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Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Titel: Hochzeit nach Plan B (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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hinzugefügt: »Nach dem Unfall ist es doch besser, wenn jemand in deiner Nähe ist. Nur für alle Fälle.«
    Und ich hatte mir eingestehen müssen, dass sie recht hatte. Ich würde mich wirklich besser fühlen, wenn ich den Abend nicht allein verbringen müsste. Außerdem war dann mein Obdachlosigkeit-Problem zumindest für die nächste Nacht gelöst. Entgegen aller Vernunft hatte ich also zugestimmt.
    Als wir mein Auto abgeholt hatten, hatte mir die Familie zwar ein paar verständnislose Blicke zugeworfen, weil ich meinen Riesenkoffer voller Sachen auf meinem Beifahrersitz spazieren fuhr, aber glücklicherweise hatte keiner nach einer Erklärung gefragt.
    Wahrscheinlich nahmen sie Rücksicht auf meinen derzeitigen Zustand. Wenn ich nur halbwegs so schlecht aussah, wie mir zumute war, musste ich wirken wie schon mal gegessen und wieder ausgespuckt.
    Ich war froh, als wir endlich vor einer beeindruckenden Altbau-Villa in Harvestehude hielten.
    »Wir sind da«, teilte mir Erwin gut gelaunt mit, während Eberhard hinter uns die Reifen meines Autos beim Bremsen noch einmal kräftig zum Quietschen brachte und dann mit einem Gesichtsausdruck das Dach schloss, als wäre er ein Hund im Knochenhimmel.
    Ich musterte erstaunt das schöne alte Haus.
    »Hier wohnt ihr? Wirklich?«, rutschte es mir raus.
    Anscheinend konnte man meiner Stimme die Verwunderung deutlich hören, denn Daniel lachte kurz auf.
    »Keine Angst, wir bewohnen nur das Erdgeschoss. Die Zimmer darüber werden an Gäste vermietet. Das Ganze ist eine Art Pension«, erklärte er.
    »Mit dem besten Frühstück, das man in ganz Hamburg finden kann. Evelyn ist eine ausgezeichnete Köchin«, fügte Erwin mit einem liebevollen Blick auf seine Frau hinzu.
    »Ach was, du übertreibst«, wehrte Bens Mutter mit einer wegwischenden Handbewegung ab. Aber in ihren Augen sah ich ganz deutlich die Freude über das Kompliment aufblitzen.
    »Wo wir gerade beim Thema Essen waren«, warf Daniel ein und legte einen Arm um seine Mutter, die gegen ihn wie eine Pygmäin wirkte. »Was hältst du davon, uns was Leckeres zu zaubern, während wir unserem Familienzuwachs das Gästezimmer zeigen?«
    Ich lächelte. Es gefiel mir, wie die Familie miteinander umging.
    Ich folgte den anderen durch eine kleine Lobby mit einem Empfangstresen aus dunklem Holz. Hinter dem Tresen saß eine mollige Frau mit schlohweißen Haaren, die sie zu einem Knoten geschlungen hatte, und blickte uns fragend entgegen. Dabei machte sie ein besorgtes Gesicht.
    »Wie geht es ihm?«, erkundigte sie sich.
    »Er muss noch eine Weile im Krankenhaus bleiben, aber das wird schon wieder«, gab Evelyn zuversichtlich zurück. Dann stellte sie uns gegenseitig vor. Die mollige Frau war Gertrud, die immer in der Pension aushalf, wenn gerade Not am Mann war.
    Nachdem wir durch eine Tür mit einem Privat-Schild gegangen waren, führte mich Erwin in ein Zimmer ganz am Ende des langen Ganges, der durch die gesamte Privatwohnung verlief.
    »So, das ist in nächster Zeit dein Reich, zumindest solange du willst«, sagte er mit einer weit ausholenden Handbewegung, die auch für einen ganzen Ballsaal ausgereicht hätte.
    Wohl eher solange ihr mich wollt, zumindest sobald ihr die Wahrheit wisst, dachte ich. Und mein Gewissen begann schon wieder, kräftig an mir zu nagen. Aber heute würden sie nichts mehr davon erfahren, beschloss ich. Ich war viel zu geschafft, und mein Kopf dröhnte wie eine verstopfte Klimaanlage.
    Keine guten Voraussetzungen, um sich noch ein neues Quartier für die Nacht suchen zu müssen. Und morgen war ja auch noch ein Tag. Dann würde ich alles beichten. Vielleicht konnte ich die Baumgartners ja davon überzeugen, dass ich nach dem Schlag gegen den Kopf einfach ein bisschen verwirrt gewesen war, sodass ich völligen Unsinn geschwafelt hatte. Wahrscheinlich würden sie mir trotzdem den Kopf abreißen.
    Nein, dachte ich und schüttelte den Kopf. Sie würden nur wahnsinnig enttäuscht sein, und das war viel, viel schlimmer.
    Erwin blickte mich unsicher an. Er wusste offenbar nicht, was er von meiner Reaktion halten sollte.
    »Ist etwas mit dem Zimmer nicht in Ordnung?«, erkundigte er sich vorsichtig.
    »Nein, nein, alles bestens«, versicherte ich ihm schnell. Ich konnte ihm ja schlecht erzählen, worüber ich gerade nachgedacht hatte.
    Neugierig sah ich mich im Raum um. Er war nicht allzu groß, und sowohl an den Möbeln als auch an den Tapeten hatte der Zahn der Zeit deutliche Bissspuren hinterlassen. Aber er war

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