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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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selbst räucherte, und eine Bestellung für Kaffee, Fleisch- und Obstkonserven nach London aufgegeben. Bevor er Talboys verließ, hatte er Mrs. Ruddles Sohn Bert geholfen, das Gepäck hinaufzutragen, und nun hatte er die Garderobe Seiner Lordschaft, so gut es ging, in den Schränken untergebracht. Mrs. Ruddle hatte in einem der hinteren Zimmer ein Bett für ihn hergerichtet, und wenn das auch von geringerer Bedeutung war, bereitete es ihm doch eine gewisse Befriedigung. Er ging durchs Haus und schürte alle Feuer, wobei er erfreut bemerkte, daß der Mann von Mrs. Ruddles Freundin, Mr. Hodges, das Holz geliefert hatte, wie gebeten. Er legte den Pyjama seines Herrn zurecht, rührte einmal kurz in dem Schälchen Lavendel im Schlafzimmer Ihrer Ladyschaft, beseitigte das bißchen Unordnung, das sie auf dem Toilettentisch hinterlassen hatte, wischte ein paar Stäubchen Puder fort und steckte die Nagelschere in ihr Etui zurück. Beifällig bemerkte er das Fehlen eines Lippenstifts; Seine Lordschaft hatte eine besondere Abneigung gegen rotgefleckte Zigarettenenden. Und auch ihre Fingernägel emaillierte Ihre Ladyschaft, wie er mit Genugtuung feststellte, nicht zu blutigen Krallen; ein Fläschchen Nagellack stand zwar da, aber er war kaum getönt. Recht stilvoll, dachte Bunter und nahm ein Paar kräftige Schuhe zum Putzen mit. Unten hörte er den Wagen vor der Haustür anhalten und keuchend stehenbleiben. Er huschte über die Lokustreppe hinaus.
    »Müde, Domina?«
    »Ziemlich – aber die Fahrt hat mir gutgetan. Es ist in letzter Zeit so viel passiert, nicht?«
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Danke, nein. Ich glaube, ich gehe gleich nach oben.«
    »Recht hast du. Ich stelle nur noch den Wagen fort.«
    Darum kümmerte sich jedoch schon Bunter. Peter ging in den Schuppen, um sich anzuhören, was er zu erzählen hatte.
    »Ja, wir haben Crutchley mit seiner Freundin in Broxford gesehen. Wenn eines Mannes Herz von Sorgen schwer ist und so weiter. Haben Sie das heiße Wasser hinaufgebracht?«
    »Ja, Mylord.«
    »Dann gehen Sie jetzt zu Bett. Ich kann mich ausnahmsweise einmal selbst versorgen. Bitte den grauen Anzug für morgen – mit Ihrer Erlaubnis und Billigung.«
    »Vollkommen angemessen, Mylord, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf.«
    »Und schließen Sie noch ab, ja? Wir müssen lernen, gute Hausväter zu werden, Bunter. Demnächst werden wir uns eine Katze anschaffen und sie vor die Tür setzen.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    »Das wäre dann alles. Gute Nacht, Bunter.«
    »Gute Nacht, Mylord, und vielen Dank.«
     
    Als Peter an die Tür klopfte, saß seine Frau am Feuer und polierte sich nachdenklich die Fingernägel.
    »Sag mal, Harriet, möchtest du heute nacht vielleicht lieber bei mir schlafen?«
    »Also –«
    »Entschuldige, das klang ein bißchen zweideutig. Ich meine, würdest du das andere Zimmer vorziehen? Ich werde dir nicht lästig fallen, wenn du müde bist. Oder wir können auch die Zimmer tauschen, wenn dir das lieber ist.«
    »Das ist lieb von dir, Peter. Aber ich finde, du solltest einfach keine Rücksicht auf mich nehmen, wenn ich mich dumm anstelle. Du wirst doch nicht etwa den gütigen Gatten spielen wollen!«
    »Der Himmel bewahre! Launisch und tyrannisch bis zum letzten. Aber auch ich habe meine schwachen Momente – und bin durchaus der menschlichen Narretei teilhaftig.«
    Harriet stand auf, löschte die Kerzen, kam zu ihm und schloß die Tür hinter sich.
    »Die Narretei scheint ihren Lohn in sich selbst zu tragen«, sagte er. »Gut – dann wollen wir gemeinsam närrisch sein.«

11
Schutzmannslos
    Ellbogen: Was wäre Euer Gnaden Invention, daß ich mit diesem gottlosen Lump anfangen soll?
    Escalus: Ich denke, Konstabel, weil er allerlei Bosheiten in sich trägt, die du gern herausbrächtest, wenn du könntest, so mag’s mit ihm sein Bewenden haben, bis wir erfahren, worin sie bestehen.
    WILLIAM SHAKESPEARE: MASS FÜR MASS
     
    Der geplagte Mr. Kirk hatte derweil einen anstrengenden Abend hinter sich. Er war ein langsam denkender, gütiger Mensch und hatte sich nur sehr widerstrebend und unter Aufbietung aller geistigen Kräfte einen Plan zurechtzuschmieden vermocht, wie er in dieser ungewöhnlichen Situation vorgehen könne.
    Sein Sergeant war zurückgekommen, um ihn nach Broxford zu fahren; Kirk war auf den Beifahrersitz gesunken, hatte sich den Hut über die Augen gezogen und schweigend seine Gedanken in dieser Eichhörnchentrommel der Rätselhaftigkeiten kreisen lassen. Eines sah

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