Hochzeit zu verschenken
einen Stock gestützt aus der Kirche, und direkt hinter ihr folgt ein sehr pflichtbewusst aussehender junger Mann im Cut. Ein dünnes, blasses Mädchen mit riesigen Rehaugen hat einen enormen schwarzen Hut auf dem Kopf, einen Mops auf dem Arm und raucht Kette. In der Nähe des Tores zum Kirchhof steht eine ganze Armee fast identisch aussehender Brüder in Kilts, und ich muss daran denken, dass Suze mir mal von einer ihrer Tanten erzählte, die sechs Söhne bekommen hat, bevor sie endlich Mutter weiblicher Zwillinge wurde.
»Hier. Zieh das an«, erklingt auf einmal Lukes Stimme an meinem Ohr, und als ich mich umdrehe steht er da mit der Schaffelljacke in der Hand. »Du frierst doch.«
»Überhaupt nicht. Mir geht‘s gut.«
»Becky, es liegt Schnee«, beharrt Luke auf seiner Ansicht und legt mir einfach die Jacke um die Schultern. »Sehr schöne Hochzeit«, sagt er dann noch.
»Ja.« Zaghaft sehe ich zu ihm auf und frage mich, ob ich es wohl irgendwie schaffen könnte, das Gesprächsthema von vorhin wieder aufzunehmen. Aber Luke sieht zu Suze und Tarquin, die jetzt unter der Eiche fotografiert werden. Suze sieht absolut hinreißend aus, während Tarquin aus der Wäsche guckt, als stände er einem Erschießungskommando gegenüber.
»Ein sehr netter Kerl«, sagt Luke und nickt in Richtung Tarquin. »Bisschen seltsam, aber nett.«
»Ja. Ist er auch. Luke -«
»Möchten Sie ein Glas heißen Whisky?«, unterbricht mich ein mit einem Tablett bewaffneter Kellner. »Oder Champagner?«
»Heißen Whisky«, sage ich dankbar. »Danke.« Ich trinke ein paar Schlucke und schließe die Augen, während die Wärme sich in meinem Körper ausbreitet. Wenn sie doch nur auch bald bei meinen Füßen wäre, die sind nämlich ehrlich gesagt schon fast steif gefroren.
»Brautjungfer!«, schreit Suze auf einmal. »Wo ist Bex? Komm, du musst mit aufs Foto!«
Ich reiße die Augen auf.
»Hier!«, rufe ich und schmeiße die Schaffelljacke von mir. »Luke, hältst du mein Glas -«
Ich eile durch die Menschenmenge zu Suze und Tarquin. Und komischerweise ist mir jetzt, wo alle Leute mich angucken, überhaupt nicht mehr kalt. Ich setze mein strahlendstes Lächeln auf, halte richtig professionell meinen Blumenstrauß und hake mich bei Suze unter, wie der Fotograf es mir aufträgt. Zwischen den einzelnen Aufnahmen winke ich Mum und Dad zu, die in der ersten Reihe der Versammlung stehen.
»Wir machen uns langsam auf den Weg zurück zum Haus«, sagt Mrs. Gearing, als sie kommt und Suze einen Kuss gibt. »Den Leuten wird kalt. Ihr könnt da ja noch ein paar Bilder machen.«
»Okay«, sagt Suze. »Aber jetzt möchte ich erst noch ein paar Fotos von Bex und mir haben!«
»Gute Idee!«, freut Tarquin sich sofort und verliert keine Zeit, sich offensichtlich erleichtert zu seinem Vater zu gesellen, der genau so aussieht wie er selbst, bloß vierzig Jahre älter. Der Fotograf macht ein paar Bilder von Suze und mir, wie wir einander anstrahlen. Dann macht er eine Pause, um einen neuen Film einzulegen. Suze nimmt sich ein Glas Whisky von einem der Kellner und ich fasse mir vorsichtshalber mal an den Rücken, um zu fühlen, wie weit mein Kleid schon aufgegangen ist.
»Hör mal, Bex«, erklingt da eine Stimme an meinem Ohr. Ich drehe mich um und sehe mich einer sehr ernst dreinblickenden Suze gegenüber. Sie ist mir so nahe, dass ich jeden einzelnen Glitzerkrümel ihres Lidschattens sehen kann. »Ich muss dich was fragen. Du willst doch nicht wirklich zehn Jahre warten, bis du heiratest, oder?«
»Na ja... nein«, gebe ich zu. »Eigentlich nicht.«
»Und glaubst du, dass Luke der richtige Mann für dich ist? Ganz im Ernst jetzt, und ganz unter uns.«
Es schließt sich eine längere Pause an. Hinter mir höre ich jemanden sagen: »Ja, sicher, unser Haus ist natürlich ziemlich modern. Von achtzehnhundertdreiundfünfzig, glaube ich -«
»Ja«, sage ich schließlich und merke, wie mir dunkle Röte ins Gesicht steigt. »Ja, ich glaube, er ist es.«
Suze sieht mich noch eine ganze Weile forschend an - und scheint dann plötzlich zu einer Entscheidung zu kommen. »Okay!«, sagt sie und stellt ihren Whisky ab. »Dann werfe ich jetzt meinen Brautstrauß.«
»Was?« Ich glotze sie völlig entgeistert an. »Suze, das ist doch Quatsch! Du kannst deinen Brautstrauß jetzt noch nicht werfen!«
»Natürlich kann ich das! Ich kann ihn werfen, wann ich will.«
»Aber man wirft seinen Brautstrauß doch erst, wenn man losfährt in die Flitterwochen!«
»Ist
Weitere Kostenlose Bücher