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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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auf die Hand, untersuchte sie nachdenklich mit einer Lupe und überreichte das Ganze dann Kirk mit der Bemerkung: »Nichts daran, soweit ich sehen kann.«
    Kirk musterte stumm die Schlüssel, dann fragte er Crutchley:
    »Sind Sie im Laufe der Woche irgendwann noch einmal hiergewesen?«
    »Nein. Mein Tag ist der Mittwoch. Mr. Hancock gibt mir mittwochs immer ab elf frei. Und sonntags natürlich. Aber am Sonntag war ich auch nicht hier. Da war ich in London zu Besuch bei einer jungen Dame.«
    »Stammen Sie aus London?« fragte Peter.
    »Nein, Mylord. Aber ich habe mal da gearbeitet, und seitdem habe ich noch Freunde dort.«
    Peter nickte.
    »Und Sie können uns keine weiteren Informationen geben? Sie wüßten niemanden, der hiergewesen sein und Mr. Noakes an diesem Abend besucht haben könnte? Jemand, der vielleicht etwas gegen ihn hatte?«
    » Solche wüßte ich genug«, antworte Crutchley mit Betonung. »Aber keinen, der sozusagen besonders in Frage kommt.«
    Kirk wollte ihn schon mit einer Handbewegung entlassen, da stellte Peter noch eine Frage:
    »Wissen Sie etwas von einer Brieftasche, die Noakes vor einiger Zeit verloren hat?«
    Kirk, Crutchley und Sellon sahen ihn alle miteinander groß an. Peter grinste.
    »Nein, ich bin nicht als Hellseher zur Welt gekommen. Mrs. Ruddle war sehr mitteilsam zu diesem Thema. Was können Sie uns darüber erzählen?«
    »Ich weiß nur, daß er ein Riesentheater darum gemacht hat. Zehn Pfund hatte er drin – sagte er zumindest. Wenn er vierzig Pfund verloren hätte wie ich –«
    »Das reicht«, sagte Kirk. »Haben wir darüber irgend etwas vorliegen, Joe?«
    »Nein, Sir. Nur daß sie wiedergefunden wurde. Wir haben festgestellt, daß sie ihm auf der Straße aus der Tasche gefallen sein muß.«
    »Trotzdem«, warf Crutchley ein, »hat er neue Schlösser an den Türen anbringen lassen und auch die Fenster gesichert. Zwei Jahre ist das her. Fragen Sie mal Mrs. Ruddle danach.«
    »Vor zwei Jahren also«, sagte Kirk. »Nun – mit diesem Fall hier scheint das jedenfalls nicht viel zu tun zu haben.«
    »Es erklärt vielleicht, warum er es mit dem Abschließen so genaunahm«, meinte Peter.
    »O ja, natürlich«, pflichtete der Polizeidirektor ihm bei.
    »Also gut, Crutchley. Das ist im Moment alles. Bleiben Sie in der Nähe, falls Sie noch mal gebraucht werden.«
    »Ich bin ja heute sowieso hier«, sagte Crutchley. »Ich arbeite im Garten.«
    Kirk sah die Tür hinter ihm zugehen.
    »Sieht nicht so aus, als ob er’s gewesen sein könnte. Er und Puffett können sich gegenseitig ihre Alibis bestätigen.«
    »Puffett? Puffett ist selbst sein bestes Alibi. Den brauchen Sie sich doch nur mal anzusehen. Ein Mann so seelenvoll, so heiter, brav und schlicht, braucht stumpfe Gegenständ’ und Zyankali nicht. Horaz, in Wimseyscher Übersetzung.«
    »Dann genügt Puffetts Wort, um Crutchley zu entlasten. Das heißt nicht, daß er’s nicht später noch getan haben könnte. Der Arzt sagt nur: ›Tot seit ungefähr einer Woche.‹ Angenommen, Crutchley hat es am nächsten Tag getan –«
    »Nicht sehr wahrscheinlich. Als Mrs. Ruddle morgens kam, konnte sie schon nicht ins Haus.«
    »Das stimmt. Wir müssen aber sein Alibi noch von diesem Williams in Pagford bestätigen lassen. Er könnte ja nach elf wiedergekommen sein und die Sache erledigt haben.«
    »Er könnte. Aber bedenken Sie, daß Mr. Noakes noch nicht zu Bett gegangen war. Wie wär’s denn mit einem früheren Zeitpunkt? Gegen sechs, bevor er ging?«
    »Das paßt nicht zu den Kerzen.«
    »Die hatte ich ganz vergessen. Aber wissen Sie, man kann Kerzen auch schon um sechs Uhr anzünden, zum Beispiel um sich genau dieses Alibi zu verschaffen.«
    »Könnte man wohl«, räumte Kirk bedächtig ein. Er war es sichtlich nicht gewohnt, es mit Kriminellen von solcher Gerissenheit zu tun zu haben, wie sie dazu nötig gewesen wären. Er grübelte eine Weile, dann fragte er:
    »Aber die Eier, und der Kakao?«
    »Auch das habe ich schon erlebt. Ich habe mal einen Mörder gekannt, der in zwei Betten geschlafen und zwei Frühstücke verzehrt hat, um eine sonst wenig überzeugende Erzählung glaubhaft zu machen.«
    »Gilbert und Sullivan«, sagte der Polizeidirektor ein wenig mutlos.
    »Vorwiegend Gilbert, vermute ich. Wenn Crutchley es war, halte ich es für wahrscheinlicher, daß es dann geschah, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß Noakes ihn nach Einbruch der Dunkelheit noch ins Haus gelassen hätte. Warum auch? Es sei denn, Crutchley

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