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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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und reiche Luke ein Foto nach dem anderen. »Da schläft Ernie... da schläft Suze... noch mal Suze... Moment mal...« Die Fotos, auf denen Suze Ernie stillt, stecke ich schnell weg. Da ist sie nämlich bis auf die Unterhose nackt. Eigentlich hatte sie sich ja bei einem Versandhaus so einen speziellen Still-BH bestellt, der angeblich »sowohl zu Hause als auch unterwegs größtmögliche Diskretion« bot. Aber Suze war schon nach einem Tag so endlos genervt von diesem bescheuerten versteckten Verschluss, dass sie das Ding wütend in die Ecke gepfeffert hat. »Und guck mal hier! Das ist an dem Tag, an dem Suze und Ernie aus dem Krankenhaus kamen!«
    Luke setzt sich an den Tisch. Sein Gesicht nimmt so einen entrückten Ausdruck an, als er sich die Fotos ansieht.
    »Sie sieht so... selig aus«, kommentiert er.
    »Ist sie auch«, bestätige ich. »Sie ist total verrückt nach dem kleinen Ernie. Selbst wenn er schreit.«
    »Sieht ganz so aus, als wenn zwischen den beiden schon eine richtig feste Bindung besteht.« Luke betrachtet ein Foto, auf dem Suze lacht, weil Ernie ihr in die Haare fasst.
    »Das sieht nicht nur so aus. Er hat immer wie am Spieß geschrien, wenn ich ihn ihr abnehmen wollte.«
    Ich sehe zu Luke und bin richtig gerührt. Er ist wie gebannt von diesen Bildern. Was mich ehrlich gesagt etwas überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass er sich besonders für Babys interessiert. Ich meine, die meisten Männer reagieren doch auf einen Haufen Babybilder immer so »Ich habe überhaupt keine Fotos von mir als Baby«, sagt er und legt ein Bild von Ernie, der friedlich auf Suze schläft, zur Seite.
    »Was, echt? Ach so...«
    »Meine Mutter hat sie damals alle mitgenommen.«
    Seine Miene ist unergründlich, und in meinem Kopf fangen sämtliche Alarmglocken an zu schrillen.
    »Ach, ja?«, sage ich ganz lässig. »Na ja, aber -«
    »Vielleicht wollte sie sie gern bei sich haben.«
    »Ja«, gebe ich ihm Recht, obwohl ich da so meine Zweifel habe. »Vielleicht.«
    Oh, Gott. Ich hätte wissen müssen, dass diese Fotos neue Grübeleien über Lukes Mutter auslösen würden.
    Ich weiß gar nicht genau, was zwischen den beiden passiert ist, während ich weg war. Ich weiß nur, dass Luke sie letztendlich doch irgendwann in der Klinik erreicht hat. Anscheinend hat sie irgendeine lahme Ausrede dafür gefunden, weshalb er in dem Zeitungsartikel nicht erwähnt wurde.
    Irgendwas von wegen, der Journalist sei nicht interessiert gewesen.
    Ich weiß nicht, ob Luke ihr geglaubt hat. Ich weiß nicht, ob er ihr verziehen hat. Wahrscheinlich weiß er das selbst nicht. Es passiert immer wieder, dass er sich plötzlich völlig zurückzieht, und dann weiß ich, dass er wieder über sie nachdenkt.
    Einerseits würde ich ihm ja am liebsten sagen: »Jetzt hör mal zu, Luke! Vergiss es! Vergiss deine Mutter! Sie ist eine blöde Kuh, sie liebt dich nicht, und dir wird es ohne sie nur besser gehen!«
    Aber dann fällt mir wieder ein, was seine Stiefmutter Annabel gesagt hat, als wir uns vor Monaten mal so gut und ausgiebig unterhalten haben. Als wir uns voneinander verabschiedeten, sagte sie: »Es mag dir schwer fallen, das zu glauben, Becky, aber - Luke braucht Elinor.«
    »Nein, tut er nicht!«, hatte ich entrüstet geantwortet. »Er hat doch dich, er hat seinen Vater, er hat mich...«
    Aber Annabel schüttelte den Kopf.
    »Du verstehst das nicht. Er hat sich nach Elinor gesehnt, seit er ein kleiner Junge war. Diese Sehnsucht war es, die ihn dazu gebracht hat, so hart zu arbeiten und nach Amerika zu gehen. Diese Sehnsucht ist jetzt ein Teil seiner Persönlichkeit. Wie eine Weinrebe, die sich um einen Apfelbaum gerankt hat.« Dann bedachte sie mich mit einem ziemlich durchdringenden Blick und sagte: »Sei vorsichtig, Becky. Versuch nicht, Elinor aus seinem Leben zu schneiden. Denn damit würdest du auch ihn verletzen.«
    Konnte Annabel Gedanken lesen? Woher wusste sie, dass ich mir genau das gerade vorgestellt hatte? Elinor und ich -und ich mit einem riesigen Messer in der Hand...
    Ich sehe Luke an, der wie verzaubert ein Foto betrachtet, auf dem Suze Ernies Bäuchlein küsst.
    »Wie dem auch sei!«, ergreife ich wieder das Wort und stopfe die Fotos zurück in die Umschläge. »Die Bindung zwischen Tarkie und Ernie ist mindestens genau so eng. Ich meine, die Liebe des Vaters ist ganz genau so wichtig wie die der Mutter. Vor allem in der heutigen Zeit. Ich habe sogar schon oft gedacht, dass die so genannte Mutterliebe eigentlich völlig

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