Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
er klar: Er mußte den Untersuchungsrichter dazu bringen, bei der Beweisaufnahme so wenig wie möglich ins einzelne zu gehen und die Verhandlung sine die für die Dauer weiterer Ermittlungen zu vertagen. Zum Glück ließ das Gesetz so etwas ja jetzt zu, und wenn nur Mr. Perkins sich nicht querlegte, konnte noch alles gut ausgehen. Der unselige Joe Sellon würde natürlich sagen müssen, daß er Mr. Noakes um neun Uhr abends noch lebend gesehen hatte; aber mit etwas Glück brauchte er sein Gespräch mit ihm wohl nicht in allen Einzelheiten zu schildern. Der eigentliche Stolperstein war Mrs. Ruddle: Sie hatte eine flinke Zunge – und hinzu kam diese unselige Geschichte mit Miss Twittertons Hühnern, die sie seinerzeit sehr gegen die Polizei eingenommen hatte. Unangenehm war natürlich auch, daß einige Leute aus dem Dorf damals, als Mr. Noakes seine Brieftasche verlor, den Kopf geschüttelt und angedeutet hatten, Martha Ruddle wisse vielleicht etwas darüber; sie würde Joe Sellon dieses Mißverständnis nicht so ohne weiteres verzeihen. Konnte man, ohne ihr rundheraus zu drohen oder auf unsaubere Methoden zurückzugreifen, den Hinweis fallen lassen, daß allzu große Mitteilsamkeit im Zeugenstand zu unangenehmen Fragen nach dem Öl führen könne? Oder war es sicherer, nur gegenüber dem Untersuchungsrichter anzudeuten, daß eine allzu redselige Mrs. Ruddle die Polizei an der Durchführung ihrer Aufgabe hindern könne?
    (»Moment mal, Blades«, sagte der Polizeidirektor an dieser Stelle seiner Überlegungen laut, »was denkt dieser Kerl sich wohl dabei, den Verkehr so zu behindern? – He, Sie da! – Fällt Ihnen nichts Besseres ein, als Ihren Lastwagen in unübersichtlichen Kurven stehen zu lassen? Wenn Sie Ihren Reifen wechseln wollen, müssen Sie ein Stück weiter auf dem Seitenstreifen halten … Na schön, mein Junge, das reicht mir jetzt … Lassen Sie mal Ihren Führerschein sehen …«)
    Nun zurück zu Joe Sellon … Aber diese Parkerei in Kurven konnte er nun mal nicht leiden. Das war viel gefährlicher, als wenn einer, der fahren konnte, mal zu schnell fuhr. Die Polizei wäre da ja gar nicht so gewesen, nur die Bürokraten kannten eben nur ihre Stundenkilometer. Man hatte an jede Kurve langsam heranzufahren – na schön, es konnte ja irgendein Tölpel mitten auf der Straße sitzen; andererseits hatte aber auch niemand mitten auf der Straße zu sitzen, weil irgendein Tölpel zu schnell um die Ecke kommen konnte. Das mußte man von beiden Seiten sehen, also traf die Schuld auch beide Seiten – das war nur gerecht. In solchen Alltagsfragen blickte man leicht durch. Aber nun zu Joe Sellon … Nun, was immer geschah, auf jeden Fall mußte Joe stante pede von dem Fall Noakes abgezogen werden. Nach Lage der Dinge ging es einfach nicht an, ihn weiter darin ermitteln zu lassen. Dabei fiel Kirk nun auch noch ein, daß seine Frau neulich ein Buch gelesen hatte, in dem einer der Polizisten, die den Fall bearbeiteten, sich am Schluß als der wirkliche Mörder entpuppte. Er wußte noch sehr gut, wie er darüber gelacht und gesagt hatte: »Köstlich, was diesen Schriftstellern alles einfällt!« Diese Lady Peter Wimsey, die solche Bücher schrieb – sie würde so eine Geschichte nur allzu bereitwillig glauben. Und andere zweifellos auch.
    (»War das vorhin Bill Skipton, der da über den Viehtritt wollte, Blades? Schien mir ein bißchen arg darauf bedacht zu sein, nicht aufzufallen. Auf den sollten Sie lieber ’mal ein Auge haben. Mr. Raikes beklagt sich in letzter Zeit wegen seiner Vögel – würde mich nicht wundern, wenn Bill wieder auf seine alte Tour ginge.«
    »Ja, Sir.«)
    Das alles zeigte nur, daß ein Polizeibeamter sich gar nicht genug bemühen konnte, seine Untergebenen kennenzulernen. Eine freundliche Nachfrage – ein Wort am rechten Platz –, und Sellon hätte sich nie in diese Bredouille hineingeritten. Wie gut wußte Sergeant Foster über Sellon Bescheid? Das galt es in Erfahrung zu bringen. Eigentlich war es schade, daß Foster Junggeselle und Abstinenzler war und irgendeiner strengen Sekte – den Plymouth-Brüdern oder so ähnlich – angehörte. Ein sehr zuverlässiger Beamter, aber nicht der Mann, dem ein junger Untergebener sich so leicht anvertraute. Vielleicht sollte man solche Wesenszüge stärker berücksichtigen. Der Umgang mit Menschen war manchen Leuten angeboren – diesem Lord Peter zum Beispiel. Sellon hatte ihn noch nie im Leben gesehen, und trotzdem wollte er sich lieber vor

Weitere Kostenlose Bücher