Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
schier unlösbare Aufgabe gestellt. Ich war, wenn du so willst, der griechische Gott, der sich zwischen drei Frauen entscheiden muss. Mit dem einzigen Unterschied, dass es in meinem Fall nur zwei waren - und auch keine Frauen.« Ich lege eine rhetorische Pause ein. »Sondern Hochzeiten.«
    Jetzt endlich dreht Luke sich auf seinem Stuhl um. Seine Augen sind blutunterlaufen, und überhaupt guckt er ganz komisch. Er sieht mich an, und ich befürchte das Schlimmste.
    »Becky«, sagt er und klingt dabei, als würde ihn das unglaublich anstrengen.
    »Ja?«, schlucke ich.
    »Glaubst du eigentlich, dass meine Mutter mich liebt?«
    »Was?«, frage ich verdattert.
    »Sei ganz ehrlich. Glaubst du, dass meine Mutter mich liebt?«
    Moment mal. Hat er mir denn überhaupt nicht zugehört??
    »Äh... ja, natürlich!«, antworte ich. »Und wo wir gerade von Müttern reden - genau da liegt nämlich gewissermaßen mein Problem -«
    »Gott, bin ich blöd gewesen.« Luke nimmt ein Glas zur Hand und trinkt einen ordentlichen Schluck von dem Inhalt, der wie Whisky aussieht. »Sie hat mich die ganze Zeit nur benutzt, stimmt‘s?«
    Ich starre ihn an. Mein Unbehagen wächst. Dann sehe ich die halbleere Flasche auf dem Tisch. Wie lange sitzt er denn schon hier? Sein Gesicht wirkt derart angespannt und verletzlich, dass ich mir so einige Bemerkungen über Elinor in diesem Moment besser verkneife.
    »Aber natürlich liebt sie dich!« Ich lege meine Rede zur Seite und gehe auf ihn zu. »Ganz bestimmt. Ich meine, das sieht man doch ganz deutlich daran, wie sie... äh...« Ich breche ab.
    Was soll ich denn jetzt sagen? Daran, wie sie dein Personal für sich selbst einspannt, ohne Gegenleistung und ohne auch nur ein Dankeschön? Daran, wie sie dich reingelegt und sich dann in die Schweiz abgesetzt hat?
    »Was... warum bist du...«, stammele ich herum. »Ist was passiert?«
    »Was ganz Blödes.« Er schüttelt den Kopf. »Ich habe etwas gefunden.« Er holt tief Luft. »Ich war in ihrer Wohnung, um einige Unterlagen für die Stiftung zu holen. Und ... ich weiß nicht, warum - vielleicht waren es die Fotos von Suze und Ernie heute Morgen...« Er sieht zu mir auf. »Jedenfalls habe ich in ihrem Arbeitszimmer nach alten Fotos gesucht. Babyfotos von mir. Fotos von uns beiden. Ich weiß auch nicht genau, wonach ich eigentlich gesucht habe.«
    »Und hast du was gefunden?«
    Luke zeigt auf die vielen Papiere, die den Tisch bedecken, und ich werfe schnell einen Blick auf eins davon. »Was ist das?«
    »Briefe. Von meinem Vater. Briefe, die er meiner Mutter geschrieben hat, nachdem sie sich getrennt hatten. Vor fünfzehn, zwanzig Jahren. In denen er sie immer wieder bittet, den Kontakt zu mir aufrechtzuerhalten.« Er sagt das fast tonlos, und ich sehe ihn traurig an.
    »Was willst du damit sagen?
    »Er hat sie immer wieder gebeten, mich sie besuchen zu lassen«, sagt Luke. »Er hat sogar angeboten, die Hotelrechnung zu zahlen. Er hat angeboten, mich zu begleiten. Er hat sie so oft darum gebeten... und ich wusste nichts davon.« Er nimmt ein paar Seiten in die Hand und reicht sie mir. »Lies selbst.«
    Ich versuche, meine Bestürzung zu verbergen, indem ich die Briefe überfliege. Ich registriere nur vereinzelte Halbsätze.
    Luke wünscht sich nichts sehnlicher, als seine Mutter zu sehen ... verstehe deine Einstellung nicht. ..
    „Diese Briefe erklären so einiges. Zum Beispiel, dass ihr neuer Mann in Wirklichkeit gar nichts dagegen gehabt hätte, dass sie mich mitnimmt. Scheint sogar ein ziemlich vernünftiger Kerl gewesen zu sein. Er war ganz der Meinung meines Vaters, dass ich zu Besuch kommen sollte.
    Aber sie wollte das nicht.« Luke zuckt mit den Schultern. »Warum auch? Warum hätte sie mich sehen wollen?«
    ...ein aufgeweckter, liebenswerter Junge... -was ihm - und dir - alles entgeht...
    »Das ist ja... schrecklich.« Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
    »Und das Schlimmste von allem ist, dass ich immer alles an meinen Eltern ausgelassen habe. Als ich noch zu Hause gewohnt habe, als Teenager. Ich habe ihnen immer die Schuld gegeben.«
    Plötzlich sehe ich Annabels warmherziges, freundliches Gesicht vor mir, und Lukes Dad, wie er heimlich diese Briefe schreibt - und mich packt unbändiger Zorn auf Elinor. Sie hat Luke nicht verdient. Sie hat überhaupt keine Familie verdient.
    Es ist totenstill in der Wohnung. Nur von draußen hört man den Regen gegen die Fenster trommeln. Ich nehme Lukes Hand, drücke sie ganz fest, und versuche ihm so viel

Weitere Kostenlose Bücher