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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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schüttelte den Kopf. Das war nun wirklich zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Aber so oder so konnte es nicht schaden, alle Alibis so eingehend wie möglich nachzuprüfen, und Chrutchleys Alibi schien hieb- und stichfest zu sein. Stets vorausgesetzt, daß Joe Sellon nicht wieder log! Zum Henker! Wenn es erst soweit kam, daß man seinen eigenen Leuten nicht mehr über den Weg trauen konnte … Fest stand jedenfalls, daß Joe Sellon von diesem Fall abgezogen werden mußte. Darüber hinaus mußte auch der Form halber Williams’ Aussage noch einmal nachgeprüft und bestätigt werden – welch ärgerliche Zeitverschwendung! Kirk fragte, wo Sellon sei, und bekam zur Antwort, Sellon sei hiergewesen und habe eine Weile gewartet, um den Polizeidirektor zu sprechen, aber vor einer Stunde sei er dann nach Paggleham abgefahren. Demnach mußten sie ihn unterwegs irgendwie verfehlt haben. Warum war er denn nicht nach Talboys gekommen? – O dieser Joe Sellon!
    Sonst noch etwas? Nicht viel. Konstabler Jordan war in die Königseiche gerufen worden, um sich eines Gastes anzunehmen, der die Wirtsleute beleidigte und dessen Verhalten die Bezeichnung Hausfriedensbruch verdiente; eine Frau hatte den Verlust ihrer Handtasche mit Inhalt (9 Shilling, 4 Pence, eine Rückfahrkarte und ein Schlüssel) gemeldet; der Gesundheitsinspektor war dagewesen, weil auf Datchetts Farm ein Fall von Schweinefieber aufgetreten war; von der Alten Brücke war ein Kind in den Fluß gefallen, und Inspektor Goudy, der zufällig vorbeikam, hatte es mit Umsicht gerettet; Konstabler Norman war von einer mangelhaft beaufsichtigten Dänischen Dogge vom Fahrrad gestoßen worden und hatte sich den Daumen verstaucht; der Fall Noakes war dem Polizeipräsidenten telefonisch durchgegeben worden; dieser lag mit Grippe im Bett, wollte jedoch unverzüglich einen schriftlichen Bericht haben; vom Präsidium war die Anweisung gekommen, die Augen nach einem jugendlichen Landstreicher offen zu halten, Alter etwa 17 Jahre (Beschreibung), der verdächtigt wurde, in ein Haus in Saffron Walden eingebrochen zu sein (Einzelheiten) und ein Stück Käse, eine Ingersoll-Uhr und eine Gartenschere im Wert von dreieinhalb Shilling gestohlen zu haben, und der sich vermutlich von Essex nach Hertfordshire aufgemacht hatte; wegen eines Kaminbrandes in der South Avenue mußte eine Vorladung überbracht werden; ein Haushaltsvorstand hatte sich über einen bellenden Hund beschwert; zwei Jungen waren aufs Revier gebracht worden, weil sie auf den Stufen der Wesleyanerkirche Glücksspiele gemacht hatten; und Sergeant Jakes hatte mit Umsicht und Geschick den Missetäter zur Strecke gebracht, der am Montagabend falschen Feueralarm geläutet hatte; ein netter, ruhiger Tag. Mr. Kirk hörte geduldig zu, verteilte Mitgefühl und Lob, wo es angebracht war, und rief dann in Pagford an, um nach Sergeant Foster zu fragen. Sergeant Foster war wegen eines geringfügigen Einbruchs in Snettisley. Ach ja, natürlich. Nun ja, dachte Kirk, während er sorgfältig seine Unterschrift unter eine Anzahl unbedeutender Schriftstücke setzte; Datchetts Farm lag im Bereich Paggleham – er würde den jungen Sellon darauf ansetzen; bei Schweinefieber konnte er nicht viel falsch machen. Er gab telefonisch die Anweisung durch, daß Sergeant Foster sich bei ihm melden solle, sowie er zurück sei, und da sich mittlerweile sein Magen leer anfühlte, begab er selbst sich nach Hause, um sich, so gut es ging, ein Abendessen aus Fleischpastete, Rosinenkuchen und einem Krug mildem Ale schmecken zu lassen.
    Er war gerade mit dem Essen fertig und fühlte sich schon wieder etwas wohler, als Sergeant Foster eintraf, selbstzufrieden ob seiner Fortschritte in den Einbruchsermittlungen, demonstrativ pflichtbewußt ob dieser Einbestellung nach Broxford anstelle seines wohlverdienten Abendessens, sowie sichtlich Anstoß nehmend an seines Vorgesetzten Geschmack an alkoholischen Getränken. Kirk hatte es noch nie leicht gefunden, mit Foster zurechtzukommen. Als erstes störte ihn schon mal seine abstinenzlerische Tugendhaftigkeit; er konnte es nicht leiden, wenn man sein abendliches Gläschen Bier zum Essen als alkoholisches Getränk bezeichnete. Dann verstand Foster, der weitaus Rangniedere, sich besser auszudrücken als er; er war auf einem schlechten Gymnasium statt einer guten Volksschule gewesen und sprach nie dialektgefärbt – allerdings las er keine gute Literatur und konnte auch keine Dichter zitieren, wozu er aber auch gar keine Lust

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