Hochzeit zu verschenken
heiser hervor. »Das... ist aber eine Überraschung. Was machen Sie denn so früh schon hier?«
»Wenn es um meine Kundinnen geht, gibt es für mich kein früh und spät«, sagt Robyn und zwinkert mir zu. »Ich stehe Ihnen rund um die Uhr zur Verfügung.« Sie setzt sich auf den Sessel neben dem Bett und schenkt mir Kaffee ein.
»Aber wie sind Sie denn hereingekommen?«
»Ich habe das Schloss aufgebrochen. Kleiner Witz! Luke hat mich hereingelassen, als er ging.«
O Gott. Ich bin ganz allein mit ihr in dieser Wohnung. Ich stecke in der Falle. In ihrer Falle.
»Luke ist schon zur Arbeit gegangen?«
»Ich bin mir da nicht so sicher, ob er zur Arbeit gegangen ist.« Robyn denkt kurz nach. »Er sah eher aus, als würde er joggen gehen.«
»Joggen?«
Luke geht sonst nie joggen.
»So, jetzt trinken Sie mal Ihren Kaffee - und dann zeige ich Ihnen, worauf Sie schon so lange warten. Worauf wir alle schon so lange warten.« Sie sieht auf die Uhr. »In zwanzig Minuten muss ich ja wieder weg, wie Sie wissen!«
Verständnislos sehe ich sie an.
»Alles in Ordnung, Becky? Sie werden sich doch wohl noch daran erinnern, dass wir verabredet waren?«
Ganz langsam dämmert mir etwas. Wie ein Schatten hinter einem Gazevorhang bewegt sich etwas in meiner Erinnerung. Robyn. Zum Frühstück. Ach, ja.
Wieso habe ich mich auf ein Treffen zum Frühstück eingelassen?
»Natürlich kann ich mich erinnern!«, sage ich schließlich. »Ich bin nur ein bisschen... Sie wissen schon. Verkatert.«
»Schon verstanden!«, meint Robyn gut gelaunt. »Was Sie jetzt brauchen, ist frisch gepresster Orangensaft. Und ein gutes Frühstück. Ich sage es allen meinen Bräuten immer wieder: Man muss sich pflegen! Es hat überhaupt keinen Zweck, wochenlang zu hungern und dann vor dem Altar in Ohnmacht zu fallen. Hier, essen Sie ein Muffin.« Sie wühlt in ihrer Tasche. »Und sehen Sie mal hier! Endlich ist er da!«
Ich betrachte stumpf den Fetzen silberglänzenden Stoffes in ihrer Hand.
»Was ist das?«
»Der Stoff für die Ringkissen!«, sagt Robyn. »Habe ich extra aus China einfliegen lassen! Der Stoff, wegen dem wir Probleme mit dem Zoll hatten! Das haben Sie doch wohl nicht vergessen?«
»Ach! Nein, natürlich nicht«, beeile ich mich zu sagen. »Ja, der sieht ja... toll aus. Wirklich schön.«
»Dann wäre da noch etwas anderes, Becky«, sagt Robyn, packt den Stoff weg und sieht mich sehr ernst an. »Offen gestanden... mache ich mir langsam Sorgen.«
Wieder überkommt mich panische Nervosität und ich trinke einen Schluck Kaffee, um das zu verbergen.
»Ach, ja? Und was... worüber machen Sie sich Sorgen?«
»Wir haben noch keine einzige Antwort von den Gästen aus Großbritannien bekommen. Ist das nicht seltsam?«
Ich bringe vorübergehend keinen Ton heraus.
»Ah... ja«, stammele ich dann endlich. »Allerdings.«
»Außer von Lukes Eltern, die schon vor einer Weile zugesagt haben. Natürlich haben die ihre Einladung etwas früher bekommen, weil sie auf Elinors Gästeliste standen, aber trotzdem...« Sie schnappt sich meine Kaffeetasse und trinkt einen Schluck. »Hmm. Tut gut. Also, ich möchte ja niemandem einfach so schlechte Manieren unterstellen. Aber so langsam brauchen wir Zahlen. Darum wollte ich Sie fragen, ob es Ihnen recht wäre, wenn ich mal ein paar höfliche Anrufe tätige? Ich habe ja alle Telefonnummern von Ihrer Gästeliste auf meinem Computer...«
»Nein!« Jetzt werde ich plötzlich wach. »Sie rufen niemanden an! Ich meine... Sie bekommen die Antworten schon noch. Versprochen.«
»Ich finde das nur so merkwürdig!«, sagt Robyn. »Dass wir überhaupt noch nichts gehört haben... Es haben doch wohl alle ihre Einladungen erhalten, oder?«
»Ja, natürlich! Das ist bestimmt bloß ein Versehen.« Ich fange an, das Laken zu verknoten. »Sie werden innerhalb einer Woche etwas von den Gästen aus England hören. Das... garantiere ich Ihnen.«
»Na, das will ich aber auch hoffen! Der Countdown läuft nämlich! Es sind nur noch vier Wochen!«
»Ich weiß!«, antworte ich etwas schrill und trinke noch einen großen Schluck Kaffee. Ach, wenn das doch nur Wodka wäre!
Vier Wochen. Oh, Gott.
»Soll ich noch mal nachschenken?« Robyn steht auf -dann bückt sie sich. »Was ist das denn?«, fragt sie interessiert und hebt ein Blatt Papier vom Boden auf. »Ein Menü?«
Ich sehe auf- und mir bleibt das Herz stehen. Sie hat eins von Mums Faxen in der Hand.
Das Menü der anderen Hochzeit.
Sämtliche Faxe von Mum liegen hier.
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