Hochzeit nach Plan B (German Edition)
die schon mal ein prominenter Hintern durchgepinkelt hat«, kommentierte er, was ihm einen äußerst strengen Blick seiner Mutter einbrachte.
Der war allerdings noch nichts gegen den Blick, den sie Sekunden später ihrem Mann zuwarf, nachdem er sinnierend »leise pieselt das Reh« hinzugefügt hatte. Der hätte selbst einem Kaltblüter die Hufeisen ausgezogen.
Ich beschloss, mich lieber nicht einzumischen.
»Das ist ja interessant«, bemerkte ich an Eberhard gewandt. »Und die finden Sie – äh ich meine, die findest du bei Versteigerungen im Internet?«
Er sprang sofort auf mein Interesse an.
»Im Internet und auf Flohmärkten. Manchmal allerdings« – wieder senkte er die Stimme und beugte sich in meine Richtung – »muss man schon ganz besondere Maßnahmen ergreifen, wenn man eine besondere Rarität ergattern will.«
»Wirklich?«, fragte ich mit demselben verschwörerischen Unterton.
Daniel stöhnte auf. »Nicht schon wieder«, murmelte er leise. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er die Augen verdrehte, bis er beinahe schielte.
»Lass ihn doch«, besänftigte Evelyn ihren Sohn. »Er hat doch solche Freude daran. «
Ich grinste und wandte mich wieder Eberhard zu, der sich sicherheitshalber nach rechts und links umsah, ob wir auch keine heimlichen Zuhörer hatten. Dass sich noch mehr fanatische Klobrillen-Sammler oder deren Spione unbemerkt in der gemütlichen Küche der Baumgartners aufhielten, hielt ich allerdings für äußerst unwahrscheinlich.
Trotzdem senkte Eberhard nochmals die Stimme, und ich musste mich weit zu ihm vorbeugen, um ihn überhaupt zu verstehen, als er zu erzählen begann.
»Es ist schon ein paar Jahre her, da war die Queen hier in Hamburg, als Ehrengast bei der Taufe eines neuen Luxusliners. Es war nicht ganz einfach, aber ich habe herausgefunden, in welchem Hotel sie damals logiert hat – und nicht nur das: Sogar die Zimmernummer ihrer Suite habe ich in Erfahrung bringen können.«
»Das ist ja unglaublich!«, kommentierte ich mit fasziniertem Gesichtsausdruck, was mir einen liebevollen Blick von Evelyn und ein weiteres genervtes Augenrollen von Daniel einbrachte.
»Das war wirklich nicht ganz einfach«, fuhr Eberhard mit seiner Geschichte fort. »Nachdem die Queen abgereist war, habe ich natürlich noch ein wenig abgewartet. Die Sicherheitsvorkehrungen bei so einem prominenten Gast sind ja schon immens, das war es besser, erstmal Normalität einkehren zu lassen.«
Er machte eine bedeutungsvolle Pause, vermutlich um die Spannung zu steigern.
»Aber dann habe ich mit der Umsetzung meines Plans begonnen. Und es war letztendlich doch einfacher als gedacht. Ich habe mir im Internet Bilder der Hotelsuiten angesehen, vor allem natürlich der Badezimmer. Dann bin ich in den Baumarkt und hab eine Klobrille gekauft, die denen auf den Fotos zum Verwechseln ähnlich sah. Ausgestattet mit der Klobrille, Werkzeug und einem Blaumann bin ich dann zum Hintereingang des Hotels rein und habe frech behauptet, ich hätte den Auftrag, die defekte Klobrille in der Suite zu ersetzen. Und ob du es glaubst oder nicht«, ein triumphierendes Funkeln leuchtete in seinen Augen auf, »sie haben mich einfach reingelassen.«
»Nein!«, grunzte ich mit einem Ausdruck höchsten Erstaunens.
»Doch!«, bekräftigte er und begann so kräftig zu nicken, dass er aussah wie ein Wackeldackel auf der Hutablage eines Ford Taunus.
Plötzlich aber schreckte er hoch.
»Oh je, jetzt hätte ich beinahe meine Auktion verpasst«, rief er und stürmte ohne ein weiteres Wort aus der Küche.
»Glaub ihm bloß kein Wort«, riet mir Daniel, der lässig am Küchentresen lehnte und mich beobachtete. »Er denkt sich das doch alles nur aus.«
Evelyn lächelte. »Aber es war wirklich lieb von dir, dass du ihm zugehört hast. Er hat doch sonst nichts im Leben.«
Doch, dachte ich wehmütig. Zurzeit hat er sogar weit mehr als ich. Er hat nämlich eine ganz tolle Familie.
Ein lauter Jubelschrei riss mich aus meinen Gedanken. Er kam aus Eberhards Zimmer. Anscheinend würde demnächst eine Klobrille mit dem Hinternabdruck von Charles de Gaulle seine Wand zieren.
Ich freute mich für ihn, aber plötzlich bemerkte ich, wie erschöpft ich war. Der Schlafmangel der letzten Nacht und die aufregenden Ereignisse des Tages forderten ihren Tribut, nicht zu vergessen die Beule am Kopf, die sich inzwischen irgendwie matschig anfühlte.
»Seid mir nicht böse«, sagte ich matt zu Evelyn und Daniel – Erwin hatte sich schon beim Beginn von
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