mr. Goodacre. Er sah flehend zu Bunter, der den Kopf neigte.
    »Ich fürchte doch, Sir.«
    Crutchley kam ins Zimmer gestürzt und stieß ihn aus dem Weg. »Was ist los? Was schreit Mrs. Ruddle da? Wo ist –?«
    »Ich hab’s gewußt! Ich hab’s gewußt!« schrie Miss Twitterton ungehemmt. »Ich wußte, daß etwas Schreckliches passiert war. Onkel ist tot, und das ganze Geld ist weg!«
    Sie brach in hysterisches Lachen aus und schoß auf Crutchley zu, der mit allen Zeichen des Erschreckens zurückwich, dann riß sie sich von der stützenden Hand des Pfarrers los und warf sich verzweifelt Harriet in die Arme.
    »Moment«, sagte Mr. Puffett. »Das müssen wir uns erst mal ansehen.«
    Er wollte zur Tür, wo er aber mit Crutchley zusammenstieß. Bunter machte sich das momentane Durcheinander zunutze und schlug die Tür zu, um sich mit dem Rücken dagegen zu stellen.
    »Einen Augenblick«, sagte Bunter. »Man sollte lieber nichts anrühren.«
    Als ob diese Worte ein Signal gewesen wären, auf

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