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Hochzeit zu verschenken

Hochzeit zu verschenken

Titel: Hochzeit zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Liebe und Wärme zu übermitteln, wie ich nur kann.
    »Ich bin mir sicher, dass deine Eltern das verstanden haben, Luke. Und...« Ich schlucke alles herunter, was ich eigentlich über Elinor zu sagen hätte. »Und ich bin mir auch sicher, dass Elinor dich im Grunde ihres Herzens doch bei sich haben wollte. Vielleicht war es damals nur irgendwie zu schwierig oder... oder vielleicht war sie viel unterwegs -«
    »Es gibt da etwas, das ich dir noch nie erzählt habe«, unterbricht Luke mich. »Etwas, das ich noch nie irgendjemandem erzählt habe.« Er hebt den Kopf. »Ich habe meine Mutter mal besucht, als ich vierzehn war.«
    »Was?« Da bin ich aber geplättet. »Aber du hattest doch gesagt, dass du sie nie -«
    »Die Schule hat eine Reise nach New York angeboten. Und ich habe unglaublich dafür gekämpft, mitfahren zu dürfen. Mum und Dad waren natürlich dagegen, haben am Ende aber nachgegeben. Sie sagten mir, meine Mutter sei zu der Zeit nicht in der Stadt, dass sie mich ansonsten aber natürlich gern gesehen hätte.«
    Luke nimmt sich die Whiskyflasche und schenkt sich noch ein Glas ein. »Ich kam nicht dagegen an, ich musste sie einfach besuchen. Es hätte ja sein können, dass meine Eltern sich irrten.« Luke starrt geradeaus und streicht mit dem Finger über den Glasrand. »Na ja... und gegen Ende der Reise hatten wir einen freien Tag. Alle anderen sind zum Empire State Building gefahren. Aber ich habe mich abgesetzt. Ich hatte ihre Adresse, da bin ich hingefahren und habe mich einfach vor das Gebäude gesetzt. Damals wohnte sie ein Stückchen weiter die Park Avenue hinauf. Ich saß auf einer Treppenstufe, und die Leute, die vorbeikamen, haben mich alle ganz komisch angesehen, aber das war mir egal.«
    Er trinkt einen großen Schluck Whisky, während ich ihn unverwandt ansehe und kaum wage zu atmen.
    »Dann, so gegen zwölf Uhr, kam eine Frau heraus. Mit dunklen Haaren und einem wunderschönen Mantel. Ihr Gesicht kannte ich ja von diversen Fotos. Es war meine Mutter.« Er schweigt einige Sekunden. »Ich... ich bin aufgestanden. Sie sah auf und sah mich an. Keine fünf Sekunden sah sie mich an. Dann wandte sie sich ab. Als hätte sie mich überhaupt nicht gesehen. Sie stieg in ein Taxi und fuhr davon. Das war‘s.« Er schließt kurz die Augen. »Es ging alles so schnell, dass ich nicht einmal Zeit hatte, einen Schritt auf sie zuzugehen.«
    »Und was... was hast du dann gemacht?«, frage ich vorsichtig.
    »Ich bin gegangen. Bin durch die Stadt spaziert. Und habe mich davon überzeugt, dass sie mich nicht erkannt hatte. Das habe ich mir eingeredet. Dass sie ja nicht wissen konnte, wie ich aussah. Dass sie überhaupt nicht wissen konnte, dass ich das war.«
    »Aber vielleicht stimmt das ja! Wie hätte sie denn -«
    Ich verstumme, als er einen verblichenen blauen Luftpostbrief in die Hand nimmt, an dem irgendwelche Bilder klemmen.
    »Das ist der Brief, in dem mein Vater ihr schrieb, dass ich kommen würde«, erklärt er. Er zeigt mir den Brief, und ich bin entsetzt. »Und das bin ich.«
    Ich sehe einen Teenager vor mir. Einen vierzehnjährigen Luke. In Schuluniform und mit einer schrecklichen Frisur. Kaum wiederzuerkennen. Aber die dunklen Augen sind immer noch die gleichen, wie sie mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Hoffnung in die Welt schauen.
    Ich bin fassungslos. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich sehe das unbeholfene, scheue Jungengesicht und würde am liebsten heulen.
    »Du hast Recht gehabt, Becky. Die ganze Zeit. Ich bin nach New York gekommen, um meine Mutter zu beeindrucken. Ich wollte, dass sie wie angewurzelt auf der Straße stehen bleibt, sich umdreht und... und mich anstarrt... und stolz auf mich ist...«
    »Aber sie ist doch stolz auf dich!«
    »Nein, das ist sie nicht.« Er schafft ein winziges Halblächeln. »Am besten gebe ich es einfach auf.«
    »Nein!«, sage ich einen Tick zu spät. Ich ergreife Lukes Arm und fühle mich total hilflos. Im Vergleich zu Luke bin ich ja total wohl behütet und verhätschelt aufgewachsen. Ich wusste immer, dass meine Eltern mich für die beste Tochter der Welt hielten. Ich wusste, dass sie mich liebten und dass sie mich immer lieben würden, ganz gleich, was ich tue. Und in diesem Kokon wohliger Sicherheit befinde ich mich seit fast dreißig Jahren.
    »Tut mir Leid«, sagt Luke schließlich. »Ich rede die ganze Zeit nur von mir. Vergessen wir das Thema. Worüber wolltest du mit mir reden?«
    »Nichts«, sage ich sofort. »Ist... schon gut. Egal. Das

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