Hochzeit zu verschenken
wollte doch nur helfen.«
»Ich meine das ernst.«
»Laurel -«
»Ich bestehe darauf. Sagen Sie, was Sie sich wünschen, und Sie haben es noch vor der Hochzeit.«
Die Hochzeit. Meine Hochzeit.
Mir ist, als hätte jemand ein Fenster geöffnet, durch das jetzt eiskalte Luft hereinströmt.
In der ganzen Aufregung hatte ich es doch tatsächlich geschafft, das alles eine Weile zu vergessen. Aber jetzt ist auf einmal alles wieder da und sprengt mir fast den Kopf.
Meine beiden Hochzeiten. Meine beide Fiaskos.
Wie zwei Züge, die auf mich zurollen. Immer schneller. Die immer näher kommen, auch wenn ich nicht hinsehe. Die jede Minute an Geschwindigkeit zulegen. Wenn ich es schaffe, dem einen auszuweichen, werde ich nur von dem anderen überrollt.
Ich sehe in Laurels offenes, warmherziges Gesicht und würde mich am liebsten kraftlos in ihre Arme fallen lassen und heulen: »Bringen Sie mein Leben für mich in Ordnung!«
»Ganz egal, was es ist«, betont Laurel noch einmal und drückt meine Schultern.
Als ich langsam zu meinem Umkleideraum zurückgehe, spüre ich, dass die Wirkung des Adrenalins nachlässt. Ich spüre, wie die vertrauten und so unendlich ermüdenden Sorgen des Alltags sich wieder einschleichen. Wieder ist ein Tag vergangen, und ich bin der brillanten Lösung meines Problems noch kein Stück näher gekommen. Ich habe keine blasse Ahnung, was ich machen soll. Und langsam wird die Zeit wirklich knapp.
Vielleicht sollte ich einfach einsehen, dass ich das allein nicht schaffe, denke ich, als ich mich ermattet auf meinen Stuhl sinken lasse. Vielleicht brauche ich doch Hilfe. Feuerwehr, Rettungswagen und Schnelle Eingreiftruppen.
Oder vielleicht einfach nur Luke.
15
Als ich nach Hause komme, bin ich überraschend ruhig. Man könnte fast sagen, dass ich mich erleichtert fühle. Ich habe alles versucht - und jetzt habe ich das Ende der Fahnenstange erreicht. Es bleibt mir nichts anderes mehr übrig, als Luke alles zu gestehen. Er wird entsetzt sein. Schockiert. Sauer. Aber dann weiß er es wenigstens endlich.
Ich bin auf dem Nachhauseweg kurz in einer Bar gewesen, habe mir zwei Drinks genehmigt und sehr sorgfältig darüber nachgedacht, wie ich es ihm beibringe. Denn wie wir alle wissen, stehen und fallen solche Geständnisse mit der Art der Präsentation. Wenn der Präsident zum Beispiel die Steuern erhöhen will, sagt er natürlich nicht: »Ich werde die Steuern erhöhen.« Er sagt: »Jeder Bürger unseres freien Landes weiß, wie wichtig eine gute Erziehung und Ausbildung ist.« Also habe ich mir auch eine kleine Rede aufgeschrieben - ein bisschen wie die Rede zur Lage der Nation - und habe sie komplett auswendig gelernt. Einschließlich Pausen, in denen Luke was sagen kann. (Oder Beifall klatschen. Obwohl das wohl eher unwahrscheinlich ist.) Solange ich mich an meinen Text halte und niemand die Politik in Uganda anspricht, müsste alles prima laufen.
Meine Knie zittern etwas, als ich die Treppe hinaufgehe, obwohl Luke doch höchstwahrscheinlich noch gar nicht zu Hause ist und ich noch Zeit habe, mich vorzubereiten. Aber als ich die Wohnungstür aufmache, sitzt er zu meinem Entsetzen bereits mit einem Riesenstapel Unterlagen am Tisch.
Okay, Becky, los jetzt. Sehr geehrte Damen und Herren Kongressabgeordnete. Mitbürgerinnen und Mitbürger! Freunde! Römer! Ich lasse die Tür hinter mir zufallen, hole meine Notizen heraus und atme tief durch.
»Luke«, hebe ich mit sehr ernster, sehr erwachsener Stimme an. »Ich muss dir etwas sagen, das mit der Hochzeit zu tun hat. Es handelt sich um ein ziemlich ernstes Problem, für das es keine einfache Lösung gibt. Wenn es überhaupt eine Lösung gibt, dann kann ich diese nur mit deiner Hilfe erreichen. Und genau darum erzähle ich dir jetzt davon - und möchte dich bitten, mir unvoreingenommen zuzuhören.«
So weit, so gut. Auf die Einleitung bin ich eigentlich ziemlich stolz. Die Sache mit »mir unvoreingenommen zuzuhören« finde ich besonders gelungen, weil das nämlich im Grunde heißt, dass er mich nicht anschreien darf.
»Um dir mein aktuelles Dilemma erklären zu können«, fahre ich fort, »muss ich ein wenig ausholen. Ich muss ganz am Anfang anfangen. Womit ich jetzt allerdings nicht die Erschaffung der Erde meine. Auch nicht den Urknall. Sondern unsere Verabredung zum Tee im Claridges.«
Ich halte inne - doch Luke schweigt und hört zu. Vielleicht wird ja alles gut.
»Dort, beim Teetrinken im Claridges, fing mein Problem an. Mir wurde eine
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