Hochzeit kommt vor dem Fall
Seine Lordschaft nicht seine Dienste wünsche. Er wolle, wenn es gestattet sei, die ihm so gütig gewährte Muße lieber zu einem Besuch in der Krone nutzen. Er sei daran interessiert, die Bekanntschaft einiger Dorfbewohner zu machen, und was sein Abendessen betreffe, habe Mr. Puffett schon freundlicherweise angedeutet, daß er jederzeit willkommen sei, wenn er einmal vorbeikommen und sich mit zu Tisch setzen möchte.
»Das soll heißen«, übersetzte Peter seiner Frau diese Entscheidung, »daß Bunter etwas vom örtlichen Klatsch über Mr. Noakes und seinen Haushalt mitbekommen möchte. Darüber hinaus wünscht er diplomatische Beziehungen zum Wirt, zum Kohlenhändler, zu dem Mann, der das beste Gemüse anbaut, dem Bauern, der zufällig gerade einen Baum gefällt hat und Brennholz liefern kann, dem Fleischer, der sein Fleisch am längsten abhängen läßt, dem Dorfzimmermann und dem Dorfklempner herzustellen. Du wirst mit mir vorlieb nehmen müssen. Es hat noch nie etwas eingebracht, Bunter von seinen eigenen geheimnisvollen Wegen abbringen zu wollen.«
In der Schankstube der Krone herrschte auffallend viel Betrieb, als Bunter eintrat. Zweifellos verlieh die unaufdringliche Anwesenheit des verblichenen Mr. Noakes hinter einer verschlossenen Tür dem Hell- und Dunkelbier eine besondere Blume. Beim Eintreten des Fremden verstummten die bis dahin so lebhaften Stimmen, und Blicke, die sich zunächst zur Tür richteten, wurden rasch abgewandt und hinter erhobenen Krügen versteckt. Das stand durchaus im Einklang mit der Etikette. Bunter begrüßte die anwesende Gesellschaft mit einem höflichen »Guten Abend« und bestellte einen halben Liter Helles und ein Päckchen Players. Mr. Gudgeon, der Wirt, führte die Bestellung in würdevoller Ruhe aus und bemerkte, als er auf die Zehnshillingnote herausgab, daß es ein schöner Tag gewesen sei. Bunter schloß sich dieser Meinung an und fügte hinzu, daß die Landluft wohltuend sei, wenn man aus der Stadt komme. Mr. Gudgeon erklärte, das habe er schon so manchen Herrn aus London sagen hören, und fragte den Gast, ob dies sein erster Besuch in diesem Landesteil sei. Bunter antwortete, er sei zwar schon viele Male durch diese Gegend gefahren, aber noch nie hier abgestiegen, und Paggleham scheine ein hübsches Fleckchen zu sein. Er fügte von sich aus hinzu, daß er in Kent geboren sei. Ach, wirklich? fragte Mr. Gudgeon. Soviel er wisse, baue man dort Hopfen an. Bunter bestätigte, daß dem so sei. Ein sehr untersetzter Mann mit nur einem Auge mischte sich an dieser Stelle ein und sagte, der Vetter seiner Frau wohne in Kent, und dort, wo er wohne, sehe man nichts als Hopfen. Bunter sagte, Hopfen gebe es auch da, wo seine Mutter lebe; er selbst verstehe nicht viel von Hopfenanbau, da er seit dem fünften Lebensjahr in London aufgewachsen sei. Ein magerer Mann mit kummervoller Miene äußerte die Ansicht, daß das Fäßchen Bier, das er vorigen Juni von Mr. Gudgeon gekauft habe, aus Kent komme. Das schien eine Anspielung auf einen stehenden Witz zu sein, denn alle Anwesenden lachten herzlich, und einige Hänseleien flogen hin und her, bis der magere Mann die Diskussion mit dem Satz abschloß:
»Na schön, Jim, nenn es Hopfen, wenn dir dann wohler ist.«
Während dieses Wortwechsels hatte der Gast aus London sich still mit seinem Krug auf einen Platz am Fenster zurückgezogen. Man kam jetzt auf Fußball zu sprechen, bis schließlich eine pummelige Frau (die niemand anders war als Mrs. Ruddles Freundin, Mrs. Hodges) mit jener weiblichen Impulsivität, die ungeniert hineinspringt, wo die Herren der Schöpfung auf Zehenspitzen gehen, lauthals meinte:
»Sie haben ja einen Kunden verloren, wie’s aussieht, Mr. Gudgeon.«
»Ach Gott!« sagte Mr. Gudgeon. Er warf einen raschen Blick zu dem Fensterplatz, sah aber nur den Hinterkopf des Fremden. »Der eine geht, der andere kommt. Viel Umsatz geht mir dadurch nicht verloren.«
»Da haben Sie recht«, sagte Mrs. Hodges. »Ist auch sonst kein großer Verlust. Aber stimmt es, daß er absichtlich um die Ecke gebracht worden ist?«
»Mag sein oder auch nicht«, antwortete Mr. Gudgeon vorsichtig. »Wir werden’s ja morgen hören.«
»Und das ist auch nicht schlecht fürs Geschäft, wie?« bemerkte der Einäugige.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte der Wirt. »Wir müssen schließen, bis das vorbei ist, das gehört sich nur. Und Mr. Kirk nimmt es da genau.«
Eine dürre Frau unbestimmbaren Alters trompetete plötzlich
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