Hochzeit zu verschenken
gehen, aber Ihr Anruf ist mir selbstverständlich sehr wichtig...«
Robyn ist wahrscheinlich schon auf dem Weg zu unserer Verabredung beim Konditor, fällt mir da ein. Ich könnte versuchen, sie da zu erreichen. Oder eine Nachricht hinterlassen.
Aber als ich ihre fröhliche, zwitschernde Stimme höre, beschleicht mich plötzlich so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Robyn hat sich schon so viel Arbeit gemacht. Und ehrlich gesagt, habe ich sie richtig lieb gewonnen. Ich kann ihr nicht einfach am Telefon sagen, dass alles vorbei ist. Frisch entschlossen lege ich auf und schnappe mir meine Tasche.
Ich werde mich richtig erwachsen verhalten, zu dieser Konditorei gehen und es ihr persönlich sagen.
Um Elinor kümmere ich mich dann später.
Ehrlich gesagt, stehe ich ja gar nicht so besonders auf Hochzeitstorten. Ich esse zwar immer ein Stück, aber vor allem deswegen, weil es angeblich Unglück bringt, wenn man es nicht tut oder so. Aber im Grunde wird mir von dem vielen englischen Kuchen und dem Marzipan und dem betonmäßigen Zuckerguss immer ein bisschen schlecht. Und jetzt bin ich noch dazu so nervös, weil ich Robyn sagen muss, dass alles abgeblasen wird, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, auch nur einen Krümel zu essen.
Und doch läuft mir schon kurz nach meiner Ankunft in der Konditorei das Wasser im Mund zusammen. Der Showroom ist groß und auf Grund riesiger Fenster schön hell, und es liegt dieser oberköstliche, süße Zucker-Butter-Duft in der Luft. Es sind enorm hohe, mehrstöckige Torten ausgestellt, sowie massenweise Blumendekoration in durchsichtigen Schachteln. An diversen Marmortischen sitzen fleißige Menschen, die Rosen aus Zuckerguss fertigen und Efeuranken aus Zucker anmalen.
Während ich unentschlossen am Eingang herumstehe, verlässt eine ziemlich dünne junge Frau in Jeans und hochhackigen Sandalen in Begleitung ihrer Mutter den Laden. Die beiden streiten sich.
»Du hättest doch nur mal kosten sollen«, regt die Mutter sich auf. »So viele Kalorien wären das ja wohl kaum gewesen!«
»Das ist mir egal«, antwortet die Tochter tränenerstickt. »Ich will zu meiner Hochzeit Größe 4 tragen, und wenn es mich umbringt!«
Größe 4!
Mein Gott, jetzt bin ich schon so lange in den USA, aber die amerikanischen Kleidergrößen machen mich immer noch total fertig. Was wäre das doch gleich im echten Leben?
Größe 34.
Na, da fühle ich mich doch schon gleich viel besser.
»Becky!« Da kommt Robyn. Sie wirkt ein bisschen aufgeregt. »Hallo! Sie haben es geschafft!«
»Robyn.« Ich spüre, wie mein Magen sich nervös zusammenzieht. »Hören Sie. Ich muss mit Ihnen reden. Ich habe schon versucht, Elinor zu erreichen, aber sie war... Egal. Ich muss Ihnen etwas... sagen.«
»Selbstverständlich«, antwortet Robyn, die nicht ganz bei der Sache ist. »Antoine und ich sind in einer Minute bei Ihnen. Im Moment müssen wir aber erst mal eine kleine Krise bewältigen.« Sie senkt die Stimme. »Kleiner Unfall mit einer der Torten. So ein Pech aber auch.«
»Miss Bloomwood?« Vor mir steht ein Mann mit grauen Haaren und funkelnden Augen in weißer Koch-Montur. »Isch bin Antoine Montignac. Der Ochzeitstorten-Konditor. Vielleischt aben Sie misch bereits in meiner eigenen Fernsehsendung gesehen?«
»Antoine, ich glaube nicht, dass wir das Problem mit... mit der anderen Kundin... ganz gelöst haben«, merkt Robyn vorsichtig an.
»Bin in einer Sekunde bei Ihnen.« Er bedeutet ihr mit einer Geste zu verschwinden. »Miss Bloomwood. Setzen Sie sisch.«
»Ich bin mir eigentlich gar nicht sicher, ob ich überhaupt...«, fange ich an. Doch bevor ich weiß, wie mir geschieht, sitze ich auch schon auf einem eleganten Stuhl an einem polierten Tisch, und Antoine breitet glänzende Fotos seiner Werke vor mir aus.
»Isch erschaffe Ihnen die Torte Ihrer Träume. Und isch werde Ihre Träume übertreffen«, erläutert er bescheiden. »Es gibt keine Idee, die meine Kreativität überfordern könnte.«
»Ach, ja?« Ich betrachte das Foto von einer spektakulären, sechsstöckigen Hochzeitstorte mit Zuckertulpen, dann das Bild einer Torte in Form von fünf unterschiedlichen Schmetterlingen. So große Torten habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Und die Dekorationen!
»Und im Inneren sind die Torten alle schlichter englischer Kuchen, ja?«
»Englischer Kuchen? Non, non, north, Antoine lacht. »Das ist eine sähr britische Sitte, das mit dem englischen Kuchen zur Ochzeit. Diese Torte ier zum
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