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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ein und band sie mit einer Schnur zusammen.
    »Was ist das denn für ein ›Individuum‹, Bunter?«
    Mr. Bunter hob leicht die Schultern und kehrte die Handflächen nach oben.
    »Ein finanzielles Individuum, Mylord, nach dem Aussehen zu urteilen.«
    »Oho!« machte Mr. Puffett sotto voce.
    »Namens Moses?«
    »Namens MacBride, Mylord.«
    »Eine Unterscheidung ohne Unterschied. Nun, Miss Twitterton, möchten Sie diesen finanziellen Schotten empfangen?«
    »Oh, Lord Peter, ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Ich verstehe doch gar nichts von Onkel Williams Geschäften. Und ich weiß auch nicht, ob es ihm recht ist, wenn ich mich da einmische. Wenn Onkel doch nur –«
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn ich mir den Burschen vornähme?«
    »Das ist zu freundlich von Ihnen, Lord Peter. Ich dürfte Sie wirklich nicht damit belästigen. Aber wo doch Onkel fort ist und alles so verworren – und die Herren verstehen doch immer soviel mehr von Geschäften, nicht wahr, Lady Peter? Ach Gott!«
    »Es wird meinem Mann ein Vergnügen sein«, antwortete Harriet und war boshaft versucht hinzuzufügen: »Er versteht alles von Geschäften«, aber da kam ihr glücklicherweise der Herr persönlich zuvor.
    »Nichts würde mir mehr Vergnügen bereiten«, verkündete Seine Lordschaft, »als mich in anderer Leute Geschäfte einzumischen. Führen Sie ihn herein. Und – Bunter! Erlauben Sie mir, Ihnen für die versuchte Rettungstat gegen übermächtige Widrigkeiten den Schornsteinorden am Bande zu verleihen.«
    »Danke, Mylord«, sagte Mr. Bunter steif und beugte den Nacken, um sich die Kette umhängen zu lassen und demütig den Bratenwender in Empfang zu nehmen. »Ich bin Eurer Lordschaft sehr verbunden. Wird sonst noch etwas benötigt?«
    »Ja. Ehe Sie gehen – sammeln Sie die Leichen ein. Aber die Soldaten sind heute vom Schießen beurlaubt. Davon hatten wir genug für einen Vormittag.«
    Mr. Bunter bückte sich, sammelte die Skelette mit einer Kehrschaufel auf und zog sich zurück. Doch als er hinter dem Sofa vorbeikam, sah Harriet ihn die Kette vom Hals nehmen und sie unauffällig in das Abflußrohr legen; den Bratenwender stellte er an die Wand. Ein Gentleman mochte seinen Spaß haben, aber der Diener eines Gentleman hatte seine Stellung zu wahren. Man konnte wißbegierigen Geldwechslern nicht gut in der Maske des Bürgermeisters von Paggleham und eines Provinzgroßmeisters vom Schornsteinorden gegenübertreten.

6
Zurück zu den Waffen
    Der Tag erschlug den Tag,
Vergangen sind Jahreszeiten,
Und brachten den Sommer zurück;
    Im Grase lieg ich nun hier,
Wie einstmals, als glücklich ich war,
Eh Recht ich von Unrecht wollt scheiden.
    WILLIAM MORRIS: THE HALF OF LIFE GONE
     
    Mr. MacBride entpuppte sich als ein forscher junger Mann mit Melone auf dem Kopf, einer sehr betrüblichen Krawatte und stechenden schwarzen Augen, die alles, was sie sahen, zu taxieren schienen. Mit einem Blick begutachtete er den Pfarrer und Mr. Puffett, schied beide aus seinen Berechnungen aus und steuerte geradewegs auf das Monokel zu.
    »Guten Morgen«, sagte Mr. MacBride. »Lord Peter Wimsey, glaube ich. Bedaure, Sie stören zu müssen, Mylord. Ich höre, Sie wohnen zur Zeit hier. Es ist nämlich so, daß ich Mr. Noakes in einer kleinen geschäftlichen Angelegenheit sprechen muß.«
    »Schon recht«, antwortete Peter gelassen. »War’s heute früh neblig in London?«
    »O nein«, entgegnete Mr. MacBride. »Ein schöner, klarer Tag.«
    »Dachte ich mir. Ich meine, ich dachte mir, daß Sie aus London kommen. Ein Brombeerbusch war meine Wiege, Bruder Fuchs. Aber Sie hätten natürlich zwischendurch woanders gewesen sein können, darum meine Frage. Sie haben Ihre Visitenkarte nicht abgegeben, glaube ich.«
    »Na ja, sehen Sie«, erklärte Mr. MacBride, dessen Aussprache – von geringfügigen Schwierigkeiten mit den Zischlauten abgesehen – rein londonerisch klang, »die Geschäfte betreffen eben Mr. Noakes. Persönlich und vertraulich.«
    Hier begann nun Mr. Puffett, der ein langes Stück Bindfaden auf dem Boden gefunden hatte, dieses langsam und methodisch aufzuwickeln, ohne dabei den nicht sehr freundlichen Blick vom Gesicht des Fremden zu wenden.
    »Nun gut«, fuhr Peter fort, »aber ich muß Ihnen leider sagen, daß Sie die Reise umsonst gemacht haben. Mr. Noakes ist nicht hier. Ich wollte, er wär’s. Aber wahrscheinlich finden Sie ihn drüben in Broxford.«
    »O nein«, sagte Mr. MacBride wieder. »So nicht! Nicht mit mir.« Ein

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