Hochzeit zu verschenken
wo Luke immer noch dasitzt und Löcher in die Luft guckt.
»Hi«, sage ich und streiche über die Rückenlehne seines Stuhls. »Sag mal, Luke. Du hast doch massenweise Geld, oder?«
»Nein.«
»Nein? Was willst du denn damit sagen?«, entgegne ich leicht beleidigt. »Natürlich hast du Geld!«
»Ich habe gewisse Vermögenswerte«, sagt Luke. »Ich habe ein Unternehmen. Das ist nicht das Gleiche wie Geld.«
»Wie auch immer.« Ich fuchtele ungeduldig mit der Hand. »Und wir heiraten doch. Du weißt schon, >All deine irdischen Güter< und so. Das heißt, gewissermaßen...« Ich lege eine behutsame Pause ein. »Ist das auch mein Geld.«
»Jaaaaaa. Worauf willst du hinaus?«
»Also... wenn ich dich um etwas Geld bitten würde, würdest du es mir dann geben?«
»Ich glaube schon. Wie viel denn?«
»Äh... Hunderttausend Dollar«, sage ich und bemühe mich, ganz nonchalant zu klingen.
Luke hebt den Kopf.
»Hunderttausend Dollar?«
»Ja! Komm schon, so viel ist das doch gar nicht -«
Luke seufzt.
»Also gut, Becky. Was hast du gesehen? Wenn es sich allerdings schon wieder um einen für dich maßgeschneiderten Ledermantel handelt -«
»Kein Mantel! Es geht um... eine Überraschung.«
»Eine 100.000-Dollar-Überraschung.«
»Ja«, sage ich nach einer Weile, aber ich weiß genau, dass ich nicht besonders überzeugend klinge.
Vielleicht ist das doch nicht die brillanteste Lösung.
»Becky, hunderttausend Dollar ist sehr viel Geld.«
»Ich weiß«, sage ich. »Ich weiß. Hör zu... okay... ach, egal.« Und schon eile ich aus der Küche, damit Luke nicht noch mehr Fragen stellen kann.
Okay, vergessen wir die Anwälte. Vergessen wir das Geld. Es muss doch noch eine andere Lösung geben. Ich muss nur ein bisschen kreativer sein.
Ich meine, wir könnten zum Beispiel durchbrennen. An irgendeinem einsamen Strand heiraten, eine neue Identität annehmen und uns hier nie wieder blicken lassen.
Nein, ich weiß noch was Besseres: Ich tanze bei der Hochzeit in Oxshott an, und Luke bei der Hochzeit in New York. Und dann sagen wir beide, wir seien sitzen gelassen worden ... und dann treffen wir uns heimlich wieder...
NEIN! Jetzt hab ich´s! Wir engagieren ein Ersatzpaar! Genial!
Ich stehe gerade auf der Rolltreppe bei Barneys, als mir diese Idee kommt - und ich bin so begeistert davon, dass ich fast vergesse, ganz oben die Füße zu heben. Das ist es. Wir engagieren Doubles, die uns bei der Hochzeit im Plaza vertreten, und kein Mensch merkt was. Ich meine, die Gäste im Plaza sind ja sowieso alle nur Elinors Freunde. Die kennen Luke und mich kaum. Wir könnten der Strohbraut einen richtig dicken Schleier vors Gesicht hängen... und Lukes Doppelgänger könnte sagen, dass er sich beim Rasieren geschnitten hat und deswegen einen fetten Verband ums Gesicht hat... und in der Zwischenzeit fliegen wir nach England...
»Achtung, Becky!«, warnt Christina mich mit einem Lächeln, und ich sehe verdutzt auf. Huch, jetzt wäre ich doch tatsächlich um ein Haar in eine Schaufensterpuppe gelaufen.
»Na, in Gedanken schon wieder ganz bei der Hochzeit fragt sie, als ich die Abteilung für Persönliche Einkaufsberatung betrete.
»Ja, ja, genau!«, antworte ich fröhlich.
»Ich finde, Sie sehen zurzeit wirklich viel entspannter aus«, merkt Christina freundlich an. »Die kleine Pause hat Ihnen anscheinend richtig gut getan. War sicher schön, Ihre Mutter mal wieder zu sehen... Neuigkeiten von zu Hause zu hören...«
»Ja, es war... super!«
»Ich finde das wirklich bewundernswert, wie locker Sie sind.« Christina trinkt einen Schluck Kaffee. »Seit Sie zurück sind, haben Sie die Hochzeit uns gegenüber fast überhaupt noch nicht erwähnt. Man könnte fast meinen, Sie würden das Thema meiden!«
»Ich meide es nicht!«, behaupte ich mit einem zementierten Lächeln. »Wieso sollte ich denn?«
Wo ist mein Wodka? Meine Hand arbeitet sich Zentimeter für Zentimeter zu meiner Tasche vor. Ich muss das Thema wechseln.
»Manche Bräute drehen ja regelrecht durch vor der Hochzeit. Können von nichts anderem mehr reden. Aber Sie haben das anscheinend alles wunderbar unter Kontrolle -«
»Allerdings!«, entgegne ich aufgekratzt. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss mich auf meine erste Klientin vorbereiten -«
»Ach, übrigens musste ich zwei Ihrer Termine austauschen«, sagt Christina, als ich die Tür zu meinem Umkleideraum öffne. »Um zehn Uhr haben Sie eine ganz neue Kundin. Amy Forrester.«
»Prima!«,
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