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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Mr. MacBride, »sie waren natürlich erregt. Wer wäre das nicht?« (Und wegen so einer dummen Frage ließ man einen Menschen warten!)
    »Erinnern Sie sich an etwas Bestimmtes, was gesagt wurde?«
    »Oh, ach so!« sagte Mr. MacBride. »Schon verstanden. Also, der Gärtner, der wurde so weiß wie ein Blatt Papier, und der ältere Herr war ganz schön von den Socken. Die Nichte bekam einen hysterischen Anfall – aber sie schien gar nicht so überrascht zu sein wie alle andern, nicht?«
    Die Frage war an Peter gerichtet, aber der wich seinem scharfen Blick aus, indem er ans Fenster schlenderte und auf die Dahlien hinausblickte.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nun, als der Diener hereinkam und sagte, Mr. Noakes sei gefunden worden, hat sie gleich losgeschrien: ›Oh! Onkel ist tot!‹«
    »Wahrhaftig?« fragte Kirk.
    Peter fuhr auf dem Absatz herum.
    »Das ist nicht ganz fair, MacBride. Jeder von uns hätte das aus Bunters Benehmen schließen können. Von mir selbst weiß ich das.«
    »So?« meinte MacBride. »Sie schienen aber keine Eile zu haben, es zu glauben.« Er sah zu Kirk, der fragte:
    »Hat Miss Twitterton sonst noch etwas gesagt?«
    »Sie hat gesagt: ›Onkel ist tot, und das ganze Geld ist weg!‹ Einfach so. Dann drehte sie durch. Ach ja, den Leuten geht doch nichts so sehr ans Herz wie das liebe Geld.«
    »Stimmt«, sagte Peter. »Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie als erstes gefragt, ob Geld bei der Leiche gefunden wurde.«
    »Ganz recht«, gab Mr. MacBride zu. »Er war ja schließlich kein Verwandter von mir, oder?«
    Peter, zuckend unter jedem Hieb, senkte die Waffen und gab sich geschlagen.
    »Ihr Beruf«, sagte er, »scheint Ihnen ein umfassendes Bild von der christlichen Familie zu geben. Was halten Sie davon?«
    »Nicht viel«, antwortete MacBride kurz und bündig. Er drehte sich wieder zum Tisch um. »Sagen Sie, Herr Polizeidirektor, werden Sie mich wohl noch lange brauchen? Ich muß nämlich wieder nach London.«
    »Das geht in Ordnung. Wir haben ja Ihre Adresse. Guten Tag, Mr. MacBride, und haben Sie vielen Dank.«
    Als die Tür hinter ihm zuging, richtete Kirk seinen Blick auf Peter. »Stimmt das, Mylord?«
    »Völlig.«
    »Aha. Nun, dann werden wir wohl einmal mit Miss Twitterton reden müssen.«
    »Ich werde meine Frau bitten, sie herunterzuholen«, sagte Peter und machte sich davon. Mr. Kirk lehnte sich auf Merlins Platz zurück und rieb sich nachdenklich die Hände.
    »Das ist wirklich ein feiner Herr, Joe«, sagte Mr. Kirk.
    »Direkt aus der obersten Schublade. Nett und freundlich und Küß-die-Hand. Und so gebildet. Aber er sieht, woher der Wind weht, und das gefällt ihm nicht. Kann’s ihm kaum verdenken.«
    »Aber«, begehrte der Konstabler auf, »er kann sich nun mal nicht vorstellen, daß Aggie Twitterton den alten Noakes mit einem Vorschlaghammer umgebracht hat. Sie ist doch nur so eine halbe Portion.«
    »Man kann nie wissen, mein Junge. Das Weibchen dieser Spezies ist todbringender als das Männchen. Rudyard Kipling. Das weiß er auch, aber es ist gegen seine Erziehung, es zu sagen. Natürlich hätte er es viel schöner gesagt, wenn er’s gesagt hätte, anstatt es Mr. MacBride zu überlassen. Aber bitte! Ich nehme an, er kriegte es einfach nicht über die Lippen. Außerdem wußte er ganz genau, daß ich es am Ende doch aus MacBride herausholen würde.«
    »Na ja, viel Gutes hat er ihr nicht getan, wie ich sehe.«
    »Bei solchen Gefühlen«, erklärte Mr. Kirk, »kommt meist nichts Gutes heraus; sie machen die Dinge nur komplizierter. Aber schön sind sie, und wenn sie richtig geleitet werden, auch harmlos. Wenn man mit feinen Herrschaften zu tun hat, muß man eben lernen, wie man ihnen beikommt. Und merken Sie sich, was sie nicht sagen, ist oft wichtiger, als was sie sagen, besonders wenn sie so einen gescheiten Kopf haben wie Seine Lordschaft hier. Er weiß genau, wenn Mr. Noakes wegen seiner Hinterlassenschaft umgebracht wurde –«
    »Aber er hatte doch nichts zu hinterlassen.«
    »Ich weiß. Aber sie wußte das nicht. Aggie Twitterton wußte es nicht. Und wenn er wegen seiner Hinterlassenschaft ermordet wurde, erklärt das auch, warum die sechshundert Pfund noch bei der Leiche waren. Vielleicht wußte sie gar nichts von diesem Geld, und wenn sie davon wußte, brauchte sie es auch nicht zu nehmen, weil sie es am Ende doch bekommen würde. Strengen Sie mal Ihren Grips an, Joe Sellon.«
     
    Peter hatte zwischenzeitlich Mr. MacBride an der Schwelle

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