Hochzeit zu verschenken
lauten. »Willst du die Ehe mit ihm nach Gottes Gebot und Verheißung führen... in guten wie in schlechten Tagen... bis dass der Tod euch scheidet? So antworte: Ja, ich will.«
Es tritt eine kleine Pause ein - dann sagt Suze mit glockenklarer Stimme: »Ja, ich will.«
Ich wünschte, Brautjungfern müssten auch etwas sagen. Müsste ja nicht viel sein, nur ein kleines »Ja« oder »Ich will« oder so.
Als wir zu der Stelle kommen, wo Suze und Tarquin sich die Hand geben sollen, reicht Suze mir ihren Brautstrauß, und ich nutze die Gelegenheit, um mich kurz umzudrehen und einen Blick auf die versammelte Gemeinde zu werfen. Die Kirche ist proppenvoll, manche haben nicht mal mehr einen Sitzplatz bekommen. Ich sehe eine Menge strammer Männer in Kilts und Frauen in Samtkostümen, außerdem Fenny mit einer ganzen Horde ihrer Londoner Freundinnen, die anscheinend allesamt Philip-Treacy-Hüte tragen. Und da ist Mum. Sitzt ganz eng an Dad gedrückt und hält sich ein Taschentuch an die Augen. Sie sieht auf, begegnet meinem Blick, und ich lächele sie an - worauf sie von einem neuen Weinkrampf geschüttelt wird.
Ich drehe mich wieder nach vorne um. Suze und Tarquin knien nieder und der Pfarrer verkündet mit ernster Stimme: »Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.«
Ich blicke zu Suze, die ihren Tarquin glücklich anstrahlt. Sie ist vollkommen hin und weg. Und jetzt gehört sie zu ihm. Zu meiner Überraschung fühle ich mich auf einmal ziemlich leer. Suze ist verheiratet. Jetzt ist alles anders.
Es ist jetzt ein Jahr her, seit ich nach New York gezogen bin, und ich habe jede Minute dieser Zeit genossen. Keine Frage. Aber jetzt wird mir plötzlich klar, dass ich unbewusst die ganze Zeit noch im Hinterkopf hatte, dass ich, falls alles schieflaufen sollte, jederzeit zurückkommen und wie früher mit Suze zusammenwohnen konnte. Und jetzt... kann ich das nicht mehr.
Suze braucht mich nicht mehr. Sie hat jemand anders, der in ihrem Leben immer an erster Stelle stehen wird. Ich sehe dabei zu, wie der Pfarrer die Hände auf Suzes und Tarquins Kopf legt, um das Paar zu segnen - und mir schnürt sich die Kehle zu beim Gedanken an die schöne Zeit, die wir miteinander hatten. Ich denke an den Abend, an dem ich ein fürchterliches Curry gekocht habe, um Geld zu sparen, und daran, wie Suze hartnäckig behauptete, es sei köstlich, obwohl ihr fast der Mund verbrannte. Ich denke daran, wie sie versucht hat, den Direktor meiner Bank zu verfuhren, damit er mir einen größeren Überziehungskredit gibt. Sie war immer für mich da, wenn ich irgendwie in Schwierigkeiten steckte.
Und das ist jetzt vorbei.
Auf einmal brauche ich dringend Bestätigung. Ich drehe mich um, lasse den Blick über die Gäste schweifen und suche Luke. Zunächst kann ich ihn nicht ausmachen, und obwohl ich weiterhin tapfer und selbstsicher lächele, steigt in mir regelrechte Panik auf- wie bei einem Kind, das nach der Schule plötzlich allein auf dem Schulhof steht, weil alle anderen Kinder bereits abgeholt worden sind.
Bis ich ihn dann plötzlich sehe. Er steht hinter einer der letzten Säulen - groß und dunkel und felsenfest - und sieht mir direkt in die Augen. Er sieht mich an, und niemanden sonst. Und während ich seinen Blick erwidere, fühle ich mich schon deutlich besser. Ich bin abgeholt worden. Alles wird gut.
Als wir aus der Kirche kommen, werden wir von Menschen, die sich draußen auf der Straße versammelt hatten, bejubelt, und die Glocken läuten auch schon wieder.
»Herzlichen Glückwunsch!«, rufe ich und drücke Suze ganz fest an mich. »Dir auch, Tarquin!«
Ich war in Tarquins Gegenwart eigentlich immer irgendwie verlegen. Aber jetzt, wo ich ihn mit Suze sehe - jetzt, wo er mit Suze verheiratet ist - lässt diese Verlegenheit ganz schnell nach.
»Ihr werdet wahnsinnig glücklich miteinander, das weiß ich«, gebe ich ihm mit auf den Weg. Ich küsse ihn auf die Wange, und wir müssen beide lachen, als jemand uns mit Konfetti bewirft. Die Gäste ergießen sich bereits aus der Kirche wie Bonbons aus einem Bonbonglas, sie reden und lachen und rufen einander fröhlich irgendwelche Sachen zu. Sie wuseln um Suze und Tarquin herum, küssen sie, umarmen sie, schütteln ihnen die Hände - und ich entferne mich ein bisschen von dem Getümmel und frage mich, wo Luke ist.
Der gesamte Kirchhof ist voller Leute, und ich betrachte unwillkürlich einige von Suzes Verwandten. Ihre Großmutter kommt sehr langsam und hoheitsvoll auf
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