Hochzeit zu verschenken
gemacht.«
»Einen Scherz?«
»Ja!«, behaupte ich trotzig.
»Verstehe.« Luke nimmt mich beim Arm, als mein Schritt auf den Kokosmatten etwas unsicher wird. »Das heißt, du bist immer noch fest entschlossen, mit dem Heiraten noch acht Jahre zu warten.«
»Ja, natürlich.« Ich nicke. »Mindestens acht Jahre.«
Schweigend setzen wir unseren Weg fort. Weit hinter uns höre ich, wie Hufe sich über Kies arbeiten - das muss Suzes Kutsche sein, die jetzt losfahrt.
»Oder wer weiß, vielleicht auch nur sechs«, füge ich so lässig wie möglich hinzu. »Oder... womöglich auch nur fünf. Kommt ganz drauf an.«
Wieder schließt sich ein langes Schweigen an, in dem unsere regelmäßigen Schritte auf dem weichen Boden umso mächtiger klingen. Es macht sich eine sehr merkwürdige Atmosphäre zwischen uns breit, und ich wage es kaum, Luke anzusehen. Ich räuspere mich, wische mir über die Nase und überlege, welchen Kommentar ich über das Wetter machen könnte.
Als wir das Tor zum Kirchhof erreichen, dreht Luke sich zu mir um und sieht mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nicht oft an ihm sehe.
»Jetzt mal im Ernst, Becky«, sagt er. »Willst du wirklich fünf Jahre warten?«
»Ich... ich weiß nicht«, sage ich verwirrt. »Du?«
Jetzt schweigen wir schon wieder, und mein Herz fängt wie wild an zu klopfen.
Oh, Gott! Oh, mein Gott! Vielleicht macht er mir ja jetzt... Vielleicht fragt er mich jetzt »Ah! Die Brautjungfer!« Der Pfarrer kommt aus dem Portal, und Luke und ich zucken erschrocken zusammen. »Sind Sie bereit für Ihren Einsatz auf dem Mittelgang?«
»Ich äh... glaube schon«, sage ich und bin mir dabei Lukes Blicks sehr bewusst. »Ja.«
»Sehr schön! Dann gehen Sie am besten schon mal hinein!«, spricht der Pfarrer Luke an. »Sie wollen den großen Augenblick doch wohl nicht versäumen?«
»Nein«, antwortet Luke nach einer Pause. »Nein, das will ich nicht.«
Er haucht mir einen Kuss auf die Schulter und geht hinein, ohne noch ein Wort zu sagen, und ich starre völlig verwirrt hinter ihm her.
Das, worüber wir gerade geredet haben, war das... Wollte Luke damit etwa sagen...
Dann höre ich Hufe und werde aus meinen Tagträumereien gerissen. Ich drehe mich um und sehe Suzes Kutsche die Straße herunterrumpeln. Ich komme mir vor wie in einem Märchen. Suzes Schleier weht im Wind, und sie lächelt einigen Schaulustigen am Straßenrand glücklich zu. Sie ist so schön wie nie zuvor.
Ich hatte wirklich nicht vor zu weinen. Im Gegenteil, ich hatte mir sogar schon eine Strategie ausgedacht, wie ich eventuell aufkommende Tränen ganz schnell unterdrücken könnte (indem ich das Alphabet rückwärts und mit französischem Akzent aufsage). Aber schon als ich Suze dabei helfe, die Schleppe zu entwirren, wird mir feucht um die Augen. Und als die Orgelmusik einsetzt und wir ganz langsam in die voll besetzte Kirche einziehen, muss ich alle zwei Takte im gleichen Atemzug mit der Orgel kräftig schniefen. Suze hält sich am Arm ihres Vaters fest, ihre Schleppe gleitet über den Steinfußboden. Ich schreite anmutig hinterdrein, versuche, nicht mit den Absätzen den Boden zu berühren, und hoffe inständig, es möge niemandem auffallen, dass mein Kleid dabei ist, sich in Wohlgefallen aufzulösen. Wir kommen nach vorne - und da wartet Tarquin mit seinem Trauzeugen. Er ist immer noch genau so groß und knochig wie immer, und sein Gesicht hat für meinen Geschmack immer noch etwas von einem Wiesel an sich, aber ich muss zugeben, dass er in seinem Kilt und der Felltasche eine ziemlich gute Figur macht. Und jetzt sieht er Suze so offenkundig verliebt und bewundernd an, dass meine Nase schon wieder anfängt zu kribbeln. Er dreht sich ein bisschen, sieht mich an und lächelt nervös. Ich lächele peinlich berührt zurück. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass ich ich jemals wieder angucken kann, ohne an das zu denken, was Caroline mir erzählt hat.
Der Pfarrer beginnt mit seiner »Liebe Gemeinde, wir haben uns heute hier versammelt«-Rede, und ich merke, wie ich mich endlich entspanne. Ich werde jedes einzelnevertraute Wort genießen. Das hier ist, als würde ich den Anfang eines meiner Lieblingsfilme sehen, in dem dieses Mal meine beiden besten Freunde die Hauptrollen spielen.
»Susan, willst du diesen Mann, den Gott dir anvertraut, als deinen Ehemann lieben und ehren?« Der Pfarrer hat riesige, buschige Augenbrauen, die er bei jeder Frage hochzieht, als hätte er Angst, die Antwort könnte »Nein«
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