Hochzeit zu verschenken
geht.«
»Es geht nicht um Klamotten!«, setze ich mich trotzig zur Wehr. Dann zögere ich einen Moment, weil ich ja nicht weiß, wie viel Laurel Gina bisher anvertraut hat. »Es geht um Amy Forrester«, sage ich schließlich mit gedämpfter Stimme. »Sie wissen, wen ich meine?«
»Ja, ich weiß, wen Sie meinen.« Gina klingt, als wisse sie sogar noch mehr als ich. »Was ist mir ihr?«
»Ich habe sie.«
»Sie haben sie? Was meinen Sie -«
»Sie ist in meinem Umkleideraum!« Ich sehe mich um, nur um sicherzugehen, dass mir niemand zuhört. »Und sie trägt diesen Anhänger mit dem Smaragd! Ich bin mir sicher, dass das der von Laurels Großmutter ist! Der, den die Polizei nicht finden konnte!«
Ausgiebiges Schweigen.
»Okay«, sagt Gina dann endlich. »Ich hole Laurel aus dem Meeting heraus. Sie kommt dann wahrscheinlich direkt rüber. Und lassen Sie diese... Person bloß nicht laufen.«
»Natürlich nicht. Danke, Gina.«
Ich lege auf und bleibe einen Moment neben dem Telefon stehen, um nachzudenken. Dann gehe ich zurück zu meinem Umkleideraum und versuche mich so natürlich wie nur möglich zu geben.
»So!«, flöte ich beim Hereinkommen. »Dann wollen wir mal weiter Kleider anprobieren! Sie können sich so viel Zeit lassen, wie Sie möchten, Amy. Probieren Sie ruhig jedes einzelne Kleid in aller Ruhe an. Wir können uns den ganzen Tag Zeit lassen, wenn -«
»Ich brauche keine anderen Kleider mehr anzuprobieren«, sagt Amy, die jetzt in einem engen, mit Pailletten bestickten roten Kleid steckt. »Ich nehme das hier.«
»Was?« Mehr fällt mir nicht ein.
»Es ist klasse! Sehen Sie doch, es passt wie angegossen!« Sie wirbelt kokett herum und bewundert sich mal wieder im Spiegel.
»Aber wir haben doch noch nicht mal richtig angefangen!«
»Na und? Ich habe mich entschieden. Ich will dieses hier.« Sie sieht auf die Uhr. »Abgesehen davon, bin ich ein bisschen in Eile. Könnten Sie mal den Reißverschluss aufmachen, bitte?«
»Amy...« Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Ich finde wirklich, dass Sie noch ein paar andere Modelle anprobieren sollten, bevor Sie sich entscheiden.«
»Ich brauche keine anderen Modelle mehr anzuprobieren! Sie haben wirklich ein sehr gutes Auge!«
»Nein, habe ich nicht! Das sieht scheußlich aus!«, sage ich ohne nachzudenken, worauf Amy mich etwas seltsam anguckt. »Ich meine... Da war doch noch dieses wunderschöne rosa Kleid, das ich so gerne an Ihnen sehen wollte...« Ich schnappe mir den Bügel mit dem Kleid. »Stellen Sie sich das doch mal vor! Oder... Oder das hier mit dem Halterneck...« Amy Forresters Blick verrät Ungeduld.
»Ich nehme dieses hier. Würden Sie mir bitte heraushelfen?«
Oh, Gott. Was mache ich denn jetzt? Ich kann sie ja wohl schlecht zwingen, hier zu bleiben.
Ich werfe einen verstohlenen Blick auf die Uhr. Laurels Büro ist nur ein oder zwei Häuserblocks von hier entfernt. Sie müsste jede Minute hier sein.
»Würden Sie mir bitte aus dem Kleid helfen?«, fragt sie noch einmal und klingt schon etwas gereizter.
»Ja!«, sage ich nervös. »Natürlich!«
Ich habe den Reißverschluss gerade mal ein paar Zentimeter heruntergezogen, als mir eine Idee kommt.
»Ach, wissen Sie«, sage ich, »eigentlich ist es viel einfacher, sich das Kleid über den Kopf auszuziehen -«
»Na gut«, meint Amy Forrester ungeduldig. »Wenn Sie meinen.«
Erst mache ich den Reißverschluss noch ein klein wenig weiter auf, dann fasse ich das enge Kleid am Saum und ziehe es nach oben, bis Amys Schultern und Kopf darin verschwinden.
Ha! Gefangen! Der feste rote Stoff verbirgt jetzt die gesamte obere Amy-Etage, während die untere Hälfte bis auf Unterwäsche und hochhackige Schuhe nackt herausschaut. Amy sieht aus wie eine Kreuzung aus Barbiepuppe und Knallbonbon.
»Hey. Ich stecke fest.« Sie winkt wenig erfolgreich mit der einen Hand. Aber ihre Arme werden von dem engen Kleid senkrecht an ihre Ohren gedrückt.
»Was, wirklich?«, rufe ich in meinem unschuldigsten Ton. »Ach, du meine Güte. Na ja, das passiert schon mal.«
»Na, dann holen Sie mich hier heraus!« Amy unternimmt ein paar Schritte, und ich springe schnell zur Seite, damit sie mich im Fall der Fälle nicht zu fassen bekommt. Ich komme mir vor wie beim Blindekuhspielen auf einem Kindergeburtstag.
»Wo sind Sie?«, fragt eine ziemlich wütende, halb geknebelte Stimme. »Helfen Sie mir endlich!«
»Ich... versuche doch nur...« Halbherzig zupfe ich an dem Kleid. »Sie stecken ja wirklich fest«,
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