Hochzeit zu verschenken
fahre ich lässig fort, »besteht natürlich auch kein echter Grund, die Sache hinauszuzögern, oder? Ich meine, jetzt, wo wir uns sozusagen entschieden haben, können wir es doch auch genau so gut... tun. Wozu noch lange fackeln?«
»Bist du dir sicher? Becky, ich will nicht, dass du dich zu irgendetwas gedrängt fühlst -«
»Ist schon okay. Ich bin mir sicher. Wir heiraten im Juni!«
Wir heiraten! Bald! Jippiiiiie! Da sehe ich mich schon wieder im Spiegel - und es hat sich ein riesiges, aufgeregtes Strahlen über meinem Gesicht ausgebreitet.
»Dann kann ich deiner Mutter also sagen, dass es am 22. sein wird.« Luke unterbricht mich in meinen Gedanken. »Darüber wird sie sich sicher freuen.« Er sieht auf die Uhr. »Oh, ich muss los.«
»Ach, ja«, sage ich und bemühe mich, ein klein wenig Begeisterung zu zeigen. »Du willst ja sicher nicht zu spät zu eurer Verabredung kommen.«
Luke verbringt den heutigen Tag mit seiner Mutter Elinor, die gerade einen Zwischenstopp in London einlegt auf ihrem Weg in die Schweiz. Offiziell heißt es, sie will ein paar alte Freunde besuchen und »die frische Bergluft genießen«. Dabei weiß doch sowieso jeder, dass sie sich in Wirklichkeit zum achtzigtausendsten Mal das Gesicht liften lässt.
Und heute Nachmittag werden Mum, Dad und ich uns mit den beiden zum Tee im Claridges treffen. Alle sind ganz aus dem Häuschen darüber, was für ein wunderbarer Zufall das ist, dass Elinor in England ist und dass die beiden Familien sich jetzt kennen lernen können. Aber jedes Mal, wenn ich an dieses Zusammentreffen denke, dreht sich mir fast der Magen um. Wenn wir uns mit Lukes richtigen Eltern - seinem Vater und seiner Stiefmutter, die in Devon leben - treffen würden, hätte ich überhaupt kein Problem damit. Aber die sind gerade in Australien, weil Lukes Halbschwester dahin ausgewandert ist, und kommen wahrscheinlich erst kurz vor der Hochzeit wieder. Das heißt, Lukes Familie besteht vorläufig einzig und allein aus Elinor.
Elinor Sherman. Meine zukünftige Schwiegermutter.
Okay... nicht dran denken. Und für heute gilt erst mal: Augen zu und durch.
»Luke...« Ich weiß nicht so recht, wie ich es sagen soll. »Was glaubst du, wie es wird? Diese erste Begegnung unserer Eltern? Du weißt schon - deine Mutter... und meine Mutter... Ich meine, sie sind sich nicht gerade besonders ähnlich, nicht?«
»Ach, das wird schon klappen! Die beiden werden sich hervorragend verstehen, da bin ich ganz sicher.«
Luke hat anscheinend keine Ahnung, wovon ich eigentlich rede.
Ich weiß ja, dass es nur gut ist, dass Luke seine Mutter so anbetet. Ich weiß, dass Söhne ihre Mütter lieben sollen. Und ich weiß, dass er sie als kleiner Junge kaum gesehen hat und dass er versucht, Versäumtes nachzuholen... aber trotzdem. Wie kann er ihr nur so ergeben sein?
Als ich in die Küche herunterkomme, ist Mum dabei, mit der einen Hand den Frühstückstisch abzuräumen, während sie sich mit der anderen Hand das schnurlose Telefon ans Ohr drückt.
»Ja«, sagt sie. »Genau. Bloomwood. B-1-o-o-m-w-o-o-d. Aus Oxshott, Surrey. Und Sie faxen das eben durch, ja? Danke. - Gut.« Sie legt das Telefon zur Seite und strahlt mich an. »Das war wegen der Anzeige in der Surrey Post.«
»Noch eine Anzeige? Mum, wie viele Anzeigen hast du denn jetzt schon geschaltet?«
»Nur so viele, wie absoluter Standard ist!«, verteidigt sie sich. »In der Times, im Telegraph, im Oxshott Herald und in der Esher Gazette.«
»Und in der Surrey Post.«
»Ja. Also nur... fünf.«
»Fünf!«
»Becky, du heiratest nur einmal!«
»Ich weiß. Aber im Ernst...«
»Jetzt hör mir mal zu.« Mum ist ganz rot im Gesicht. »Du bist unsere einzige Tochter, Becky, und da werden wir keine Kosten und Mühen scheuen. Wir wollen, dass du deine Traumhochzeit bekommst. Die Anzeigen, die Blumen, die Pferdekutsche, wie Suzie sie hatte... wir wollen, dass du das bekommst.«
»Mum, genau darüber wollte ich ja mit dir reden«, sage ich etwas betreten. »Luke und ich wollen uns an den Kosten beteiligen -«
»So ein Quatsch!«, fällt Mum mir brüsk ins Wort. »Davon wollen wir überhaupt nichts hören.«
»Aber -«
»Wir haben es uns immer so gewünscht, eines Tages für eine Hochzeit bezahlen zu dürfen. Wir haben sogar extra dafür gespart, und das schon seit ein paar Jahren.«
»Im Ernst?« Ungläubig sehe ich sie an, während ich gleichzeitig entsetzlich emotional werde. Mum und Dad haben die ganze Zeit gespart und nie ein Wort
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