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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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von einem Regen von Steinen, Mörtel, Dohlennestern, Fledermaus- und Eulenskeletten, Stöcken, Ziegeln und Metallteilen nebst Dachpfannensplittern und Tonscherben. Miss Twitterton und Mrs. Ruddles gemeinsamer schriller Aufschrei ging im Donnergrollen unter, das durch die Windungen der zwölf Meter hohen Esse hallte.
    »O Wonne!« rief Peter, die Gemahlin im Arm. »O gütiger Jehova! O Freude, aller vor’gen Schmerzen tausendfacher Lohn!«
    »Da, bitte!« stieß Mr. Puffett triumphierend hervor.
    »Sie können nicht sagen, ich hätte Sie nicht gewarnt.«
    Peter wollte schon den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, als der Anblick Bunters, der schnaubend, blind und schwarz wie eine äthiopische Venus vor ihm stand, ihn sprachlos vor Verzückung machte.
    »Ach du lieber Gott!« rief Miss Twitterton. Sie flatterte ’aufgeregt umher und versuchte sich mehrmals auf die vermummte Gestalt des Pfarrers zu stürzen. »Ach du lieber Gott! Du lieber Gott! O Frank! Ach du meine Güte!«
    »Peter!« stöhnte Harriet.
    »Ich hab’s gewußt!« sagte Peter. » Rums ! Ich hab’s gewußt! Du hast die Aspidistra geschmäht, und es ist etwas Schreckliches den Schornstein heruntergekommen!«
    »Peter! Da in dem Tuch, das ist Mr. Goodacre!«
    » Rums! «machte Peter wieder. Dann riß er sich zusammen und eilte, Mr. Puffett beim Entwirren des klerikalen Kokons zu helfen, während Mrs. Ruddle und Crutchley den unglücklichen Bunter abführten.
    Mr. Goodacre erhob sich, einigermaßen zerzaust.
    »Sie haben sich hoffentlich nicht weh getan, Sir?« erkundigte Peter sich mit besorgter Miene.
    »Überhaupt nicht, überhaupt nicht«, versicherte der Pfarrer, indem er sich die Schulter rieb. »Ein Tropfen Arnika bringt das rasch wieder in Ordnung.« Er fuhr sich mit den Händen über das schüttere Haar und tastete nach seiner Brille. »Ich hoffe nur, daß der Knall die Damen nicht über Gebühr erschreckt hat. Es scheint aber gewirkt zu haben.«
    »Auffallend gut«, sagte Peter. Er zog einen Halm Pampasgras aus dem tönernen Rohr und stocherte damit vorsichtig in den Trümmern herum, während Harriet den Ruß vom Pfarrer abklopfte und sich dabei vorkam wie Alice, als sie den Weißen König abstaubte. »Es ist doch erstaunlich, was man in alten Schornsteinen alles findet.«
    »Hoffentlich keine Leichen«, meinte der Pfarrer.
    »Nur ornithologische. Sowie zwei Fledermausskelette. Und ein zweieinhalb Meter langes Stück von einer uralten Kette, wie sie früher die Bürgermeister von Paggleham trugen.«
    »Aha!« rief Mr. Goodacre, von antiquarischem Eifer beseelt. »Sehr wahrscheinlich ein Kesselaufhänger.«
    »So wird es sein«, pflichtete Mr. Puffett ihm bei. »Hing wahrscheinlich an einem der Simse. Sehen Sie mal! Hier ist ein Stück von so einem alten Bratenwender, wie man sie früher hatte. Da, sehen Sie! Das ist die Querstrebe mit dem Rad, wo die Kette drübergelaufen ist. Meine Großmutter hatte so ein Ding, das war das genaue Abbild von dem hier.«
    »Na ja«, meinte Peter, »wir scheinen jedenfalls das Ganze etwas aufgelockert zu haben. Ob Sie jetzt mit Ihrem Besen bis zum Kaminaufsatz durchkommen, was meinen Sie?«
    »Wenn der Aufsatz überhaupt noch da ist«, versetzte Mr. Puffett düster. Er tauchte unter die Kaminverkleidung, und Peter folgte ihm. »Geben Sie auf Ihren Kopf acht, Mylord – es könnten noch ein paar Ziegel locker sein. Immerhin kann man jetzt den Himmel sehen, wenn man nach oben schaut, und das ist jedenfalls mehr, als man heute morgen sehen konnte.«
    »Verzeihung, Mylord!«
    »Wie?« fragte Peter. Er kroch wieder nach draußen, und als er sich aufrichtete und den Rücken streckte, sah er sich Nase an Nase mit Bunter, den man offensichtlich einer groben, aber wirkungsvollen Reinigung unterzogen hatte. Er musterte seinen Diener von oben bis unten. »Bei Gott, Bunter, mein Bunter, ich bin für die Pumpe in der Spülküche gerächt!«
    Der Schatten einer heftigen Gemütsbewegung huschte über Bunters Gesicht; aber seine Erziehung hielt stand.
    »Da ist ein Individuum an der Tür, Mylord, und fragt nach Mr. Noakes. Ich habe ihm gesagt, daß Mr. Noakes nicht da ist, aber er will mir nicht glauben.«
    »Haben Sie ihn gefragt, ob er Miss Twitterton sprechen möchte? Was will er überhaupt?«
    »Er sagt, es handle sich um etwas Dringendes und Persönliches, Mylord.«
    Mr. Puffett, der seine Anwesenheit wohl als störend empfand, begann gedankenverloren vor sich hin zu pfeifen; er sammelte seine Gerätschaften

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