Hochzeit nach Plan B (German Edition)
mit viel Liebe eingerichtet worden, das sah man sofort. Auf jeden Fall war er millionenfach besser als mein Quartier im Schwarzen Winkel .
Kurze Zeit später saßen wir alle zusammen beim Essen um einen großen Tisch in der Küche. Als ich feststellte, was es gab – ausgerechnet Spaghetti Carbonara! – musste ich mich erstmal unauffällig nach versteckten Kameras umsehen. Konnte das wirklich Zufall sein?
Entweder war es das wirklich, oder meine »neue Familie« bestand durchweg aus fantastischen Schauspielern. Jedenfalls saßen sie zusammen und aßen, als wäre es das Normalste auf der Welt. Auch dass ich, eine völlig Fremde, mit dabei war, schien sie nicht im Geringsten zu stören.
Zum Glück verzichteten sie darauf, mir persönliche Fragen zu stellen, obwohl ich ihnen ansehen konnte, dass sie es vor Neugier kaum noch aushalten konnten. Wahrscheinlich genoss ich immer noch Welpenschutz, weil ich doch soviel durchgemacht hatte, wie Evelyn immer wieder betonte.
Die drei Männer dagegen schienen in ständiger Alarmbereitschaft zu sein. Vermutlich befürchteten sie, dass ich jederzeit aus den Latschen kippen konnte und sie mich dann in der Luft auffangen mussten, bevor ich hart auf dem Dielenboden aufschlug. Letzteres sprach nicht gerade für ein gutes, fittes Aussehen meinerseits.
Erleichtert über die willkommene Schonfrist machte ich mich über meinen Spaghettiteller her. Ich war völlig ausgehungert.
»Erwin hat nicht übertrieben. Du bist wirklich eine ganz fantastische Köchin. Wenn dein Frühstück nur halb so gut ist wie deine Spaghettisoße, müsste dir eigentlich ganz Hamburg die Bude einrennen«, lobte ich.
Es kam mir immer noch äußerst merkwürdig vor, diese Menschen, die ich seit gerade mal ein paar Stunden kannte und die zudem noch mehr als doppelt so alt waren wie ich, einfach so zu duzen, aber wenigstens in der Sache musste ich nicht lügen. Das waren wirklich die besten Spaghetti, die ich jemals gegessen hatte.
Luigi konnte ihnen nicht mal annähernd das Wasser reichen, und meine eigene Soßenkatastrophe vom Abend vorher hatte ich beinahe schon erfolgreich aus meiner Erinnerung verdrängt. Was ich da in mehr als zwei Stunden unter höchstem körperlichen Einsatz zustande gebracht hatte, war gegen das, was Evelyn mal eben in zehn Minuten gezaubert hatte, nicht mehr als ein schlechter Witz.
Bens Mutter strahlte über das ganze Gesicht.
»Es freut mich, wenn es dir schmeckt. Kochen ist meine ganz große Leidenschaft. Für mich gibt es nichts Schöneres, als meine Lieben mit einem leckeren Essen zu verwöhnen«, sagte sie schwärmerisch mit einem Leuchten in ihren Augen.
»Jaja, wir haben alle so unsere Leidenschaften – und unsere Laster«, bemerkte Daniel mit einem Seitenblick auf Eberhard, der schon seit geraumer Zeit unruhig auf seinem Stuhl hin- und herrutschte.
»Müßiggang ist aller Laster Anfang«, warf Erwin ein.
Ich sah ihn verwirrt an, unsicher darüber, was er mit seinem Kommentar meinte. Doch da keines der anderen Familienmitglieder darauf einging, beließ ich es ebenfalls dabei.
Eberhard, der eindeutig mitbekommen hatte, dass Daniels Bemerkung ihm gegolten hatte, setzte ein spitzbübisches Grinsen auf. Jetzt sah er nicht mehr aus wie einer, der rostige Nägel zum Frühstück verspeist, sondern eher wie derjenige, der sie anderen heimlich unter das Müsli mischt und dann ihren entsetzten Gesichtsausdruck fotografiert, wenn sie draufbeißen.
»Ich hab da noch eine Auktion laufen«, gab er ohne auch nur den geringsten Anflug von Reue zu.
»eBay?«, erkundigte sich Daniel ohne großes Interesse.
Eberhard nickte. Als er weitersprach, senkte er verschwörerisch die Stimme. »Ist `ne ganz heiße Sache. Charles de Gaulle.«
Ich verstand nur Bahnhof und Bratkartoffeln. Wollte Eberhard etwa Charles de Gaulle ersteigern? Meiner Meinung nach war der doch schon eine ganze Weile tot. Aber so geheimnisvoll, wie er tat, musste es sich schon um was sehr Spezielles handeln. Doch nicht etwa Knochen oder so etwas?
In meiner Fantasie sah ich zwei dunkle Gestalten vor mir, die nachts auf Friedhöfen herumschlichen und die Skelette berühmter Persönlichkeiten ausgruben, um sie dann stückchenweise im Internet zu versteigern.
Ich schüttelte meinen dröhnenden Kopf. Ich war eindeutig überspannt.
»Eberhard sammelt Klobrillen«, klärte mich Evelyn auf, die meinen ratlosen Gesichtsausdruck anscheinend richtig interpretiert hatte.
Daniel verzog das Gesicht. »Und am liebsten die, durch
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