Hochzeit mit einem Playboy
wissen, dass ich dich nicht
fragen würde, wenn es nicht um eine gute Sache ginge. Bitte hör
uns an, bevor du dich entscheidest."
Stephanie
hatte die arge Vermutung, dass sie selbst die gute Sache war und dass
Carrie wieder einmal – wie schon so oft – in die Rolle
der Kupplerin schlüpfte. Okay, zugegeben, dieser Adonis war von
einem anderen Kaliber als der Mann bei der letzten Verabredung, die
Carrie ihr aufgezwungen hatte, aber zumindest hatte sie da nicht das
Gefühl gehabt, ein Wohltätigkeitsfall zu sein. Andererseits
hatte der nette, aber völlig uninteressante Mann längst
nicht so eine Wirkung auf sie gehabt wie dieser Don Juan hier. Ihr
Körper verriet ihren Verstand, als ihr Puls in die Höhe
schoss.
"Wenn
Mr. Kent ein Zuckerpüppchen braucht, das für irgendwelche
Vergnügungen seinen Arm ziert, dann denke ich, er ist bei mir an
der falschen Adresse", erklärte Stephanie zornig.
Sie
war entschlossen, sich vor niemandem für ihr Äußeres
zu verteidigen.
Alex
lehnte sich vorsichtig an eine der Säulen, die Julias Balkon
trugen. Wie ein Profi nahm er Stephanies Stichwort auf und meinte
gedehnt: "Bei einer solch süßen Veranlagung wie Ihrer
kann ich gar nicht verstehen, wie Sie sich als zuckerfrei
kategorisieren können."
Böse
funkelten sie einander an.
Als
fürchtete sie zu wissen, wohin solche verbalen
Auseinandersetzungen führen konnten, hob Carrie beschwichtigend
die Hände. "Hier geht es nicht um irgendwelche
Vergnügungen", versichte sie Stephanie. "Es geht
darum, unschuldigen Frauen wie meiner zukünftigen Schwägerin
zu helfen, denen ein Monster, das sich als Arzt ausgibt, weisgemacht
hat, ihre Babys seien bei der Geburt gestorben, während er sich
eine goldene Nase damit verdient hat, die Kinder an den
Höchstbietenden weiterzuverkaufen."
Stephanie
schnappte entsetzt nach Luft. Wie alle in der Stadt kannte auch sie
die Geschichte von Natalie Perez, die vor einigen Monaten mit
verängstigtem Blick und völlig durcheinander mit einem Baby
ins "Royal Diner" gestolpert gekommen war. Doch nur wenige
kannten die wahre Geschichte, die sich langsam herauskristallisiert
hatte, als Natalie Stück für Stück ihr Gedächtnis
wiedererlangte. In einiges davon war auch Stephanie eingeweiht
gewesen, denn sie hatte miterleben müssen, wie Carrie von diesem
angeblichen Arzt gekidnappt worden war. Die Sache war relativ
glimpflich verlaufen, doch als Carrie jetzt weitere Details
enthüllte, traten Stephanie Tränen in die Augen.
Nach
der Geburt ihrer kleinen Tochter hatte Natalies Chef, Dr. Birkenfeld,
der auch ihr Arzt gewesen war, ihr erzählt, das Baby sei während
der Geburt gestorben. Doch Natalie hatte kurz vor dem Einsetzen ihrer
Wehen herausgefunden, dass Birkenfeld eine auffallend hohe
Sterbequote bei Babys aufzuweisen hatte, und zwar stets bei Frauen,
die allein stehend waren. Sie hatte im Computer nachgeforscht und
festgestellt, dass zu den vermeintlichen Todesfällen auch eine
Liste mit Geburtsurkunden existierte.
Daher
hatte sie den Lügen des Arztes, der sich Birkenfeld nannte,
nicht geglaubt und es durch eine Reihe von erstaunlichen Umständen
geschafft, ihm und seiner Krankenschwester ihr Baby wieder
wegzunehmen – zusammen mit einer halben Million Dollar, die in
der Wickeltasche versteckt gewesen war. Mit letzter Kraft hatte sie
realisiert, dass sie den Vater des Babys, der noch nichts von dem
Kind wusste, in die Sache einweihen musste. Nur so konnte sie hoffen,
ihrer Tochter ein normales Leben bieten zu können. Eine
Visitenkarte, die er ihr bei ihrer Trennung mit dem Hinweis gegeben
hatte, dass sie sich an ihn wenden solle, falls sie jemals Hilfe
benötigen sollte, hatte sie zum "Texas Cattleman's Club"
geführt.
Inzwischen
war die Hochzeit von Natalie und Carries Bruder Travis längst
geplant. Stephanie konnte verstehen, dass Natalie nichts weiter mit
dieser Geschichte zu tun haben wollte, bis die Schuldigen hinter
Gitter saßen. Außerdem machte Natalie sich natürlich
weiterhin Sorgen, denn obwohl man den vermeintlichen Arzt bereits
einmal gefasst hatte, war es ihm gelungen, der Polizei wieder zu
entwischen, sodass sie noch immer Angst um ihr Baby hatte.
Carrie
berichtete, dass Natalie regelmäßig unter Albträumen
litt, in denen die Kriminellen, denen sie entwischt war, sie
erbarmungslos verfolgten, weil sie die halbe Million Dollar
zurückhaben und sich außerdem an ihr rächen wollten.
Sie durfte sich und ihr Baby nicht erneut in Gefahr bringen. Deshalb
konnte Natalie im
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