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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sagte der Polizeidirektor. »Die Voruntersuchung wird dort stattfinden.«
    »Ach ja!« sagte Mr. Goodacre. »Natürlich.«
    »Der Gerichtsbeamte wird Ihnen alles Übliche zur Verfügung stellen.«
    »O ja, danke, danke. Äh – Crutchley hat mich angesprochen, als ich den Weg heraufkam.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nun – ich glaube, er meint, daß man ihn verdächtigt.«
    »Wie kommt er darauf?«
    »Ach du lieber Gott!« rief Mr. Goodacre. »Ich glaube, jetzt bin ich ins Fettnäpfchen getreten. Er hat nicht gesagt, daß er es meint. Ich dachte nur, er könnte es meinen – aus seinen Worten zu schließen. Aber ich versichere Ihnen, Herr Polizeidirektor, daß ich sein Alibi in allen Einzelheiten bestätigen kann. Er war von halb sieben bis halb acht in der Chorprobe, und dann hat er mich nach Pagford zu meiner Whistrunde gefahren und um halb elf wieder nach Hause gebracht. Sie sehen also –«
    »Ist schon recht, Sir. Wenn für diese Zeiten ein Alibi benötigt wird, sind Sie und er aus dem Schneider.«
    »Ich?« rief Mr. Goodacre. »Meiner Seel, Herr Polizeidirektor –«
    »War nur ein Scherz, Sir.«
    Mr. Goodacre schien den Scherz nicht sehr geschmackvoll zu finden, aber er antwortete nachsichtig:
    »Schön, schön. Nun, ich darf aber hoffentlich Crutchley sagen, daß alles in Ordnung ist. Ich habe eine sehr hohe Meinung von diesem jungen Mann. Er ist so strebsam und fleißig. Seinem Kummer wegen der vierzig Pfund dürfen Sie keine allzu große Bedeutung beimessen. Für einen Mann in seiner Stellung ist das eine ansehnliche Summe.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Sir«, sagte Kirk. »Ich bin sehr froh, daß Sie mir diese Zeiten bestätigen konnten.«
    »Ja, o ja. Ich dachte, ich sollte es besser erwähnen. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?«
    »Recht herzlichen Dank, Sir; nicht daß ich wüßte. Sie sind dann am Mittwoch ab halb elf zu Hause geblieben, nehme ich an?«
    »Je nun, natürlich«, antwortete der Pfarrer, nicht sonderlich erbaut von diesem Interesse an seinem Tun und Lassen. »Meine Frau und das Dienstmädchen können meine Aussage bestätigen. Aber Sie werden doch wohl nicht annehmen –«
    »Wir sind noch nicht so weit, etwas anzunehmen, Sir. Das kommt später. Vorerst ist das alles Routine. Sie sind nicht zufällig im Laufe der letzten Woche einmal hiergewesen?«
    »O nein. Mr. Noakes war doch nicht da.«
    »Oh! Sie wußten also, daß er fort war?«
    »Nein, nein. Aber ich hab’s zumindest angenommen. Das heißt, doch, ich war am Donnerstagmorgen hier, aber es hat niemand aufgemacht, und da habe ich angenommen, daß er fort war, was ja manchmal vorkam. Ich glaube überhaupt, daß Mrs. Ruddle es mir gesagt hat. Ja, so war es.«
    »Waren Sie nur dieses eine Mal hier?«
    »Mein Gott, ja. Es ging ja auch nur um eine Spende – das war ja eigentlich auch heute der Grund für mein Kommen. Ich kam gerade vorbei und sah den Bestellzettel für Brot und Milch, und da dachte ich, er sei wieder da.«
    »Aha. Und als Sie am Donnerstag hier waren, ist Ihnen nichts am Haus merkwürdig vorgekommen?«
    »Meine Güte, nein! Überhaupt nichts Ungewöhnliches. Was hätte mir denn merkwürdig vorkommen können?«
    »Nun ja –«, begann Kirk; aber was konnte er schließlich von so einem kurzsichtigen alten Herrn erwarten? Daß er Kampfspuren entdeckt hätte? Fingerabdrücke an der Tür? Fußspuren auf dem Weg? Wohl kaum. Mr. Goodacre würde wahrscheinlich eine ausgewachsene Leiche bemerkt haben, wenn er zufällig darüber gestolpert wäre, aber sicher nichts, was kleiner war.
    So entließ er mit Dank den Pfarrer, der noch einmal betonte, daß er für Crutchleys und seine Schritte nach halb sieben voll und ganz geradestehen könne, und unter wiederholtem, aufgeregtem Auf Wiedersehen unsicher aus dem Zimmer ging.
    »Hm«, machte Kirk. Er legte die Stirn in Falten. »Was macht den alten Herrn so sicher, daß es gerade auf diese Zeiten ankommt? Wir wissen das nicht.«
    »Nein, Sir«, sagte Sellon.
    »Er schien mir mächtig aufgeregt deswegen. Dabei kann er’s doch kaum gewesen sein – obwohl er ja, so gesehen, groß genug wäre. Größer als Sie – wohl ungefähr so groß wie Mr. Noakes, schätze ich.«
    »Der Pfarrer kann es bestimmt nicht gewesen sein, Sir«, sagte der Konstabler.
    »Habe ich das nicht eben selbst gesagt? Wahrscheinlich hat Crutchley sich gedacht, daß diese Zeiten wichtig sind, weil wir ihn so eingehend danach ausgefragt haben. Das Leben ist schwer«, fügte Mr. Kirk

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