Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Eberhards Geschichte heimlich aus dem Staub gemacht – »aber ich bin wirklich todmüde. Ich würde mich jetzt gern hinlegen.«
Natürlich reagierten die beiden verständnisvoll, etwas anderes hatte ich auch gar nicht von ihnen erwartet.
»Ich hoffe, du schläfst gut in deiner ersten Nacht hier bei uns«, meinte Evelyn, als ich ihr eine gute Nacht gewünscht hatte. Doch kurz bevor ich aus der Küche verschwinden konnte, rief sie mich noch einmal zurück.
»Ach ja, Hannah?«
Ich drehte mich noch einmal um. »Ja?«
»Mach dir keine Sorgen wegen des 17. Oktobers. Ich denke, bis dahin ist Ben sicher wieder fit und ihr braucht den Termin nicht zu verschieben.«
»Den 17. Oktober?«, fragte ich verständnislos.
»Ja, euer Hochzeitstermin.«
Ich merkte, wie sich alles in mir zusammenzog.
»Ja klar, natürlich«, stammelte ich verlegen. »Ich denke auch, dass es klappen wird. Da mache ich mir gar keine Sorgen.«
Eilig verzog ich mich aus der Küche. Während ich den Gang zu meinem Zimmer entlanglief, begann sich alles um mich herum zu drehen. In welches Chaos hatte ich mich da nur reinmanövriert? Ich musste dem Ganzen so schnell wie möglich ein Ende setzen.
Ich schluckte, als ich kurz nachrechnete:
Der 17. Oktober war schon in knapp acht Wochen!
Kapitel 9
Am nächsten Morgen war ich schon sehr früh wach. Die Sonne ging gerade auf und schickte die ersten Strahlen durch das Fenster in den Raum, doch das schöne Wetter passte so gar nicht zu meiner Stimmung. Entgegen aller Erwartungen hatte ich sehr gut geschlafen, aber jetzt lag ich im Bett und grübelte.
Ich konnte es immer noch kaum fassen, in was ich hineingeraten war. Wie sollte ich da jetzt wieder rauskommen, ohne noch viel größeren Schaden anzurichten?
Ich mochte die Baumgartners wirklich, und genau das war das Problem. Ich wollte sie nicht verletzen, aber ich musste ihnen auf jeden Fall die Wahrheit sagen. Und zwar am besten jetzt gleich!
Nachdem ich diese Entscheidung gefällt hatte, ging es mir ein bisschen besser. Ich schwang mich aus dem Bett.
Das Zimmer, in dem ich übernachtet hatte, war wohl früher auch mal eines der Pensionszimmer gewesen. Jedenfalls verfügte es über den Luxus eines eigenen kleinen Bads.
Als ich in den Spiegel sah, schreckte ich zusammen und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Leider war das Bad so klein, dass ich mir den Kopf an der Duschkabine stieß.
»Oh nein, nicht schon wieder eine Beule«, jammerte ich und rieb mir die schmerzende Stelle. Ich schien in letzter Zeit das Unglück anzuziehen wie ein Magnet. Wenn das so weiterging, würde mein Kopf in ein paar Tagen nur noch aus Hubbeln und Knubbeln bestehen.
Allerdings würden die anderen Beulen es schwer haben, im Vergleich mit der an meiner Stirn zu bestehen. Die Schwellung war zwar ein bisschen zurückgegangen, aber dafür leuchtete sie jetzt in beinahe allen Farben des Regenbogens und hob sich damit in schrillem Kontrast von meiner immer noch äußerst bleichen Gesichtshaut ab. Kurzum, ich sah noch schlechter aus als am Morgen vorher.
Trotzdem entschied ich mich, auf Make-up zu verzichten. Ein gewisser Mitleidsbonus konnte bei dem, was ich vorhatte, bestimmt nicht schaden.
Ich sprang schnell unter die Dusche – wer wusste schon, wann ich wieder die Möglichkeit dazu hatte – und zog mich an. Dann bereitete ich mich schon mal auf meine Flucht vor, indem ich meinen Koffer packte.
Ich hätte gern noch etwas anderes erledigt, nur um mein schwieriges Vorhaben ein bisschen hinauszuzögern, doch ich fand nichts mehr, was ich noch tun konnte.
Also atmete ich schweren Herzens einmal tief durch und machte mich auf den Weg.
An dem Geklapper von Geschirr und den Stimmen, die gedämpft zur mir herüberdrangen, hörte ich gleich, dass Evelyn und Erwin in der Küche hantierten. Während ich auf die angelehnte Küchentür zuging, hatte ich das Gefühl, ich würde zu einem Tribunal geführt, an dessen Ende man mich vierteilen und meine kläglichen Überreste an die Schweine verfüttern würde. Nicht, dass ich den Baumgartners ein derart krasses Vorgehen zugetraut hätte, aber wenn ich an die Enttäuschung dachte, die ich ihnen gleich bereiten würde, wäre das gar kein unverdientes Ende für mich.
Ich hatte schon die Klinke der Küchentür in der Hand, als ich plötzlich meinen Namen hörte. Sofort blieb ich stehen und lauschte. Vielleicht war ich ja schon aufgeflogen und die beiden erwarteten mich mit gezückten Fleischmessern in der Küche.
Doch
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