Hochzeit kommt vor dem Fall
Mr. Bunter, wenn ich bitten darf. Übrigens, Mr. Gudgeon, ich wollte Sie um die Freundlichkeit bitten, ein neues Vierzigliterfäßchen nach Talboys zu schicken, denn das, was da ist, gehört den Gläubigern, wie wir gehört haben.«
»Wird erledigt«, versprach der Wirt eifrig. »Wann möchten Sie es haben?«
»Gleich morgen früh«, antwortete Bunter, »und noch ein Dutzend Flaschen Bass, solange es sich setzt … Ah, Mr. Puffett. Guten Abend! Ich hatte gerade vor, Sie zu besuchen.«
»Herzlich gern«, antwortete Mr. Puffett erfreut. »Ich bin nur hergekommen, um das Bier zum Abendessen zu holen, weil George fortgerufen wurde. Wir haben eine kalte Pastete im Haus, und Jinny wird sich freuen, Sie kennenzulernen. Dann nehme ich einen Liter, Mr. Gudgeon, wenn’s recht ist.«
Er reichte den Krug über die Theke, und der Wirt füllte ihn, wobei er zu Bunter sagte:
»Das geht also in Ordnung. Das Bier ist um zehn Uhr da, und später komme ich rüber, um es anzuzapfen.«
»Sehr verbunden, Mr. Gudgeon. Ich werde mich um die Entgegennahme persönlich kümmern.«
Crutchley hatte die Gelegenheit ergriffen, um mit Polly zu gehen. Mr. Puffett schüttelte den Kopf.
»Wieder ab ins Kino. Ich sage, diese Sachen verdrehen den jungen Mädchen heutzutage nur den Kopf. Seidenstrümpfe und so weiter. So was kriegte man zu meiner Zeit nicht zu sehen.«
»Ach, hören Sie auf«, sagte Mrs. Hodges. »Polly geht jetzt schon eine ganze Weile mit Frank. Wird Zeit, daß sie das mal untereinander regeln. Sie ist ein gutes Mädchen, wenn sie auch ein bißchen frech tut.«
»Hat er sich etwa entschlossen?« meinte Mr. Puffett.
»Ich dachte immer, er will so eine Frau aus London haben. Aber bitte – vielleicht denkt er, sie will jetzt ihn nicht mehr haben, nachdem er seine vierzig Pfund verloren hat. Da hat dann Polly gleich das Netz unter ihm aufgespannt – so kommen heutzutage Ehen zustande. Da kann ein Mann machen, was er will, irgendein Mädchen erwischt ihn am Ende doch, da kann er Haken schlagen wie ein Hase. Aber ich sehe gern ein bißchen Geld dabei – die Ehe, wie man so sagt, besteht nicht nur aus vier nackten Beinen im Bett.«
»Hör sich das einer an!« sagte Katie.
»Oder meinetwegen auch Beine in Seidenstrümpfen«, sagte Mr. Puffett.
»Na, Tom«, meinte Mrs. Hodges gemütlich, »Sie sind doch Witwer mit ein bißchen Geld im Rücken – da haben ja ein paar von uns noch Chancen.«
»Meinen Sie?« erwiderte Mr. Puffett. »Also, Sie dürfen es gern mal versuchen. So, Mr. Bunter, wenn Sie fertig wären …«
»Stammt Frank Crutchley aus Paggleham?« erkundigte sich Mr. Bunter, als sie langsam, damit das Bier nicht zu schaumig wurde, die Straße hinaufgingen.
»Nein«, sagte Mr. Puffett. »Er kommt aus London. Hat sich auf ein Inserat von Mr. Hancock gemeldet. Jetzt ist er sechs oder sieben Jahre hier. Ich glaube, er hat keine Eltern. Aber er ist ein strebsamer junger Bursche, nur sämtliche Mädchen sind hinter ihm her, und das macht es ihm schwer, seßhaft zu werden. Ich hätte ihn eigentlich für zu vernünftig gehalten, um mit Polly Mason anzubändeln – ernsthaft, meine ich. Er wollte sich immer nach einer Frau umsehen, die ein bißchen was mitbringt. Aber bitte! Man kann vorher sagen, was man will – der Mann denkt, die Frau lenkt, und dann ist es zu spät, um aufzupassen. Sehen Sie sich mal Ihren Herrn an – ich möchte behaupten, daß so manche reiche junge Dame hinter ihm her war. Und vielleicht hat er gesagt, von denen will er keine. Und nun ist er hier in den Flitterwochen, und nach allem, was sie dem Herrn Pfarrer erzählt haben, ist sie nicht einmal eine reiche junge Dame.«
»Seine Lordschaft«, sagte Mr. Bunter, »hat aus Liebe geheiratet.«
»Hab ich mir gedacht«, sagte Mr. Puffett, indem er den Krug in die andere Hand nahm. »Ach ja – er kann es sich wohl leisten.«
Am Ende eines angenehmen und alles in allem profitablen Abends konnte Mr. Bunter sich zu einigen in Angriff genommenen und erledigten Dingen beglückwünschen. Er hatte das Bier bestellt; er hatte (über Mr. Puffetts Tochter Jinny) eine schöne Ente für den nächsten Morgen in Aussicht, und Mr. Puffett kannte jemanden, der morgen früh drei Pfund Späterbsen schicken konnte. Er hatte außerdem Mr. Puffetts Schwiegersohn George engagiert, um das Leck im Wasserkessel zu flicken und zwei gebrochene Scheiben in der Spülküche auszuwechseln. Er hatte den Namen eines Bauern erfahren, der seinen Speck noch
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